Mikromanipulationen, die Lieblingsstrategie von Narzissten

Erfahre heute mehr über die Kunst der Manipulation, der emotionalen Verletzung und der Kontrolle über andere Menschen.
Mikromanipulationen, die Lieblingsstrategie von Narzissten
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 12. Februar 2022

Mikromanipulationen sind wie der Stachel eines Insekts, der dir Gift einimpft. Anfangs nimmst du sie nicht wahr, denn scheinbar gute Absichten vernebeln deinen Blick. Die getarnte Liebe oder die fürsorgliche Freundschaftsbeziehung wirkt betäubend.

Narzisstische Personen verwenden diese Taktiken häufig. Sie manipulieren andere sehr clever und geschickt. Es handelt sich um eine sehr subtile Art der Misshandlung, die anfangs oft unerkannt bleibt, mit der Zeit jedoch ernste Schäden zur Folge hat. Sie stellen sich selbst als Opfer dar, verzerren die Realität und projizieren die Schuld auf andere.

Ihre Strategien sind ausgeklügelt, deshalb ist es wichtig, sie zu kennen, um diesen Meistern der Manipulation ihr Handwerk zu legen. 

Mikromanipulation ist eine Strategie, um die Kontrolle über andere Menschen auf sehr subtile Art zu erlangen und sie zu manipulieren. Meister in dieser Kunst verzerren die Emotionen ihrer Opfer und löschen allmählich ihr Selbstwertgefühl aus.

Mikromanipulationen, die Lieblingsstrategie von Narzissten

Was sind Mikromanipulationen?

Wir können Mikromanipulationen als Verhalten definieren, das absichtlich darauf abzielt, das emotionale Gleichgewicht einer Person zu zerstören, um die Kontrolle über sie zu erlangen. Diese Strategie verwendet eine grundlegende und wesentliche Dimension: Empathie. Es mag zwar überraschend klingen, doch Narzissten sind sehr einfühlsam, allerdings nutzen sie diese Fähigkeit zu ihren Gunsten.

Bei Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung kann instrumentelle Empathie beobachtet werden: Sie bauen Beziehungen zu anderen auf, um dadurch etwas zu erreichen. Sie zeigen dem Opfer große Empathie, und dieses nimmt Verständnis und Harmonie wahr, doch das ist nur die Grundlage, um aus der Situation Profit zu schlagen.

Kurioserweise zeigte eine Studie der University of Louisiana in Monroe (USA) ein Phänomen auf, das wir im Auge behalten sollten: Menschen mit Persönlichkeitsmerkmalen der dunklen Triade (Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie) können prosoziales Verhalten zeigen. Das heißt, sie sind in der Lage, Beziehungen aufzubauen, allerdings tun sie dies ausschließlich, um daraus Gewinn zu ziehen.

Mikromanipulationen in Beziehungen

Narzissten lieben die Strategie der Mikromanipulation. Sie ist effizient, wenn es darum geht, das Opfer zu kontrollieren, anzugreifen und in ein Netzwerk ständiger Übergriffe und psychischer Abnutzung zu stürzen. Wir analysieren diese Situation nachfolgend etwas genauer.

Narzissten geben dir das Gefühl, ein ganz besonderer Mensch zu sein

Um Kontrolle über dich zu erlangen, muss der Narzisst zuerst dein Vertrauen gewinnen. Seine Hauptstrategie besteht deshalb darin, dir zu schmeicheln, damit du dich ganz besonders geschätzt fühlst. Diese Mikromanipulation ist der erste entscheidende Schritt zu seinem Erfolg.

Die Last der täglichen Schuld: der Narzisst vergibt dir

Der Narzisst ist ein gelernter Gefühlsjongleur und Meister darin, die Schuld auf sein Opfer zu projizieren. Er lässt dich glauben, dass du ihn verletzt hast und du merkst es nicht, denn er ist sehr geschickt. Der Narzisst an deiner Seite lässt dich glauben, dass du Dinge vergisst, seine Bedürfnisse vernachlässigst und Fehler begehst. Sein einziges Ziel ist, dich schuldig zu machen, um dir danach verzeihen zu können.

Die Opferrolle, die dich immer wieder zurückhält

“Ich würde das auf jeden Fall für dich tun… Wenn du das nicht für mich tun willst, dann liebst du mich nicht, es ist dir egal, mich leiden zu sehen.” “Du hast mir Schaden zugefügt und möchtest trotzdem mit deinen Freunden ausgehen.” “Ich leide seit Wochen und du merkst es nicht einmal.”

Mikromanipulationen sind im Alltag bei Narzissten konstant. Sie kommen regelmäßig zum Ausdruck, wenn der Narzisst in die Opferrolle verfällt, um sein eigentliches Opfer dazu zu zwingen, nachzugeben.

Mikromanipulationen in Textnachrichten

Narzissten nutzen auch neue Technologien sehr geschickt. Diese Kommunikationsmittel eignen sich ausgezeichnet, um ihre Opfer emotional zu destabilisieren, zum Zweifeln zu bringen und ihnen Sorgen zu bereiten.

Dabei kommen folgende Strategien zum Einsatz:

  • Der Narzisst sendet eine Nachricht und entschuldigt sich danach, indem er vorgibt, sich geirrt zu haben. Er bringt die Ausrede vor, dass die Nachricht eigentlich für eine andere Person bestimmt war.
  • Die manipulierende Person kann auch mehrere Nachrichten senden und diese dann löschen. Das Opfer sieht dann nur, dass die Texte gelöscht wurden und macht sich Sorgen oder ist verwirrt.
  • Andererseits sperren Narzissten ihre Opfer häufig in sozialen Netzwerken, wenn es ihnen gerade danach gelüstet.

Diese schädlichen Verhaltensweisen zielen darauf ab, Aufmerksamkeit zu erregen, das Opfer zu verwirren und ihm Sorgen zu bereiten, um die emotionale Kontrolle zu erlangen.

Frau, Opfer von Mikromanipulationen

Mikromanipulationen und Neid

Narzisstische Manipulatoren verstecken sich häufig hinter bescheidenen und einfachen Äußerungen. Du bist vielleicht fasziniert von einer charmanten Geschichte, in die du dich gut einfühlen kannst. Doch mit der Zeit entdeckst du, dass sich hinter der falschen Demut nur Groll versteckt. Narzisstische Personen können Menschen, die besser, entschlossener oder kompetenter als sie selbst sind, nicht ertragen.

Mikromanipulationen bezwecken deshalb häufig, das Opfer dazu zu bringen, sich nicht hervorzutun oder nicht aufzufallen. Um dies zu erreichen, zeigen Manipulatoren kindisches Verhalten und versuchen, die Motivation ihres Opfers zu zerstören. Wenn du den Forderungen eines Narzissten nachkommst, erlangt er die absolute Kontrolle über dich.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Narzissten oft so raffinierte Tricks und so subtile Strategien anwenden, dass sie kaum zu erkennen sind. Sie handeln zunächst mit Zuneigung und Einfühlungsvermögen, bezwecken damit jedoch von Anfang an ihr eigenes Wohl. Erst wenn der Schleier von den Augen des Opfers fällt, wird es sich allmählich über diese Situation bewusst. Es ist an der Zeit, Entscheidungen zu treffen.


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  • Konrath, Sara & Corneille, Olivier & Bushman, Brad & Luminet, Olivier. (2014). The Relationship Between Narcissistic Exploitativeness, Dispositional Empathy, and Emotion Recognition Abilities. Journal of Nonverbal Behavior. 38. 10.1007/s10919-013-0164-y.

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