Oriana Fallaci - Die Biographie einer wortgewandten Zeitzeugin

Oriana Fallaci war eine mutige und talentierte Frau, die mit ihrer wunderbaren Schreibweise ganze Generationen faszinierte. Sie zählt zu den einflussreichsten Journalistinnen des 20. Jahrhunderts und setzte ein Vorher und Nachher in der Geschichte des Journalismus.
Oriana Fallaci - Die Biographie einer wortgewandten Zeitzeugin
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 18. Mai 2023

Oriana Fallaci war eine der meistgelesenen und gefeierten Journalistinnen der Welt sowie eine der Ikonen der vierten Gewalt. Sie zeigte, dass der Journalismus Ereignisse verändern kann, wenn er bestimmten Prinzipien folgt. Ihre 12 Bücher verkauften sich Schätzungen zufolge mindestens 20 Millionen Mal und sind in über 20 Sprachen erhältlich.

Fallaci stach vor allem als begnadete Interviewerin hervor, weil niemand die verborgensten Seiten von Prominenten und Figuren in Machtpositionen so aufdecken konnte wie sie. Es verwundert daher nicht, dass sie einige der einflussreichsten Figuren des 20. Jahrhunderts interviewt hat. Manche sind der Meinung, dass jeder sie hasste und dass dies für Fallaci ein Zeichen war, dass sie etwas richtig gemacht hat.

Neben ihrer Arbeit als Journalistin war Fallaci auch eine wunderbare Schriftstellerin. Sie hatte einen direkten, einfühlsamen und lustigen Stil, der mehrere Generationen faszinierte. Mit ihrer Arbeit ging sie auf alle möglichen Themen ein: von der Unterdrückung von Frauen in der muslimischen Welt über Muhammad Ali, den Vietnamkrieg bis zur ersten Reise zum Mond.

Tatsächlich geht eine der berühmtesten Anekdoten von Oriana Fallaci auf die Reise zum Mond mit der Apollo XII zurück. Charles Conrad, der Kommandeur der Reise, soll ihren Rat gesucht und sie gefragt haben, was er beim Betreten des Satelliten sagen solle. Da Conrad ein kleiner Mann war, riet Fallaci ihm zu sagen: „Für Neil war es ein kleiner Schritt, aber für mich war es ein sehr großer.“

Fallaci stach vor allem als begnadete Interviewerin hervor

Oriana Fallaci, eine Partisanin

Oriana Fallaci wurde am 29. Juni 1929 in Florenz, Italien, geboren. Ihre Mutter soll eine sehr starke Persönlichkeit gehabt haben. Ihr Vater, Edoardo, war ein bescheidener Zimmermann, Liebhaber von Marcel Prousts Arbeit und ein radikaler Linker. Da Oriana sein erstes Kind war und er einen Jungen erwartet hatte, zog er sie als solchen auf.

Ihr Vater brachte ihr das Jagen und Schießen bei und auch, wie man schmerzhafte Situationen ertragen konnte, ohne sich zu beschweren. Als der Faschismus Italien eroberte, schlossen sich Edoardo und seine Tochter, die kaum 13 Jahre alt war, dem Widerstand an. Oriana Fallacis Vater wurde während der Besetzung der Nazis in Florenz von ihnen verhaftet und gefoltert. Währenddessen arbeitete sie für den Widerstand als Überbringerin von Nachrichten.

Nach dem Kriegsende verlieh ihr die italienische Armee eine Ehrenmedaille für ihren Mut. Oriana Fallaci war damals erst 14 Jahre alt. Als hervorragende Studentin erhielt sie ein Stipendium für ein Medizinstudium. Ihr Schicksal führte sie jedoch auf einen anderen Weg; noch vor ihrem 20. Geburtstag wurde sie Journalistin.

Eine Zeugin der Geschichte

Fallaci arbeitete zunächst für mehrere kleine Zeitungen. Ende der 50er Jahre begann sie für die Zeitschrift L’Europeo zu schreiben, die sie in die USA schickte, um über Shows zu schreiben. Aus dieser Erfahrung ging ihr erstes Buch, Hollywood’s Seven Deadly Sins, hervor. Nach ihrer erstmaligen Reise in die USA fühlte Oriana eine Verbindung zu dem Land und zog zu Beginn der 1960er Jahre nach New York.

Später unternahm sie eine Reihe von Reisen nach Asien, aus denen ihre Bücher Useless Sex und Penelope at War hervorgingen. Anschließend schrieb sie eine Reihe von Artikeln und ein Buch über die Weltraumprojekte der NASA.

1967 wurde sie als Kriegskorrespondentin gebeten, über den Vietnamkonflikt zu berichten. Dies führte zu verschiedenen Chroniken und einem ihrer berühmtesten Bücher: Nothing, and So Be It.

Sie erlange auf der ganzen Welt Berühmtheit und berichtete über mehrere soziale Proteste. Tatsächlich wurde sie bei dem Massaker, das auf der Plaza de las Tres Culturas in Mexiko-Stadt stattfand sogar von mehreren Schüssen getroffen. Die Leute dachten, sie wäre tot und brachten sie in die Leichenhalle. Dort bemerkte jedoch ein Beamter, dass dies nicht der Fall war und schickte sie zurück in ein Krankenhaus.

Oriana Fallacis 12 Bücher verkauften sich Schätzungen zufolge mindestens 20 Millionen Mal

Eine Frau, eine Legende

Nach dieser Erfahrung begann ihre Ära der großartigen Interviews. Sie saß mit den damals mächtigsten Männern der Welt am Tisch. Sie befragte Ayatollah Khomeini über den Umgang mit Frauen und zog den Tschador aus, den sie vor ihm tragen musste. Die meisten dieser Interviews hat sie in ihrem Buch Interview with History aufgezeichnet.

1973 lernte sie Alexandros Panagoulis bei einem ihrer Interviews kennen. Er war ein griechischer Held, der sich der Diktatur gestellt hatte. Die beiden verliebten sich, aber ihre Beziehung endete nur drei Jahre später, als er starb. Sein Tod hatte tiefgreifende Auswirkungen auf ihr Leben und sie schrieb sogar ein Buch über ihn: A Man (1979). Ihr Erfolg setzte sich fort, aber Jahre später versteckte sie sich in ihrer New Yorker Wohnung vor der Welt.

In den 1990er-Jahren wurde bei ihr Lungenkrebs diagnostiziert und nach dem 11. September (9/11) schrieb sie viele radikale Artikel gegen den Islam. Daraufhin beschlossen drei Regierungen, sie wegen Fremdenfeindlichkeit zu verfolgen. Im Jahre 2006 beschloss sie schließlich, nach Florenz zurückzukehren, da sie in ihrer Heimatstadt sterben wollte. Zehn Tage später, am 15. September 2006, starb Oriana Fallaci und hinterließ ein unübertroffenes journalistisches Erbe.


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  • Hernández González, M. B. Zangrilli, Franco. 2013. Oriana Fallaci e così sia, uno scrittore postmoderno. Pisa: Felice Editore.


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