Künstliche Intelligenz als Unterstützung für die psychische Gesundheit

Die künstliche Intelligenz könnte in Zukunft sehr hilfreiche und innovative Lösungen und Werkzeuge bieten, mit denen wir die psychische Gesundheit verbessern können.
Künstliche Intelligenz als Unterstützung für die psychische Gesundheit
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 19. Mai 2023

Der Gedanke, dass künstliche Intelligenz (KI) die psychische Gesundheit unterstützen könnte, ist für viele befremdlich. Diese Technologien kommen jedoch im Bereich der Medizin und des Gesundheitswesens schon seit Jahren zum Einsatz. Denn KI ermöglicht unter anderem ein tieferes Verständnis psychischer Störungen durch die Analyse großer Datenmengen.

Es gibt zwar noch viele bioethische Aspekte, die geregelt werden müssen, doch in Zukunft könnte uns die künstliche Intelligenz innovative Lösungen für die psychische Gesundheit bieten: von der Verbesserung der Diagnose bis hin zur Auswahl der besten Behandlung für jeden Patienten. Wir können KI zum Wohle des Menschen einsetzen. 

Künstliche Intelligenz steckt noch in den Kinderschuhen, aber sie wird ständig weiterentwickelt und verbessert. In Zukunft könnte sie in sozialen, medizinischen und gesundheitlichen Bereichen eine immer wichtigere Rolle spielen.

Künstliche Intelligenz als Unterstützung für die psychische Gesundheit

Die künstliche Intelligenz macht vielen Sorgen, denn sie birgt verschiedene Gefahren. Die Technologie entwickelt sich schneller als die Biologie, was vielen Angst macht. Wenn wir sie ethisch und bewusst einsetzen, kann sie jedoch unter anderem im Bereich der psychischen Störungen ein vorteilhaftes Werkzeug darstellen.

Die Universität von Kalifornien veröffentlichte 2019 eine Studie, in der sie einige Schlüssel zur KI als Ressource für die psychische Gesundheit ankündigte. Ein Vorteil wäre die Erkennung von psychischen Erkrankungen in einem frühen oder prodromalen Stadium, was den Weg für effektivere Interventionen ebnen würde.

Künstliche Intelligenz als Unterstützung für die psychische Gesundheit
Eines der Ziele der künstlichen Intelligenz ist, die Suizidraten zu reduzieren.

Wie kann KI für die psychische Gesundheit fördern?

KI als Ressource für die psychische Gesundheit bietet bereits verschiedene Innovationen. In der Tat wurden im Zuge der Pandemie viele ihrer praktischen Anwendungen und ihr Potenzial deutlich. Einige Vorteile sind:

  • Es gibt bereits Conversational Bots, deren Ziel es ist, Depressionen zu erforschen und zu verhindern.
  • Künstlich intelligente Bots sollen die Einsamkeit älterer Menschen verhindern.
  • Durch genaue Daten kann man die effektivsten Therapien und Behandlungen für jeden Patienten ermitteln.
  • Chatbots und spezifische Anwendungen liefern therapeutische Inhalte und Möglichkeiten, um unter anderem die Stimmung einer Person oder Suizidgedanken zu erkennen.
  • Künftig wird die KI mit Fachkräften der psychischen Gesundheit zusammenarbeiten und ihnen Ratschläge, strategische Anleitungen und Überwachungsinstrumente für ihre Patienten zur Verfügung stellen.
  • Diese Technologie liefert auch innovative Lösungen zur Prävention. Die Suizidprävention ist ein besonders dringlicher Bereich.
  • Künstliche Intelligenz analysiert große Mengen an Daten. Durch die Verarbeitung von sozialen Variablen, Lebensgewohnheiten, medizinischen, genetischen und neurologischen Bedingungen liefert sie relevante Informationen, die helfen, psychische Krankheiten zu verstehen.
  • Sie ist ein großer Verbündeter bei der Früherkennung vieler psychischer Störungen. Ein Beispiel dafür ist eine in der Zeitschrift Pervasive and Mobile Computing veröffentlichte Studie, aus der hervorgeht, dass KI Angstsymptome mit einer Genauigkeit von mehr als 92 % erkennt.

Künstliche Intelligenz wird die Arbeit eines Psychologen nicht ersetzen, sondern als Verbündeter im Bereich der psychischen Gesundheit fungieren.

