Misogynie: Charakteristisches Verhalten frauenfeindlicher Menschen

Misogynie ist der Hass, die Abneigung oder die Ablehnung von Frauen, aussschließlich aufgrund ihres Geschlechts.
Misogynie: Charakteristisches Verhalten frauenfeindlicher Menschen
Laura Ruiz Mitjana

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Laura Ruiz Mitjana.

Letzte Aktualisierung: 19. September 2023

Die Geringschätzung von Frauen ist nach wie vor eine Realität, die sich sowohl in eindeutigen als auch in subtilen Verhaltensweisen und Kommentaren zeigt. Vorurteile, diskriminierendes Verhalten, irrationale Überzeugungen und schädliche Stereotypen kennzeichnen die Misogynie, einen frauenfeindlichen Ansatz, der vielerorts noch immer zu beobachten ist.

Misogynie: Was ist das?

Dieser Begriff setzt sich aus den altgriechischen Wörtern misos (Hass) und gyne (Frau) zusammen und beschreibt die Verachtung und Abneigung gegenüber Frauen. Wenn diese vorurteilsbehaftete Geringschätzung von Frauen selbst ausgeht, wird sie als internalisierte Misogynie bezeichnet.

Wir analysieren nachfolgend die häufigsten Eigenschaften frauenfeindlicher Menschen.

1. Verdinglichung der Frau

Misogyne Personen neigen dazu, Frauen als Objekte oder Mittel zum Zweck zu betrachten. Diese Denkweise beschränkt Frauen auf ihr äußeres Erscheinungsbild und geht mit einer tief verwurzelten Geringschätzung einher. Zudem ermutigen diese Personen auch andere dazu, Frauen als reine Objekte zu degradieren. Ein Artikel der BBC beleuchtet zum Beispiel Hassgruppen in den USA, die sich gegen gesellschaftliche Entwicklungen wie den Feminismus positionieren, um ihre vermeintliche männliche Überlegenheit zu behaupten.

2. Kontrolle, Gewalt und Machogehabe

In extremen Fällen entladen sich diese Ansichten durch Gewalt, feindselige Kommentare und Verhaltensweisen. Die körperlichen und verbalen Aggressionen sind systematisch darauf ausgerichtet, Frauen allein aufgrund ihres Geschlechts anzugreifen.

In diesem Zusammenhang spielt auch der Wunsch nach Kontrolle eine wichtige Rolle. Frauenfeindliche Menschen sind manipulativ, fühlen sich überlegen und kritisieren das weibliche Erscheinungsbild oder Verhalten: Sie stempeln Frauen beispielsweise schnell als Schlampe oder Flittchen ab, während sie Casual Sex oder andere Praktiken bei Männern als normal betrachten.

Misogyne Personen schieben gerne dem Opfer die Schuld für geschlechterspezifische Gewalt zu, was auch als Victim Blaming bezeichnet wird: “Ihre Kleidung war provokant, wäre sie nicht so rumgelaufen!”

3. Marginalisierung und Erniedrigung

Misogyne Menschen neigen dazu, Frauen zu marginalisieren und zu isolieren. Sie messen ihren Kommentaren oder Beiträgen wenig Wert bei und vermeiden den Umgang mit Frauen wann immer möglich. Es gibt sogar eine Bewegung, die Männer auffordert, Kontakte zu Frauen zu unterbinden. Diese Gruppe nennt sich Men Going Their Own Way. Die Mitglieder lehnen jede Bindung an eine Frau ab.

Misogyne Männer fühlen sich überlegen, was sich im beruflichen Umfeld, sozialen Beziehungen und auch in der Familiendynamik zeigt. Am Arbeitsplatz tolerieren sie Frauen nicht in Führungspositionen. Sie konstruieren eine “gläserne Decke”, indem sie Frauen in ihrer Karriere behindern, ihr Engagement geringschätzen und männliche Kollegen bevorteilen.

4. Internalisierte Misogynie: Geringschätzung und Selbsterniedrigung

Nicht nur Männer, auch viele Frauen verinnerlichen ein frauenfeindliches Weltbild. Sie tragen selbst zur Diskriminierung und Herabwürdigung der Frau bei und erziehen ihre Kinder zur Misogynie, indem sie sie in die traditionellen Geschlechterrollen drängen.

Sie glauben selbst, dass sie weniger relevant als Männer sind, denn sie haben entsprechende Glaubenssätze seit ihrer Kindheit verinnerlicht.

