Postkoitale Tristesse: Merkmale und Ursachen

Hast du schon einmal von postkoitaler Tristesse gehört? In unserem heutigen Artikel werden wir dir mehr über diese Traurigkeit nach dem Sex erzählen!
Postkoitale Tristesse: Merkmale und Ursachen
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 12. Juli 2023

Einige Menschen fühlen sich nach dem Sex deprimiert. Dieser Zustand wird als postkoitale Tristesse bezeichnet. Wenn der Geschlechtsverkehr nur sehr kurz war und der Betroffene keinen Orgasmus hatte, ist dieses Gefühl vollkommen normal.

Einige Studien deuten darauf hin, dass 10 Prozent der Bevölkerung postkoitale Tristesse erleben. Dabei handelt es sich um eine unerklärliche Traurigkeit nach dem Geschlechtsverkehr. Allerdings hängt sie nicht unbedingt mit dem Akt an sich zusammen. Es kann durchaus passieren, dass du eine angenehme Erfahrung hattest und dich dennoch anschließend deprimiert fühlst.

Aber postkoitale Tristesse ist keine Krankheit oder Funktionsstörung. In den meisten Fällen hat dieser emotionale Zustand keine ernsthaften Konsequenzen. Wenn er aber für lange Zeit anhält, könnte dies auf ein tiefergehendes Problem hindeuten.

Bisher hat die Wissenschaft noch nicht alle Aspekte in Bezug auf diesen emotionalen Zustand beleuchtet. Obwohl es mehrere Theorien diesbezüglich gibt, müssen wir feststellen, dass keine dieser Theorien alle Ursachen erklären kann. Was für einige Menschen zutreffend ist, trifft nicht auf andere zu. Das liegt daran, dass postkoitale Tristesse aufgrund zahlreicher Faktoren auftreten kann.

Postkoitale Tristesse - Mann sitzt auf dem Bett

Postkoitale Tristesse, was ist das genau?

Das International Journal of Sexual Health publiziert eine Studie über Depressionen nach dem Sex. Obwohl die Symptome individuell unterschiedlich sein können, tritt als Hauptsymptom eine Traurigkeit direkt nach dem Geschlechtsverkehr auf. Allerdings scheint dieses Gefühl unerklärlich zu sein, da es offensichtlich nicht mit dem Vergnügen korreliert, das während der Erfahrung empfunden wurde.

Normalerweise hält dieser emotionale Zustand für einige Minuten an. Aber es gibt auch Menschen, bei denen er für mehrere Stunden anhält und manche fühlen sich sogar einige Tage lang deprimiert.

Die Betroffenen beschreiben dies als Gefühl der Leere. Ihnen ist nach Weinen zumute, aber sie können sich nicht erklären, warum. Darüber hinaus fühlen sie sich reizbar, schlecht gelaunt und haben das Bedürfnis, sich zurückzuziehen.

Die physiologischen Ursachen

Nach Angaben der Doktoren Brian Bird, Robert Schweitzer und Donald Strassberg, welche diesen Zustand untersucht haben, tritt während des Geschlechtsverkehrs eine Art hormonelle Veränderung auf. Nach dem Höhepunkt versucht der Körper dann, sich zu stabilisieren. Diese Dynamik führt zu einem abrupten Abfall des Hormonspiegels, was zu einem depressiven Gefühl führt.

Dr. Richard A. Friedman ist der Direktor der Abteilung für Psychiatrie des Weill Cornell Medical College. Laut seinen Aussagen kommt es während des Orgasmus zu einem starken Abfall der Amygdala-Aktivität. Diese Hirnregion reguliert das Gefühl von Angst.

Infolgedessen nimmt das Gefühl von Angst und allem, was damit zusammenhängt, während des Sex erheblich ab. Nach einem Orgasmus will sich das Gehirn dann schnell wieder von diesen Empfindungen regenerieren, weil dies überlebenswichtig ist. Und das ist auch der Grund, warum diese Emotionen dann schlagartig verschwinden, was zu einem seltsamen Gefühl der Leere führt.

Postkoitale Tristesse: psychische Ursachen

Der Mensch ist nicht nur reine Biologie. Daher kann eine postkoitale Tristesse auch nicht einzig und alleine durch Hormone und Neurotransmitter erklärt werden. Denn wenn dies der Fall wäre, würde jeder Mensch an postkoitaler Tristesse leiden. Es gibt jedoch bemerkenswerte Unterschiede in Bezug auf diesen Aspekt. Dies liegt daran, dass auch symbolische Elemente zu Gefühlen führen.

Einige Psychologen haben darauf hingewiesen, dass postkoitale Tristesse bei den Menschen intensiver auftritt, die gemischte Gefühle in Bezug auf Sex haben. Manchmal haben Menschen aufgrund ihrer strengen Erziehung, persönlicher Merkmale oder traumatischer Erfahrungen Schuldgefühle, wenn sie lustvollen Sex erleben.

Darüber hinaus könnte dieses Gefühl auftreten, wenn jemand nicht zum Orgasmus kommen kann. Infolgedessen fühlt sich die betroffene Person frustriert, was sich wiederum in Depression manifestiert.

Postkoitale Tristesse - schlafendes Paar

Wann solltest du dir Sorgen machen?

Dieser Zustand tritt häufiger bei Frauen als bei Männern auf. Wie wir bereits erwähnt haben, ist postkoitale Tristesse in den meisten Fällen etwas völlig Normales. Wenn sie nach wenigen Minuten wieder abklingt, musst du dir keine Sorgen machen.

Sowohl die Dauer der Emotion als auch die jeweilige Intensität sind zwei bestimmende Faktoren. Wenn diese Traurigkeit für lange Zeit andauert und außerdem sehr intensiv erlebt wird, ist es wahrscheinlich, dass sich dahinter ein anderes Problem verbirgt. Es könnte sich beispielsweise um die Manifestation einer ernsthafteren Depression handeln, die professionelle Behandlung erfordert.

Andererseits könnte diese Traurigkeit auch durch schlechten Sex oder die Einstellung deines Sexualpartners entstehen. Wenn dies der Fall ist, kann postkoitale Tristesse ein Hinweis auf ein Problem in der Beziehung sein. Wenn das Problem weiterhin besteht, ist es daher am besten, einen Experten zu konsultieren.


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  • Araya Baltra, R., Rojas Castillo, G., & Fritsch Montero, R. (2000). Depresión y género en Santiago de Chile. Acta Psiquiatr Psicol Am Lat, 46(4), 325-35.

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