Helfersyndrom: das zwanghafte Bedürfnis, anderen zu helfen
Es gibt wunderbare Menschen, die sich um die Probleme anderer kümmern. Sie stellen oft ihre eigenen Interessen in den Hintergrund und tun Menschenmögliches, um anderen zu helfen. Diese Menschen übernehmen in der Gesellschaft eine wichtige Funktion, überschreiten manchmal jedoch ihre eigenen Grenzen. Wenn egoistisches Verhalten das Bedürfnis zu helfen steuert, sprechen wir von Menschen mit dem Helfersyndrom.
Das Helfersyndrom schadet nicht nur den Betroffenen selbst, sondern auch den Empfängern der Hilfe. Hilfe hilft nicht immer, auch wenn sie gut gemeint ist. Manchmal sind andere Strategien weitaus hilfreicher, doch manche Menschen zeigen ein so großes Einfühlungsvermögen, dass sie nicht anders können, als anderen zu helfen.
Persönlichkeitsmerkmale von Menschen mit Helfersyndrom
Manche Menschen sind so einfühlsam, dass sie das Leid anderer als ihr eigenes empfinden. Sie sind nicht in der Lage, ihr Mitgefühl zu kontrollieren. Natürlich ist Empathie grundsätzlich positiv, doch es gibt auch Grenzen. Wir analysieren anschließend die häufigsten Persönlichkeitsmerkmale von Menschen mit dem Helfersyndrom.
Das Helfersyndrom: die häufigsten Persönlichkeitsmerkmale
2015 prägten Forscher der Universität Berkeley einen weiteren Begriff, der Menschen bezeichnet, die das zwanghafte Bedürfnis spüren, anderen zu helfen und sie zu retten: das Weißer-Ritter-Syndrom. Sie halten nach hilfsbedürftigen Menschen Ausschau, um ihnen zu helfen und dadurch ihre eigenen Emotionen zu befriedigen.
Diese Menschen sind in der Regel an folgenden Persönlichkeitsmerkmalen zu erkennen:
- Sie haben ein geringes Selbstwertgefühl und stärken dieses, indem sie anderen helfen.
- Diese Menschen sind sehr einfühlsam und lassen sich vom Leid anderer anstecken.
- Sie bauen Beziehungen auf, die auf emotionaler Abhängigkeit basieren.
- Menschen mit dem Helfer- oder Weißer-Ritter-Syndrom sind häufig Opfer autoritärer Eltern oder haben Missbrauch oder Verluste erlebt.
Menschen mit dem Herlfersyndrom sind verletzlich und idealistisch. Indem sie anderen helfen, stärken sie ihre Identität und fühlen sich nützlich. Wenn andere keine Hilfe möchten, ist dies für sie tragisch.
Das Bedürfnis nach Kontrolle
Menschen mit dem Helfersyndrom haben oft das Bedürfnis nach Kontrolle. Dieses Verhalten und die Neigung, sich übermäßig um andere zu sorgen oder sich in Dinge einzumischen, ist in vielen Familien üblich. Manche Eltern machen ihre Kinder abhängig, indem sie ihre Probleme immer lösen und ihnen selbst keine Chance geben.
Wir sind nicht für das Glück der anderen verantwortlich. Manchmal, wenn jemand leidet, besteht unser größter Beitrag darin, da zu sein und zuzuhören, ohne zu handeln. Nicht jeder will gerettet werden.
Die ständige Übertreibung
Du kennst die Situation sicher: Wenn es dir schlecht geht, reicht es meistens, wenn dir jemand zuhört und Verständnis zeigt, ohne dein Leid zu übertreiben. Manche Menschen neigen jedoch dazu, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen. Sie reagieren überempfindlich und so, als ob es sich um ihr eigenes Problem handeln würde. Das Katastrophendenken macht allerdings alles nur noch schlimmer.
Die goldene Mitte
Natürlich sind Hilfe und Unterstützung wichtig, doch wenn das Bedürfnis, anderen zu helfen, aus egoistischen Gründen oder traumatischen Erfahrungen heraus entsteht, benötigen Betroffene selbst Hilfe. Deshalb ist es immer wichtig, die Ausgeglichenheit nicht zu verlieren und Respekt und Verständnis zu zeigen, ohne aufdringlich zu sein.
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- Mary C. Lamia, Marilyn J. Krieger (2015). The White Knight Syndrome: Rescuing Yourself from Your Need to Rescue Others. Echo Point Books & Media
- Timmers I, Park AL, Fischer MD, Kronman CA, Heathcote LC, Hernandez JM, Simons LE. Is Empathy for Pain Unique in Its Neural Correlates? A Meta-Analysis of Neuroimaging Studies of Empathy. Front Behav Neurosci. 2018 Nov 27;12:289. doi: 10.3389/fnbeh.2018.00289. PMID: 30542272; PMCID: PMC6277791.