Hochfunktionale Depression: Signale, um sie zu erkennen

Die hochfunktionale Depression versteckt sich hinter Produktivität und Perfektionismus. Erfahre heute mehr darüber!
Hochfunktionale Depression: Signale, um sie zu erkennen
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 15. November 2021

Die hochfunktionale Depression ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Betroffene Personen gehen ihrer Arbeit nach, treiben Sport, sind in sozialen Netzwerken aktiv und begrüßen andere mit einem Lächeln. Hinter dieser scheinbaren Normalität verbirgt sich jedoch eine Art Depression, die sich jahrelang durch sehr ernste Episoden äußern kann.

Depressionen sind normalerweise daran zu erkennen, dass Betroffene lustlos und traurig sind und sich nicht in der Lage fühlen, sich den Herausforderungen des Alltags zu stellen. Doch nicht immer ist der Zustand permanenten Leidens an diesen Symptomen zu erkennen, denn es kann auch zu einer maskierten Hilflosigkeit und versteckten Symptomen kommen.

Die hochfunktionale Depression versteckt sich hinter normalem Verhalten und alltäglichen Tätigkeiten. Im Verborgenen entwickelt sich allmählich ein tiefes Unwohlsein, das oft bereits am Morgen beginnt. Die ersten Tagesstunden werden von tiefer Angst begleitet, mit dem Druck, alle Verpflichtungen zu erfüllen und sich den täglichen Herausforderungen zu stellen.

Diese Situation kann zu einer schweren, chronischen Depression führen.

“Ruhm liegt nicht darin, niemals zu fallen, sondern jedes Mal wieder aufzustehen, wenn wir gescheitert sind.
Konfuzius

Mann sitzt verzweifelt auf einer Treppe

Hochfunktionale Depression: Wie äußert sie sich?

Die hochfunktionale Depression beschreibt eine klinische Dysthymie. Sie hat jedoch eine Besonderheit, die sich von der klassischen Diagnose unterscheidet: Betroffene leiden nicht an einem Energiemangel. Sie sind sehr perfektionistisch und genehmigen es sich nicht, Fehler zu machen oder aufzuhören.

So kann jemand, der mit einer Dysthymie kämpft, jeden Tag aufstehen und seine Verpflichtungen erfüllen. Es kann sich um erfolgreiche und hochkompetente Menschen handeln, von denen wir niemals vermuten würden, dass sie in ihrem Inneren mit Qual, Verzweiflung und Unglück kämpfen.

Die hochfunktionale Depression ist eine ernste Erkrankung, die in manchen Fällen mit einem erhöhten Suizidrisiko einhergeht. Die Umgebung weiß meist nichts über das Leid des betroffenen Menschen, der scheinbar ein perfektes Leben führt. Das dramatische Ende erfolgt in der Regel völlig unerwartet und überraschend.

Ebenso dürfen wir über einen wichtigen Aspekt nicht hinwegsehen. Aus Studien, wie eine an der University of Medicine der University of Pittsburgh (USA) durchgeführte Forschungsarbeit, geht hervor, dass fast 6 Prozent der Bevölkerung an Dysthymie leidet. Wenn diese ernste Krankheit nicht erkannt oder keine professionelle Hilfe in Anspruch genommen wird, kann dies schwerwiegende Folgen haben.

Wir gehen anschließend näher auf die Symptome ein, die auf eine hochfunktionale Depression hinweisen könnten.

Ärztin arbeitet bei Nacht

Betroffene erleben keine Freude, Hoffnung oder Motivation

Menschen mit hochfunktionaler Depression sind nicht in der Lage, positive Emotionen auszudrücken. Sie erleben keine Freude, sind nicht motiviert, Ziele zu erreichen und können ihre Freizeit oder Hobbys nicht genießen. Sie versuchen trotzdem, normal zu wirken, effizient zu sein und ihr Wohlbefinden zu simulieren.

Hochfunktionale Depression: Unerbittliche Selbstkritik

Wie bereits kurz erwähnt, leiden vor allem sehr selbstkritische Menschen an dieser Art der Depression, die viel von sich verlangen. Sie sind perfektionistisch und leistungsorientiert, stehen zwischen Erschöpfung und ihren eigenen Leistungserwartungen und erlauben es sich nicht, Fehler zu machen oder zu versagen. Sie betrachten eine Realität voller Fehler und Scheitern, was ihr Leiden zusätzlich verstärkt.

Kleinigkeiten werden zum Problem

Unpünktlichkeit, eine volle U-Bahn, die Vergesslichkeit des Partners, ein chaotisches Kinderzimmer… all diese alltäglichen “Störungen” sind für Betroffene problematisch und stellen eine große Belastung dar. Kleinigkeiten können sie zum Verzweifeln bringen, denn Perfektionismus ist ihre Priorität. 

Deshalb reagieren sie oft zu stark und leiden an intensivem Stress. Allerdings verlangen sie sich in diesen Situationen noch mehr Produktivität ab, um zu versuchen, die Probleme zu lösen. Die psychologischen Folgen sind jedoch enorm. Sie zwingen sich selbst, so lange weiterzumachen, bis sie nicht mehr können.

Mann mit Fernseher als Kopf

Hochfunktionale Depression: Unwirksame Bewältigungsstrategien

Betroffene Menschen leiden oft lange Zeit an Dysthymie, sind sich allerdings über ihre Qualen und ihr Unglück bewusst. Dies treibt sie jedoch nicht dazu an, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Meist entscheiden sie sich, ihre eigenen Strategien zu entwickeln, um mit dieser Situation klar zu kommen.

Diese Auswege sind jedoch keine Lösung, sondern eine Flucht. Sie tarnen damit ihre Probleme und verdrängen sie. Menschen mit hochfunktionaler Depression zwingen sich selbst, ihre Lieblingsserie anzusehen, intensiv Sport zu treiben und Produktiv zu sein. In extremen Fällen kann dies zum Alkohol- oder Drogenkonsum führen.

Sie sind nicht fähig, innezuhalten und zuzugeben, dass sie Hilfe benötigen. Sie leben schnell, um sich selbst ihre Effizienz zu beweisen und die Realität zu verbergen, die ernst und beunruhigend ist.

Die Wirklichkeit, die sich hinter dieser Art von Depression versteckt, ist, dass Betroffene nicht mit sich selbst und ihrem Alltag umgehen können. Sie sind nicht fähig, die Bremse zu ziehen, ihr Problem zuzugeben und um Hilfe zu bitten. Dysthymie kann behandelt werden und betroffene Menschen können durch eine Therapie ihre Lebensqualität verbessern, ihre Gefühle verstehen und ihren Alltag einfacher bewältigen.


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