Mythen über Sexting

In den letzten Jahren hat das sogenannte Sexting kontinuierlich zugenommen. Der Grund hierfür ist, dass unser tägliches Leben zunehmend von neuen Kommunikationsformen bestimmt wird. Viele Menschen halten diese Kommunikation für gefährlich oder zumindest verwerflich, nicht zuletzt deshalb, weil es viele Mythen rund um das Sexting gibt. Wenn du allerdings einige Vorsichtsmaßnahmen triffst, dann kannst du dich auch auf elektronischem Weg über sexuelle Themen austauschen, ohne dich dabei zu gefährden.
Mythen über Sexting
Alberto Álamo

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Alberto Álamo.

Letzte Aktualisierung: 13. März 2023

Die Art und Weise wie wir miteinander kommunizieren, unterliegt einem stetigen Wandel. Dadurch wird beinahe jeder Aspekt unseres täglichen Lebens beeinflusst. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sich unser Intimleben gleichermaßen verändert. Eines der daraus entstandenen Phänomene ist das Sexting.

Die neuen Technologien der letzten Jahre ermöglichen es, dass wir uns praktisch ohne jegliche Begrenzungen unmittelbar und direkt mit anderen Menschen austauschen können. Dadurch werden unterschiedlichste Aspekte der Kommunikation verändert und beeinflusst.

In unserem heutigen Artikel wollen wir uns genauer mit diesem neuen Trend befassen und einige Mythen über das Sexting genauer beleuchten.

Was genau ist Sexting?

Der Begriff setzt sich zusammen aus dem Wort Sex und Texten. Es werden erotische Inhalte mittels eines elektronischen Gerätes wie beispielsweise einem Smartphone, Tablet oder Computer an eine andere Person gesendet. Die Inhalte werden dabei in unterschiedlichsten Medien-Formaten gesendet: Fotos, GIFs, Videos, Texte, Sprachnachrichten etc.

Sexting - Smartphone

Wie du bereits erkennen kannst, ist dieser Begriff sehr umfassend. Es gibt unzählige Wege, wie du sexten kannst. Wichtig ist dabei zu verstehen, dass diese Art der Kommunikation in Beziehungen von zwei oder mehreren Menschen vorkommt.

Daraus ergibt sich, dass jegliche Art des Sexting nur im gegenseitigen Einverständnis der daran beteiligten Personen erfolgen darf. Alle, die darin involviert sind, müssen sich aus freiem Willen daran beteiligen.

Wenn du dich also dazu entscheidest, intime Nachrichten und Inhalte an jemand anderen zu senden, dann darf das nur geschehen, wenn du es selber auch wirklich willst. Sollte dich jemand dazu aufgefordert haben oder dich dazu zwingen wollen, dann ist das auf keinen Fall akzeptabel.

Viele Menschen vertreten die Meinung, dass Sexting gefährlich oder verwerflich ist. Unter bestimmten Umständen ist es sogar verboten. Dennoch ist Sexting grundsätzlich weder gut noch schlecht, es ist vielmehr eine weitere Kommunikationsform. Und wie dies bei anderen Kommunikationsarten gleichermaßen der Fall ist, hat auch diese Vor- und Nachteile.

Die Nachteile

Einer der bedeutendsten Nachteile von Sexting ist der, dass es praktisch keine Grenzen gibt. Allerdings hat dieser Aspekt mehr mit der Verwendung dieser Kommunikationsform zu tun und weniger mit ihr selbst.

Da du mit deinem Smartphone und anderen elektronischen Geräten praktisch alles versenden kannst, liegt es in deiner eigenen Verantwortung, dir dabei eigene Grenzen zu setzen.

Welche Konsequenzen hat es aber, wenn du dir diese Grenzen nicht setzt oder dich nicht an bestimmte Regeln hältst? Dann kann es sehr leicht passieren, dass du dich in einer Situation wiederfindest, in der du von jemandem unter Druck gesetzt oder erpresst wirst, weiterhin derartige Nachrichten zu senden, obwohl du es selber gar nicht mehr willst.

Oftmals passiert es auch, dass die Inhalte, die du an eine Person gesendet hast, von dieser ohne dein Einverständnis an Dritte weitergegeben werden. Oder denke an ein Beziehungsende. Dein Partner will sich an dir rächen und versucht, dich mit intimen Details bloßzustellen, indem er sie anderen zugänglich macht.

Du siehst, die negativen Folgen können durchaus weitreichend sein.

Die Vorteile

Aufgrund der Nachteile, die mit Sexting zweifelsohne verbunden sind, haben sich viele Mythen über das Sexting gebildet. Daher verbinden viele Menschen mit dieser Art der Kommunikation oftmals diese negativen Aspekte.

Allerdings bietet dir diese Form des Austausches auch einige Vorteile. Grundsätzlich sind es die Vorteile, die alle neuen Interaktionsformen haben: Unmittelbarkeit, leichte Zugänglichkeit und die Überwindung geografischer Barrieren.

Wenn beispielsweise dein Partner am anderen Ende der Welt arbeitet, dann könnt ihr dennoch eure Leidenschaft und Nähe aufrechterhalten, indem ihr euch erotische Nachrichten sendet.

