Multiple Identitäten im Berufsleben

Sowohl Arbeitnehmer als auch Unternehmen haben mehrere Identitäten, die sich in ihren Beziehungen manifestieren. Diese Identitäten können die psychische Gesundheit entweder fördern oder beeinträchtigen. Erfahre in diesem Artikel mehr über dieses Thema!
Multiple Identitäten im Berufsleben
Gorka Jiménez Pajares

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Gorka Jiménez Pajares.

Letzte Aktualisierung: 05. März 2024

Der Begriff “multiple Identitäten” beschreibt im Berufsleben die Vielfalt, die sich aus der individuellen Diversität jedes Mitarbeiters und der Identität des Unternehmens ergibt. Die Theorie der sozialen Identität (Social Identity Theory oder kurz SIT) beschäftigt sich mit der Art und Weise, wie Menschen ihre Identität und ihr Selbstwertgefühl durch ihre Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen konstruieren. Wir laden dich heute ein, mehr darüber zu erfahren und über multiple Identitäten im Berufsleben sowie die kulturelle Vielfalt nachzudenken.

“Unsere Vielfalt ist unsere Stärke. Was für ein langweiliges und sinnloses Leben wäre es, wenn alle gleich wären.”

Angelina Jolie

Was sind multiple Identitäten?

Wir sprechen über die Existenz mehrerer, oft sich überschneidender oder konkurrierender Identitäten innerhalb einer einzelnen Person. Dieses Konzept kann in verschiedenen Kontexten auftreten, einschließlich der psychologischen, soziologischen und kulturellen Analyse.

In der Psychologie bezieht sich das Konzept der multiplen Identitäten auf die Vorstellung, dass eine Person verschiedene Aspekte ihrer Persönlichkeit oder ihres Selbstkonzepts hat, die je nach Kontext oder Situation aktiviert werden können. Diese Aspekte können sich auf verschiedene Rollen, Interessen, soziale Gruppenzugehörigkeiten oder kulturelle Identitäten beziehen. Im Arbeitskontext spielen Faktoren wie Verantwortlichkeit, Zugehörigkeit zum Team oder zu einer Abteilung, kulturelle Hintergründe oder berufliche Interessen bei der Entwicklung von Identitäten eine wesentliche Rolle.

Die Identifizierung mit der Gruppe prägt das Individuum, das je nach Kontext verschiedene Identitäten entwickelt. 

Multiple Identitäten nehmen im Berufsleben n unter anderem folgende Formen an:

  • Berufsidentität: Die Identität einer Person in Bezug auf ihre berufliche Rolle, Fähigkeiten und Verantwortlichkeiten.
  • Teamidentität: Die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Team oder einer Arbeitsgruppe mit gemeinsamen Zielen und Aufgaben.
  • Organisationsidentität: Die Zugehörigkeit zum Unternehmen selbst sowie die Werte, Kultur und Mission des Unternehmens.
  • Kulturelle Identität: Die Identität einer Person in Bezug auf ihre ethnische, nationale oder kulturelle Zugehörigkeit.
  • Geschlechtsidentität und Vielfalt: Die Identität einer Person in Bezug auf ihr Geschlecht oder ihre sexuelle Orientierung und wie sie diese Aspekte in der Arbeitsumgebung wahrnimmt und erlebt.
  • Berufs- und Privatleben: Die Identität einer Person in Bezug auf die Balance zwischen Berufs- und Privatleben, einschließlich der verschiedenen Rollen, die sie in beiden Bereichen einnehmen.

Multiple Identitäten im Berufsleben sind das Ergebnis der Beziehungen zu den Mitarbeitern und innerhalb der verschiedenen Teams. 

Manche Identitäten sind stabil, während sich andere verändern oder am Ende des Arbeitsverhältnisses verloren gehen. Wenn die Identität mit den eigenen Werten und Vorlieben übereinstimmt, kann sie für das Individuum von großer Bedeutung sein.

Ein in der Zeitschrift Academy of Management Review veröffentlichter Artikel weist darauf hin, dass die Identitäten im Einklang mit jenen Unternehmensmerkmalen entstehen, die von den Arbeitskräften als zentral gewertet werden. Deshalb sind sie meistens stabil, wenn das Unternehmen wächst und sich weiterentwickelt. Jede Arbeitskraft vertritt persönliche Auffassungen über das Unternehmen, deshalb entstehen verschiedene Unternehmensidentitäten.

Die Berücksichtigung und das Verständnis dieser verschiedenen Identitäten am Arbeitsplatz ist wichtig, um eine inklusive und unterstützende Arbeitsumgebung zu schaffen, in der sich die Arbeitskräfte authentisch fühlen und ihr volles Potenzial entfalten können. Dies kann dazu beitragen, die Mitarbeiterbindung zu stärken, die Zufriedenheit zu erhöhen und das Engagement für die Organisation zu fördern.

Multiple Identitäten und die psychische Gesundheit

Die verschiedenen Identitäten der Arbeiskräfte stellen einen wichtigen Teil ihres Selbstkonzepts dar. Sie können dadurch Unsicherheiten reduzieren und ihr Selbstwertgefühl stärken. Außerdem gelten multiple Identitäten als Schutzfaktor gegen Angstzustände, Arbeitsstress und depressive Symptome. Je mehr Identitäten eine Arbeitskraft entwickelt, desto geringer das Risiko für psychische Probleme.

Den Schlüssel für dieses Phänomen finden wir in der sozialen Unterstützung: Menschen die multiple Identitäten entwickeln, haben mehr Personen um sich, die ihnen bei Bedarf helfen können. Damit steigt auch die Zufriedenheit und die Befriedigung in der Teamarbeit.

Ein in der Fachzeitschrift Journal of Personality and Social Psychology veröffentlichter Artikel weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass multiple Identitäten die Sicherheit und Selbstkontrolle einer Person stärken. Allerdings gibt es Grenzen: Zu viele berufliche Identitäten können zu einem Burn-out führen, denn das bedeutet, dass die Arbeit im Mittelpunkt steht und kaum Zeit für einen Ausgleich bleibt.

Fazit

Die Anerkennung und Wertschätzung dieser vielfältigen Identitäten können zu einer positiven Arbeitsumgebung beitragen, die die Mitarbeiterbindung stärkt, die Zufriedenheit erhöht und das Engagement für die Organisation fördert. Der Ausgleich zwischen den beruflichen Identitäten und dem Privatleben ist allerdings von entscheidender Bedeutung für das persönliche Wohlbefinden und die Lebensqualität. Es geht darum, ein Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Rollen und Verantwortlichkeiten zu finden, die eine Person in den verschiedenen Lebensbereichen übernimmt.


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