5. Ablehnung der Gleichstellung

Misogyne Männer sind gegen eine Gleichstellung, denn sie sehen darin eine Bedrohung ihrer Machtposition. Sie glauben, damit ihre männlichen Privilegien zu verlieren und weniger Rechte zu haben. Deshalb interessieren sie sich auch nicht für Frauenrechte oder frauenspezifische Probleme wie Lohnungleichheit oder sexuelle Belästigung.

Misogynie: Wo liegen die Ursprünge?

Die Abwertung von Fraunen und allem Weiblichen wird Männern mit dieser Einstellung oft angelastet, doch wie bereits erwähnt, spielen Frauen dabei ebenfalls eine wesentliche Rolle. In einer sexistischen Gesellschaft verinnerlichen viele schädliche Rollenbilder, wobei folgende Einflussfaktoren hervorzuheben sind:

  • Erziehung: Traditionelle Geschlechterrollen, in denen die Frau untergeordnet ist, können misogynes Verhalten fördern.
  • Angst vor Machtverlust: In vielen Gesellschaften haben Männer eine Machtposition inne, von der aus sie die Kontrolle über Frauen und andere Gruppen ausüben. In diesem Zusammenhang ist die Frauenfeindlichkeit eine Verteidigungsstrategie.
  • Negative Erfahrungen: Traumatische Erfahrungen (Missbrauch, Misshandlung, Vergewaltigung) können zur Verachtung von Frauen führen.
  • Religiöse Normen: Kultur und Religion spielen ebenfalls eine wesentliche Rolle.

Keiner dieser Faktoren rechtfertigt den Hass auf Frauen. Als Gesellschaft müssen wir uns dafür einsetzen, frauenfeindlichen Tendenzen entgegenzuwirken.

Misogynie: Modelle der Sozialpsychologie

Die Sozialpsychologie verwendet zwei Modelle, um frauenfeindliche Einstellungen zu verstehen: das dreidimensionale und das eindimensionale Modell.

Dreidimensionales Modell

In diesem Rahmen kann die Misogynie als Tendenz beschrieben werden, auf bestimmte Reize bestimmte Reaktionen zu zeigen. Es geht um drei grundlegende Aspekte:

  • Die emotionale Reaktion spiegelt die Emotionen oder Empfindungen wider, die Frauen auslösen.
  • Die kognitive Reaktion bezieht sich auf die Einstellung zum Thema, einschließlich Meinungen, Überzeugungen und Annahmen, die sowohl positiv als auch negativ sein können.
  • Das Verhalten zeigt die Tendenz zur Diskriminierung durch die ungleiche Behandlung von Frauen.

Eindimensionales Modell

In diesem Fall handelt es sich um eine allgemeine positive oder negative Tendenz, die bei Misogynie zur Verachtung von Frauen führt. Dieser Ansatz stützt sich auf zwei wesentliche Grundlagen: diskriminierende Überzeugungen und Verhaltensabsichten.

Wie du mit Misogynie umgehen kannst

Der Umgang mit dieser Art von Menschen ist nicht einfach. Folgende Tipps können dir helfen:

  • Schweige nicht: Du solltest dieses Verhalten nicht durch Schweigen tolerieren. Sei durchsetzungsstark und mache deutlich, dass es sich um Diskriminierung handelt.
  • Melde das Verhalten: Wenn du am Arbeitsplatz oder in anderen Bereichen mit misogynen Personen zu tun hast, solltest du dies der oder dem Verantwortlichen melden.
  • Schütze dich: Deine geistige und körperliche Gesundheit steht an erster Stelle. Setze klare Grenzen und gehe wenn möglich auf Distanz.
  • Fördere ein respektvolles Umfeld: Nur mit gegenseitigem Respekt ist ein bereicherndes Zusammenleben möglich. Trage dazu bei und bilde dich in diesem Bereich weiter. Ermutige auch andere dazu, ein respektvolles Umfeld aufzubauen.
  • Kümmere dich um dich selbst: Selbstpflege und Aktivitäten, bei denen du dich entspannen und abschalten kannst sind wichtig. Meditation, lesen, Musik hören, tanzen… es gibt viele Möglichkeiten, die Spaß machen.
  • Bekräftige deinen Wert: Erinnere dich daran, dass du es wert bist, mit Respekt behandelt zu werden!

Falls eine schwierige Situation mit einer misogynen Person dein Wohlbefinden gefährdet, kann psychologische Unterstützung sehr hilfreich sein.


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