Militärpsychologie: Merkmale und Funktionen
Die Militärpsychologie befasst sich vorwiegend mit psychischen Problemen innerhalb militärischer Organisationen. Sie beschäftigt sich unter anderem mit der psychischen Eignung sowie der Vorbereitung und Belastung von Streitkräften. Es handelt sich also um angewandte Psychologie, die im Rahmen der militärischen Ausbildung, Betreuung und Beratung zum Einsatz kommt. Militärpsychologen führen auch Forschungsarbeiten durch, die für militärische Operationen und die durchführenden Streitkräfte relevant sind (Bowles und Bartone, 2017).
Ein kurzer geschichtlicher Überblick über die Militärpsychologie
Die Anfänge der Militärpsychologie sind in der Zeit des Ersten Weltkriegs zu finden, als unter anderem die Psychologen Yerkes, Cattell, Watson und Thorndike beauftragt wurden, die Rolle der Psychologie zur Unterstützung des US-Militärs zu bestimmen. In dieser Zeit wurden zum ersten Mal psychologische Tests in großem Umfang für die Auswahl von Militärpersonal eingesetzt (Loaiza und Posada, 2016).
Später, während des Zweiten Weltkriegs, festigte sich die Beziehung zwischen der Psychologie und Militär. Psychologen wurden in Bereichen wie Auswahl, Ausbildung, Anpassung an das militärische Leben, soziale Beziehungen und Propaganda tätig.
Nach der Kriegszeit nahm die Militärpsychologie eine klinische Ausrichtung an und beschäftigte sich primär mit der Diagnose und Behandlung psychischer Störungen. Die aktuellen Forschungsstudien sind sehr heterogen. Sie beschäftigen sich unter anderem mit der Bewertung von Offizieren, dem Stressmanagement, den psychologischen Folgen militärischer Aktivitäten, der Suizidprävention, neuropsychologischen Problemen, dem Drogenmissbrauch und mit ethischen Dilemmata (Loaiza und Posada, 2016).
Womit beschäftigt sich die Militärpsychologie?
Dieser Teilbereich der angewandten Psychologie befasst sich mit der Erforschung, Gestaltung und Anwendung psychologischer Theorien und empirischer Daten, um Verhaltensweisen in befreundeten und feindlichen Streitkräften oder in der Zivilbevölkerung zu verstehen, vorherzusagen und ihnen entgegenzuwirken. Die Militärpsychologie legt den Schwerpunkt auf Verhaltensweisen, die unerwünscht, bedrohlich oder gefährlich für militärische Operationen sind (Rahmanalievna, 2020).
Soldaten sind oft mit sehr stressigen Situationen konfrontiert, die zu psychiatrischen Störungen wie der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) führen können. Sie können unter Schuldgefühlen, Familien- oder Partnerschaftsproblemen, Albträumen und wiederkehrenden Erinnerungen an traumatische Ereignisse leiden.
In diesem Zusammenhang werden Militärpsychologen dafür ausgebildet, Soldaten und ihren Familien sowie den Opfern militärischer Einsätze zu helfen, während sie mit ungewöhnlichen und anormalen Umständen fertig werden müssen. Militärpsychologen sind daher eine wichtige Stütze für die psychische Gesundheit von Menschen, die unter den direkten oder sekundären Auswirkungen militärischer Einsätze leiden.
Die Militärpsychologie stützt sich nicht nur auf das klinische Wissen über die Streitkräfte, sondern auch auf andere Disziplinen wie die Organisations-, Experimental- und Sozialpsychologie. Daher kann die Disziplin zu verschiedenen Prozessen wie Rekrutierung, Ausbildung, Personalmanagement, Integration, Übergang und Beratung von Mitgliedern der militärischen Gemeinschaft beitragen (Laurence und Matthews, 2012).
Eigenschaften
Einige Merkmale der Militärpsychologie sind:
- Es handelt sich um eine multidisziplinäre Wissenschaft.
- Sie wendet psychologische Theorien im militärischen Bereich an und fördert ihre Weiterentwicklung.