Natürlich sind derartige Fernbeziehungen kein wirklicher Ersatz für den persönlichen Kontakt. Kein elektronisches Medium kann echte körperliche Nähe ersetzen. Dennoch bietet das Sexting euch die Möglichkeit, eure Beziehung und eure Leidenschaft füreinander aufrecht zu halten, während ihr räumlich getrennt seid.

Das war bisher in dieser Art und Weise nicht möglich. Außerdem kannst du diesen Kontakt mit deinem Smartphone immer und überall pflegen, das ist sicher ein weiterer Vorteil.

Mythen über Sexting

Da du nun weißt, was Sexting bedeutet und auch die damit verbundenen Vor- und Nachteile kennst, wollen wir nachfolgend einige Mythen über das Sexting betrachten:

  • Sexting ist gefährlich. Grundsätzlich ist diese Kommunikationsform nicht gefährlich. Wenn sie allerdings missbraucht wird und Menschen gezwungen werden, intime Details von sich preiszugeben, dann kann sie gefährlich werden.
  • Sexting ist kalt und unpersönlich. Wenn du erotische Nachrichten versendest, dann sollte das kein Ersatz für die körperliche Nähe in einer intimen Beziehung sein. Diese Nachrichten haben eine eigene Funktion, sie können eine Beziehung zusätzlich bereichern. Wenn ihr sie als solche nutzt, sind sie weder kalt noch unpersönlich.
  • Sexting is promiskuitiv. Menschen in den unterschiedlichsten Lebenssituationen praktizieren Sexting. Auch viele Paare senden sich erotische Nachrichten, um ihr Leben zu bereichern oder wenn sie keine andere Möglichkeit haben, sich sexuell zu begegnen.
  • Sexting hat immer ein negatives Ende. Wenn du dir dabei Grenzen setzt und gewisse Regeln befolgst, dann muss Sexting nicht zwangsläufig negativ enden. Außerdem wird dieses Thema immer häufiger mit Schülern im Sexualkunde-Unterricht besprochen. Dadurch sollen sie über die Vor- und Nachteile aufgeklärt werden und sich der damit verbundenen Gefahren und Risiken besser bewusst werden.

Wie praktizierst du sicheres Sexting?

Es gibt viele Mythen und Vorurteile über Sexting. Diese lassen sich am besten durch eine ausreichende Aufklärung über den sicheren Umgang mit dieser Kommunikationsform entkräften. Wenn du dich vor missbräuchlichem Sexting schützen willst, dann solltest du zuerst einmal einen Partner aussuchen, dem du vertrauen kannst.

Genau wie in jeder normalen Liebesbeziehung auch, beeinflusst die Tiefe des Vertrauens, das du in deinen Partner hast, wie sehr du dich ihm öffnen kannst und willst. Außerdem ist es natürlich viel einfacher, wenn du mit einem geliebten Menschen sextest, denn dann tust du dies in der Regel freiwillig und möchtest diese Dinge mit deinem Partner teilen.

Wenn du genau darauf achtest, was für Inhalte und Bilder du versendest, dann ist das eine sehr gute Möglichkeit, dich vor Missbrauch zu schützen. Überlege dir, was passieren würde, wenn das, was du versendest, in die falschen Hände gerät. Könnte dich jemand erkennen?

Wenn du ein Nacktfoto von dir versendest oder ein Foto von einem Teil deines Körpers, dann solltest du unbedingt darauf achten, dass dein Gesicht nicht zu erkennen ist.

Hast Du Piercings, Tattoos oder andere sehr markante Merkmale an deinem Körper? Dann solltest du auch diese unkenntlich machen. Außerdem solltest du einen neutralen Hintergrund wählen, damit niemand erkennen kann, wo das Foto aufgenommen wurde.

Darüber hinaus ist es ratsam, von Zeit zu Zeit deine erotischen Fotos von deinem Smartphone zu löschen. Dadurch stellst du sicher, dass sie nicht in die falschen Hände geraten können.

Abschließende Gedanken

Wir leben heute in einer völlig vernetzten Welt. Sobald du ein Foto mit deinem Smartphone versendet hast, verlierst du die Kontrolle über die weitere Verwendung dieses Inhalts. Die Gründe hierfür sind vielfältig.

Es kann sein, dass die App oder die Plattform, die du nutzt, eine Sicherheitslücke hat oder deine Privatsphäre nicht komplett geschützt ist. Außerdem kann es passieren, dass die Person, der du die Nachricht oder das Foto sendest, nicht verantwortungsvoll damit umgeht und es zu anderen Zwecken benutzt, als du das wolltest.

Sobald die Gesellschaft den Versuch unternimmt, Teenager vor diesen Aktivitäten zu schützen, indem sie sie verbietet, bewirken diese Verbote letztendlich nur, dass sie heimlich unternommen werden. Dadurch werden diese neuen Kommunikationsformen dann tatsächlich gefährlich. Denn wir können sie nicht mehr kontrollieren. Daher sollten wir uns noch stärker um die Aufklärung kümmern und unsere Kinder dazu befähigen, sicheres Sexting zu praktizieren.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.