Gibt es bereits Hilfsmittel in diesem Bereich?

Es ist bereits eine Tatsache, dass künstliche Intelligenz zur Unterstützung für die psychische Gesundheit zum Einsatz kommt. Es stehen zahlreiche KI-Tools zur Verfügung, um psychische Störungen zu behandeln. Einige Beispiele:

  • KI wird bei der Datenanalyse und der therapeutischen Entscheidungsfindung eingesetzt.
  • Die USA haben das KI-basierte Reach Vet entwickelt, um Suizid unter Kriegsveteranen zu verhindern.
  • Andererseits gibt es Apps, die bei der Bewältigung von Angst- und Depressionssymptomen helfen, unter anderem Wysa.
  • Es gibt auch Chatbots, die jüngeren Menschen, insbesondere der Generation Z, über Textnachrichten emotionale Unterstützung bieten.
  • Es gibt Programme wie den Crisis Contact Simulator, die für die Ausbildung von Psychologen nützlich sind. Künstliche Intelligenz simuliert digitale Unterhaltungen mit jungen Menschen aus dem LGTBI-Kollektiv, die Fachkräften helfen, sich in Interventionen zu üben.

Welche zukünftigen Möglichkeiten wird es geben?

Künstliche Intelligenz als Unterstützung für die psychische Gesundheit ist eine Realität, die in naher Zukunft noch viel weiter voranschreiten wird. Die zukünftigen Möglichkeiten sind immens, aber sie müssen gut reguliert werden, um erfolgreich zu sein. Die Entwicklungen gehen in folgende Richtungen:

  • Die Wahl der jeweils effektivsten Therapie für jede Person
  • Genauere und frühere Diagnosen
  • Eine engere und zeitnahe Überwachung der Fortschritte der Patienten
  • KI für Big Data und klinische Datenforschung
  • Bessere Ausbildung psychosozialer Fachkräfte und Unterstützung bei ihrer Arbeit
  • Verabreichung von Medikamenten reduzieren und durch psychologische Ansätze ersetzen
  • Bereitstellung einer sofortigen und erschwinglichen psychologischen Betreuung für die gesamte Bevölkerung
  • Die Entwicklung enger Betreuungsmechanismen für die jüngere Bevölkerung, die von Selbstmord bedroht ist.

Die Einführung von künstlicher Intelligenz in der psychologischen Betreuung wird schrittweise erfolgen, die relevantesten Bereiche sind Datenanalyse, Diagnose und Prävention.

KI für die psychische Gesundheit
KI ist in der Datenanalyse sehr effektiv.

Wird KI Fachkräfte für die psychische Gesundheit ersetzen?

Die Psychotherapie erfordert große Sensibilität und Einfühlungsvermögen. Der Gedanke, dass eine App oder ein Roboter in Zukunft einen Psychologen ersetzen könnte, erinnert uns an das unheimliche Tal. Die Uncanny Valley-Hypothese, die erstmals von Masahiro Mori formuliert wurde, geht davon aus, dass Roboter oder KI mit einer geringen Menschenähnlichkeit nicht problematisch sind. Wenn Maschinen jedoch eine hohe Menschenähnlichkeit erreichen, sinkt die Akzeptanz radikal. Außerdem wird ein Algorithmus, der in psychischer Gesundheit geschult ist, nicht in der Lage sein, die Aufgabe eines Spezialisten zu 100 % zu übernehmen.

Eine in der Zeitschrift The Lancet. Digit Health veröffentlichte Arbeit sowie andere Studien heben dieses Detail hervor. Die Rolle der KI wird sich im Wesentlichen darauf konzentrieren, die Aufgaben der Diagnose und Prävention von psychischen Krankheiten zu verbessern. Die Fortschritte werden revolutionär sein, solange die Stärken des Menschen und der künstlichen Intelligenz zusammenwirken.

Es ist daher nicht möglich, Psychologen oder Psychiater von dieser Variable auszuschließen. Auch wenn Klienten oder Patienten einen Chatbot haben, mit dem sie interagieren und der ihren Gemütszustand überwacht, wird immer eine Fachkraft präsent sein. KI wird eine Ressource für die psychische Gesundheit und ein großartiges Hilfsmittel für Psychologen sein, um Behandlungen effektiv und personalisiert zu gestalten.


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