- Ferner nutzt die Militärpsychologie psychologische Prinzipien und Fähigkeiten, um die Entscheidungsfindung zu verbessern.
- Sie versucht, das Verhalten in Stresssituationen und bei militärischen Einsätzen zu verstehen und vorherzusagen.
- Die Militärpsychologie fördert die Entwicklung der persönlichen und psychischen Gesundheit im Militär.
- Sie analysiert und studiert die Psyche und das Verhalten von Menschen in den verschiedenen Kontexten innerhalb der Streitkräfte.
Funktionen des Militärpsychologen
Unter den Funktionen, die der Militärpsychologe ausüben kann, finden wir folgende (Devonis et al., 2012):
- Entwicklung von Tests, um die geistige Eignung und Leistungsfähigkeit von Rekruten zu ermitteln.
- Forschung zur Verbesserung von Techniken, die bei der Ausbildung von Militärpersonal eingesetzt werden können.
- Beratung der Ausbildungsbeauftragten für Rekruten.
- Psychologische Dienste und psychologische Behandlungen von Streitkräften.
- Beratung von militärischen Führungskräften und Entscheidungsträgern in Verhaltensfragen.
- Unterstützung in der Beratung von Gesetzgebungsausschüssen der Regierung zu nationalen Politiken, die Militärangehörige betreffen.
- Beratung bei humanitären und friedenserhaltenden Missionen.
Die Militärpsychologie hat auch Funktionen im Bildungsbereich. In diesem Zusammenhang arbeitet der Militärpsychologe oder die Militärpsychologin in Militärschulen. Sie sind unter anderem dafür zuständig, Schülern bei der Überwindung ihrer akademischen Schwierigkeiten zu helfen. Ebenso helfen sie dem Lehrpersonal, ein Bildungsmodell zu erstellen, das die Entwicklung von Kompetenzen fördert.
Militärpsychologen können außerdem in der Ausbildung von Militärangehörigen für Geiselverhandlungen tätig sein. Manchmal sind es die Psychologen selbst, die diese Verhandlungen führen. Viele militärische Verhandlungsführer halten es für wertvoll, bei der Lösung von Geiselkrisen verschiedenste psychologische Prinzipien anzuwenden (Rahmanalievna, 2020).
Zu den weiteren Funktionen, die ein Militärpsychologe oder eine Militärpsychologin übernehmen kann, gehören folgende:
- Schulung von Militärangehörigen zur StressbewältigSung bei militärischen Einsätzen
- Diagnose und Behandlung von Personen in Militärgefängnissen, die an psychologischen Problemen leiden
- Training des militärischen Personals in sozialen Fähigkeiten
- Psychologische Unterstützung bei der Ausbildung von Militärpiloten
- Durchführung beruflicher Workshops
- Förderung gesunder Freizeitalternativen im zivilen Leben der Streitkräfte
Die Militärpsychologie ist eine Disziplin, in der andere Bereiche der Psychologie zusammenlaufen. Da es sich um ein multidisziplinäres Feld handelt, kann sie effizient und effektiv in verschiedenen militärischen Situationen und Problemen zum Einsatz kommen. Die Funktionen, die sie erfüllt, sind essenziell, denn das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit derjenigen, die sich der Verteidigung ihres Landes verschrieben haben, hängen davon ab.
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- Bowles, S. V. y Bartone, P. T. (2017). Handbook of military psychology: Clinical and organizational practice. Springer.
- Devonis, D. C., Seim, D. L., Brady-Amoon, P., Prieto, J. M., Castaño, G., Sanders, M. S., … Huard, B. S. (2012). Military Psychology. En Encyclopedia of the History of Psychological Theories, 709–714. doi:10.1007/978-1-4419-0463-8_395
- Laurence, J. y Matthews, M. (2012). The Oxford Handbook of Military Psychology. University Press.
- Loaiza, O. y Posada, J. L. (2016). Psicología militar: Conceptualización e investigaciones contemporáneas. Revista Latinoamericana de Ciencia Psicológica, 8(2), 1-20.
- Rahmanalievna, I. M. (2020). Military psychology and its importance. European Journal of Research and Reflection in Educational Sciences Vol, 8(3).