Lerne, mit deinem Ego umzugehen

Lerne, mit deinem Ego umzugehen
Rafa Aragón

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Rafa Aragón.

Letzte Aktualisierung: 22. Dezember 2022

Unser Ego besitzt die Fähigkeit, uns in all unseren Entscheidungen, die wir treffen, und in den Taten, die unser Schicksal besiegeln, zu beeinflussen. Wir können sogar Sklaven unseres eigenen Egos werden, ohne dass es uns überhaupt auffällt.

Mit unserem Ego umgehen zu lernen ist eine unerlässliche Aufgabe, um festzustellen, wie es uns beeinflusst und wie einfach es ist, uns von ihm beherrschen zu lassen.

Was ist die Aufgabe unseres Egos?

Zu wissen, welche Funktion das Ego in unserem Leben hat, hilft uns dabei, es zu erkennen und verantwortlich mit ihm umzugehen.

Jeder von uns besitzt ein Ego. Es zeigt, wer wir sind und unsere Identität, mit der wir vor anderen und vor uns auftreten. All unsere Erfahrungen und Lernprozesse, all unsere Ängste und unser erlebtes Leid verbergen sich dahinter.

Mithilfe unseres Egos verteidigen wir uns vor allem, was uns einst Schmerzen, Angst und Wut bereitet hat: Demütigungen, Groll, Missachtung, Beschimpfungen – das alles hat aus unserem Ego das gemacht, was es heute ist.

Unser Ego ist ständig präsent, da es unaufhörlich versucht, unsere Schwächen zu verbergen, nach außen hin Stärke auszustrahlen und emotionale Distanz zu bewahren.

Es repräsentiert unsere infantilste Verhaltensweise, die aus Fehlern nicht gelernt hat, die in der Vergangenheit stecken geblieben ist. Es “beschützt uns”, wenn wir neue Erfahrungen machen, in intimen Situationen, bei Annäherungsversuchen, wenn es um Versprechen und die Liebe geht.

Unser Ego

Wie behindert es uns im Alltag?

Wenn wir uns nicht darüber bewusst werden, dass unser Ego die Überhand gewinnen und unsere Verhaltensweisen beeinflussen kann, erscheinen uns Groll, Eitelkeit, Gewalt, besitzergreifendes und verletzendes Verhalten als etwas vollkommen Normales.

Unser Ego ist der wahre Grund, wieso wir Leid verspüren, da wir es sind, die es immer weiter stärken und ihm Macht verleihen, damit es unser Leben beherrschen kann.

Wenn wir nicht die Verantwortung für unser Ego übernehmen, handeln wir nur noch automatisch, ohne an mögliche Konsequenzen für unser Handeln zu denken. Wir entfernen uns von unserer wahren Essenz, unserer Menschlichkeit, weil unser Ego ins Unermessliche wächst.

Wir können dann gar nicht mehr anders, als unglücklich zu werden und zu leiden. Denn genau davon ernährt sich das Ego – von der Misere, der Tortur, dem unser Wohlbefinden ausgesetzt ist, und unseren Möglichkeiten, unser Glück zu finden.

Aufgrund des Egos fühlen wir uns schuldig, weil wir erkennen, was wir brauchen und wollen. Wie verspüren sogar irgendwann Schuldgefühle, weil wir nicht bedingungslos lieben können.

Es ist unser innerer Richter, der sowohl der ehrlichste als auch der ungerechteste ist. Wir suchen in der Liebe Machtkämpfe, sind auf Wettstreits aus, denken egoistisch und misstrauen anderen. Wir werden durch unser Ego zu passiven Mitspielern unseres Lebens und im Laufe der Zeit nehmen wir die Opferrolle ein.

Wenn wir uns dann als Opfer fühlen, denken wir, dass alles, was uns zustößt, durch äußere Einflüsse verursacht wurde.

Der Grund für unser Unwohlsein muss durch äußere Umstände und nicht durch uns selbst erzeugt worden sein. Somit verzichten wir darauf, die Verantwortung für alles, was in unserem Leben geschieht, zu übernehmen, und wir schieben anderen die Schuld dafür in die Schuhe. Sie sind es, weswegen wir leiden und wegen derer es uns schlecht geht.

Mann sieht sich im Spiegel

Wie können wir unser Ego zurückschrauben?

Damit wir in unserem Leben eigenverantwortlich handeln und uns über unsere persönliche Entwicklung bewusst werden, müssen wir uns nicht von unserem Ego befreien oder es loswerden. Denn das Ego ist Teil eines jeden und wir können nicht vor ihm davonlaufen.

Wir können aber persönlich daran arbeiten, indem wir seinen Einfluss auf unser Leben verringern und uns vor allem vor Augen führen, wann unser Ego unsere Gedanken und Handlungen dominiert.

Wenn wir wissen, wann unser Ego an zu viel Macht gelangt, können wir es auch bändigen und unser Verhalten in bestimmten Situationen selbst bestimmen. Wir können uns dadurch also von der Opferrolle lösen, die uns Leid bereitet.

Wenn es uns gelingt, mit unserem Ego umzugehen, befreien wir uns von Verhaltensweisen, wegen derer wir uns schlecht fühlen:

  • Immer recht haben zu wollen.
  • Das Gefühl, uns immer angegriffen zu fühlen, weil wir glauben, dass uns andere ständig attackieren.
  • Immer einen Erfolg vorweisen zu müssen.
  • Immer besser zu sein als der Rest.
  • Uns mit unseren Erfolgen zu identifizieren, was unseren persönlichen Wert bestimmt.
  • Der Wunsch alles und jeden zu besitzen und immer mehr haben zu wollen.

Wenn wir uns unseres Egos bewusst werden, sind wir im Hier und Jetzt angekommen, ohne uns vor ihm zu verstecken oder zu vergessen, dass es da ist. Wir müssen uns für das lieben, was wir sind, und nicht für das, was wir erreicht haben.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Grinberg, R. (1971). Identidad y cambio. Ediciones Kargieman.
  • Walsh, R., & Vaughan, F. (1989). Más allá del ego: textos de psicología transpersonal. Kairós.
  • Washburn, M. (1997). El ego y el fundamento dinámico: Una teoría transpersonal del desarrollo humano. Editorial Kairós.

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.