Kuriositäten über das Fasten

Fasten gehört in praktisch allen Kulturen zur Tradition. Doch nicht nur religiöse, auch gesundheitliche Gründe sprechen dafür.
Kuriositäten über das Fasten
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 19. März 2023

Das freiwillige Fasten ist in praktisch allen Religionen tief verankert: Das Christentum bereitet mit der Fasten- oder Passionszeit auf das Osterfest vor. Im Islam wird im Ramadan gefastet, dem neunten Monat des islamischen Mondjahrs. Der Buddhismus lehnt Selbstkasteiung ab, doch Meditation ist mit vollem Magen schwierig, deshalb essen Mönche und Nonnen nach zwölf Uhr mittags nicht mehr. Sie legen außerdem auch jeden Monat Fastentage ein. Der größte Fastentag im Judentum ist Jom Kippur.

Viele fasten aus gesundheitlichen oder ästhetischen Gründen. So ist beispielsweise das intermittierende Fasten sehr beliebt. Die meisten Studien deuten darauf hin, dass es sich positiv auf verschiedene  gesundheitliche Aspekte auswirkt. Viele fastende Menschen berichten, dass sich ihr Gemüts- und Gesundheitszustand durch die teilweise Enthaltung von Nahrungsmitteln verbessert.

Fasten erfordert Willenskraft und Entschlossenheit, kann jedoch das Wohlbefinden fördern. Anschließend findest du verschiedene kuriose Fakten rund um dieses Thema. Lies weiter, du wirst staunen!

“Das Fasten bringt Propheten hervor, es ist der Wächter der Seele, die Waffe der Starken, die Disziplin der Krieger, der Regulator der Reinheit, die Zierde des Friedens. Fasten heiligt und weiht die Diener, vermehrt die Gaben und ist ein Förderer der Gesundheit.”

Chrisostomus

Fasten in der Geschichte

Fasten ist in allen Religionen Tradition
Fasten ist in allen Religionen Tradition. 

Freiwilliges Fasten hat vermutlich mystische und religiöse Ursprünge. In den ältesten Büchern des Judentums, des Taoismus, des Hinduismus und des Jainismus finden wir Hinweise auf die teilweise Enthaltung von Nahrungsmitteln. Die Bibel umfasst mehr als 300 Passagen zu diesem Thema. In vielen alten Kulturen ist bekannt, dass Schamanen vor der Durchführung von Ritualen fasten.

Die Normannen pflegten zu fasten, bevor sie in die Schlacht zogen. Sie wollten dem Tod mit einem gereinigten Körper entgegentreten. Verschiedenen Berichten ist zu entnehmen, dass verschiedene nordamerikanische Indianerstämme fasteten, um Katastrophen abzuwenden oder dem Land Fruchtbarkeit zu bringen.

Die Azteken und Inkas fasteten, um mit den Göttern in Kontakt zu treten. Auch Sokrates und Platon legten regelmäßig Fastentage ein. Der Philosoph Pythagoras forderte einen Fastentag als Bedingung zur Aufnahme in seine Schule.

Hungerkünstler

Es gab sogar Zeiten, in denen das Nicht-Essen zur Unterhaltungskultur wurde: Der amerikanische Mediziner Henry S. Tanner nahm angeblich 44 Tage lang keine Nahrungsmittel zu sich und wurde mit seiner Show in den USA zum Millionär. Der Hungerkünstler faszinierte sein Publikum und bald folgten andere seinem Beispiel, um sich zu bereichern.

Giovanni Succi begann sein 30-tägiges Fastenexperiment in Mailand, doch schon bald zog er mit seiner Hungertour durch die wichtigsten europäischen Städte und gelangte so zu Reichtum. Während des Fastens führte er Dauermärsche durch oder trat in schweren Eisenrüstungen auf. Viele hielten ihn für verrückt, andere für einen Schwindler. In Wien wurde Succi in seinem Hotelzimmer am 25. Fastentag beim Verzehr eines Beefsteaks überrascht.

Bald erlangten auch andere Hungerkünstler Ruhm, unter anderem der Franzose Stefano Merlatti, der Deutsche Riccardo Sacco oder die Amerikanerinnen Kate Smulsey und Marie Davenport. Kurios ist, dass diese Hungerkünstler das Interesse von Wissenschaftlern weckten, die damit begannen, die Auswirkungen des Fastens zu erforschen.

Franz Kafka schrieb 1922 die Erzählung “Ein Hungerkünstler¹”, in der die Hauptfigur in einem Käfig vergessen wird und stirbt.                        

 

Die berühmtesten Hungerstreiks

Fasten und Hungerstreiks
Die Verweigerung von Nahrung ist eine Form des passiven Widerstands, die genutzt wird, um auf Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen.

Der bekannteste Hungerstreiker der Geschichte war Mahatma Gandhi, der diesen passiven Widerstand in seinem Kampf für Gerechtigkeit nutzte. Er trat 17 Mal in den Hungerstreik, der jeweils zwischen 7 und 24 Tagen dauerte. Nur 10 Tage vor seinem Tod wollte er mit dieser Maßnahme die Harmonie zwischen Hindus und Muslimen fördern.

Den längsten Hungerstreik in der Geschichte führte die Menschenrechtsaktivistin Irom Sharmila. Die “eiserne Lady von Manipur” begann im Jahr 2000 mit dem Fasten und beendete ihren Hungerstreik erst 2016. Ihr Ziel war es, gegen den Tod von 10 Zivilisten durch die indische Armee zu protestieren. Sie wurde wegen versuchter Selbsttötung verklagt und unter Arrest über eine Nasensonde zwangsernährt. Sie änderte schließlich ihre Strategie und entschloss, 2017 für die Regionalwahlen in Manipur zu kandidieren.

Literaturempfehlung

  1. Ein Hungerkünstler, Franz Kafka, Independently Published 2021

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  • Bizkarra, K. (2007). El poder curativo del ayuno. Recuperando un camino olvidado hacia la salud. Bilbao: Desclée de Brouwer.
  • Mussi Stoizik, J., Heredia, R., Elías, María., Avena, M., Boarelli, P. (2021). Ayuno Intermitente: ¿mito o realidad? Investigación, Ciencia y Universidad, 5(6). http://repositorio.umaza.edu.ar/handle/00261/2620
  • Nieto-Galan, A. (2020). Useful charlatans: Giovanni Succi and Stefano Merlatti’s fasting contest in Paris, 1886. Science in Context, 33(4), 405-422. doi:10.1017/S0269889721000168

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