Personalpsychologie – die wichtigsten Fakten und Anwendungsbeispiele
Motivierte, engagierte Mitarbeiter bringen Unternehmen nach vorn: Sie erarbeiten kreative Ideen für den Firmenerfolg und leisten weit mehr als den berüchtigten „Dienst nach Vorschrift“. In Zeiten, in denen „quiet quitting“, auf Deutsch „stille Kündigung“, branchenübergreifend thematisiert wird, kommt der Personalpsychologie immense Bedeutung zu. Was steckt hinter dem Begriff, wo kommt der Teilbereich der Arbeitspsychologie zur Anwendung und warum ist er so wichtig?
Was ist Personalpsychologie?
Im Sinne einer effektiven Unternehmensführung kommen Organisationen kaum an der Notwendigkeit vorbei, sich mit dem Verhalten und Erleben der Beschäftigten auseinanderzusetzen. Das Ziel personalpsychologischer Maßnahmen ist es, die Kompetenzen des Einzelnen so einzusetzen, dass sie zum Erfolg des Betriebs ebenso beitragen wie zur Zufriedenheit des Arbeitnehmers.
So gehören Aufgaben wie die Beratung und das Coaching von Fach- und Führungskräften ebenso zur Personalpsychologie wie die (Mit-)Auswahl neuer Mitarbeiter und die Vorbereitung sowie Analyse von Interviews und psychologischen Einstellungstests. Personalpsychologen übernehmen die Potenzialanalyse qualifizierter Kandidaten und gleichen sie mit den Werten und Zielen des Unternehmens ab. Psychologische Kompetenzprofile für bestimmte Rollen im Organisationsgefüge, wie etwa Führungskräfte oder Projektleiter, können dazu beitragen, Prozesse straffer zu gestalten und dabei das Betriebsklima zu verbessern.
Dazu kommen Projekte für eine nachhaltige Personalentwicklung, die Bedarfsanalyse für Fort- und Weiterbildungen, Kompetenz- und Potenzialanalysen bestehender Mitarbeiter und die Erarbeitung von individuellen, auf Mitarbeiter und Unternehmensziele abgestimmte Lernumgebungen.
Abgrenzung der Personalpsychologie zu verwandten Disziplinen
Die Personalpsychologie weist zum Teil starke Überschneidungen mit weiteren psychologischen Anwendungsfeldern aus. Als Teilgebiet der Wirtschaftspsychologie umfasst sie zum Beispiel auch organisations- und arbeitspsychologische Faktoren, etwa wenn es um die Personaleinsatzplanung oder das Verhalten des Individuums innerhalb des Betriebs geht. Wie also lässt sich die Personalpsychologie von verwandten Disziplinen abgrenzen?
Während etwa die Organisationspsychologie sich mit dem weiten Feld des Erlebens und Verhaltens von Menschen innerhalb von Organisationen beschäftigt, fokussiert sich die Personalpsychologie insbesondere auf Tätigkeitsfelder der Personalabteilung: die Auswahl sowie die Entwicklung der Beschäftigten innerhalb des Betriebsgefüges.
Hinter der prägnanten Zusammenfassung der Aufgaben stecken facettenreiche Themenfelder. So erfordert eine optimale Auswahl potenzieller neuer High Performer nicht nur, diese aufzuspüren. Vielmehr haben die „besten Köpfe“ Ansprüche – schließlich sind sie gefragt. Herauszufinden, ob Bewerber und Betrieb zusammenpassen, die Positionierung innerhalb der Branche, die Philosophie und die Ziele des Unternehmens den Wünschen und Erwartungen des Kandidaten entsprechen – all das sind Aufgaben der Personalpsychologie.
Mehr Wissen für Personaler: Grundlagen der Personalpsychologie gewinnbringend einsetzen
Vor allem in kleinen und mittelständischen Betrieben fehlen oftmals die Kapazitäten für Personalpsychologen im eigenen Haus. Dabei eröffnet die Beschäftigung und Anwendung spezifischer Themen lukrative Potenziale für die Mitarbeiterentwicklung – und damit direkt für den Erfolg am Markt. Das nützt Unternehmen mit weniger als 50 Angestellten ebenso wie Großbetrieben und Konzernen.
Die Personalabteilung tut folglich gut daran, sich ein Basiswissen psychologischer Werkzeuge anzueignen. Mit ausgeklügelten Interviewfragen, Einstellungstests und einer durchdachten Vorauswahl lassen sich vielversprechende Bewerber erkennen und High Performer in der Belegschaft finden. Einen ersten Überblick bietet etwa das Werk „Crashkurs Personalpsychologie“ von Uwe Kanning.
Darüber hinaus vermitteln Seminare und Fortbildungen zum Thema praktisches Know-how, das HR direkt anwenden kann. Tipp: Das Wissen muss nicht zwingend im klassischen Präsenzunterricht erworben werden. E-Learning-Kurse führen die Mitarbeiter auf Wunsch auch unterwegs, nach Feierabend oder in der Pause durch und können die Lerneinheiten so häufig wiederholen, wie es ihnen notwendig erscheint.
Personalpsychologie als Mittel zur Optimierung der Unternehmenskultur
Teams, die gerne für ihr Unternehmen Höchstleistungen bringen, sich in der Betriebsstruktur wohl und aufgehoben fühlen; Vorgesetzte, die das Beste aus ihren Beschäftigten herausholen, sie fordern und fördern – und dazu über das richtige (psychologische) Handwerkszeug verfügen: Was klingt wie ein schwer zu erreichender Idealzustand, kann mithilfe der Personalpsychologie zum betrieblichen Alltag werden. So ist es für Unternehmen praktisch unverzichtbar, zumindest die Grundsätze der Disziplin bei der Personalsuche und -entwicklung anzuwenden.