Jugendliches Selbstwertgefühl

Jugendliches Selbstwertgefühl
Sara Clemente

Geschrieben und geprüft von der Psychologin und Journalistin Sara Clemente.

Letzte Aktualisierung: 12. Januar 2023

Die Pubertät ist eine Zeit voller Veränderungen. Es ist die Phase unserer Entwicklung, in der wir unseren Platz in der Welt suchen. Wir haben das Gefühl, ständig etwas Neues ausprobieren zu müssen. Es geht darum, herauszufinden, wer wir sind und was wir wollen. Aus diesem Grund spielt das Selbstwertgefühl während der Pubertät eine ganz besonders wichtige Rolle. Andererseits kann der Weg zum Erwachsenwerden bereits einen unglücklichen Anfang nehmen, wenn jugendliches Selbstwertgefühl fehlt.

Gerade in der Pubertät verspüren wir einen starken Drang, über uns selbst und unsere Umwelt nachzudenken.Gleichzeitig entwickelt sich unser Teenagergehirn stetig weiter und lernt immer neue Dinge. All das gehört zu unserer Identitätsfindung. Und nur, wenn es uns gelingt, ein stimmiges Selbstkonzept zu entwickeln, sind wir dazu in der Lage, unser Selbstwertgefühl so zu stärken, dass wir als Erwachsene von ihm zehren können.

Das Selbstwertgefühl basiert auf dem Selbstkonzept

In unseren ersten Lebensjahren ist unser Selbstkonzept noch sehr flexibel. Daraus folgt, dass wir uns in der Kindheit noch sehr stark durch die Werte, Erwartungen und Beurteilungen unserer Vorbilder beeinflussen lassen. Doch in der Pubertät ändert sich das, denn wir werden dann viel eigenwilliger.

Das heißt jedoch nicht, dass wir erst in der Jugend begännen, an unserem Selbstwertgefühl zu arbeiten. Mit der Bildung unseres Selbstwertgefühls beginnen wie bereits in frühen Jahren. Ebenso verhält es sich mit unserem Selbstkonzept. Es ist das Produkt verschiedener, interagierender Faktoren. Manche sind genetisch bedingt, unser Temperament zum Beispiel, und bei den übrigen handelt es sich um umweltbedingte Einflüsse, also persönliche, soziale und kulturelle Parameter. Im Laufe unserer Entwicklung nehmen wir diese Faktoren in uns auf und verinnerlichen sie. Die Bewertung der jeweiligen Faktoren kann, je nach Alter, variieren.

Eine junge, blonde Frau schaut in einen zerbrochenen Spiegel.

Hinter dem Selbstkonzept verbirgt sich das Gesamtbild, das wir von uns selbst haben. Es nährt unsere Selbsterkenntnis. Die folgenden Sätze sind gute Beispiele dafür, wie so ein Selbstkonzept aussehen kann: “Ich bin ein impulsiver Entscheidungsträger”, “Ich liebe es, mit meinem Hund im Park spazieren zu gehen”  oder “Beim Sport bin ich sehr ehrgeizig”.

Haben wir erst einmal eine Vorstellung davon, wer wir sind, bestimmt unser Selbstkonzept auch unseren Wert. Es wird durch unsere Einschätzung unseres Wertes geformt. Während der Pubertät wird unser Selbstwertgefühl durch Gedanken, Erlebnisse und Erfahrungen, geformt, die uns in dieser Phase begleiten. Wir beurteilen und bewerten alles, was uns umgibt, und daraus ergibt sich, ob wir ein positives oder ein negatives Bild von uns erschaffen.

Wie beurteilt ein Teenager sich selbst?

Wenn du einen Jugendlichen darum bittest, sich selbst zu beschreiben, ist es sehr wahrscheinlich, dass er sich bei seiner Darstellung auf äußere Merkmale und auf Aktivitäten, die er gern ausübt, sowie auf intellektuelle Fähigkeiten und wie diese mit anderen Talenten im Zusammenhang stehen, konzentriert. Die Art und Weise, wie Jugendliche sich selbst sehen, wird häufig durch deren Verständnis von Wert und Kompetenz bestimmt. Es besteht eine enge Verbindung zu schulischem Erfolg, sozialer Kompetenz und emotionalem Gleichgewicht.

In der Pubertät unterscheidet sich das Selbstwertgefühl von Jungen und Mädchen:

  • Mädchen tendieren zu einem geringen Selbstwertgefühl. Sie machen sich eher Sorgen um ihr äußeres Erscheinungsbild, ihren sozialen Erfolg und ihre schulischen Leistungen.
  • Bei Jungen wird das Selbstwertgefühl eher durch die Entsprechung männlicher Stereotypen bestimmt, also Selbstsicherheit, Stärke und Furchtlosigkeit.
Ein Junge betrachtet sich nachdenklich im Spiegel.

Jugendliches Selbstwertgefühl

Viele Aspekte unseres jugendlichen Lebens sind von dem Grad unseres Selbstwertgefühls abhängig: Schule, Familie, Beziehungen, etc. Andersherum beeinflussen diese Aspekte unsere Persönlichkeit und unser späteres Glück.

Teenager mit einem hohen Selbstwertgefühl …

  • Fühlen sich von ihren Mitmenschen geliebt und akzeptiert. Darüber hinaus sind sie zum Lernen motiviert, sie probieren neue Dinge aus und besuchen neue Orte.
  • Tendieren dazu, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Sie können zudem Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten.
  • Setzen sich kurz- und langfristige Ziele. Sie sind in der Lage, Verantwortung für ihr eigenes Verhalten und ihre Entscheidungen zu übernehmen.
  • Kennen ihre Stärken und Schwächen. Sie können außerdem mit Kritik umgehen, sind zu Selbstkritik fähig und können sich ihren Problemen stellen.
  • Sind emotional stabil und verfügen über Empathie.
  • Können auf die Bedürfnisse anderer eingehen. Sie sind kommunikativ und verfügen über ein gesundes, soziales Umfeld.

Teenager mit einem geringen Selbstwertgefühl …

  • Mangelt es auch an Selbstvertrauen. Ihnen fehlt der Glaube an sich selbst und an die eigenen Fähigkeiten.
  • Fühlen sich anderen gegenüber unterlegen, nicht respektiert und minderwertig. Sie vermeiden Aktivitäten, die die Zusammenarbeit mit anderen erfordern.
  • Fühlen sich unsicher und leiden unter panischer Versagensangst.
  • Fehlt häufig Disziplin, Einsatz und die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen.
  • Versuchen, herauszustechen. Aufgrund des ständigen Bedürfnisses nach Aufmerksamkeit neigen sie dazu, zu lügen.
  • Geben anderen die Schuld und zeigen manchmal aggressives, regressives, trotziges oder unsoziales Verhalten.
Ein junges Mädchen sitzt bei Sonnenuntergang allein auf einem Steg.

Wofür benötigen wir jugendliches Selbstwertgefühl?

Nach Erikson ist die Pubertät eine Suche nach Identität und Bedeutung. Obwohl diese Phase der Entwicklung auch durch Krisen und hormonelles Chaos geprägt ist, ist sie auch wunderschön, traurig und spannend und führt uns zu einer starken Identität im Erwachsenenalter. Wenn wir uns Gedanken über unsere Zukunft machen, ist es wichtig, sich dieser Identität bewusst zu sein.

Unser jugendliches Selbstwertgefühl hilft uns dabei, uns selbst zu akzeptieren und unsere einzigartigen Qualitäten schätzen zu lernen. Wir sollten zwar unsere Schwächen kennen, darüber hinaus sollten wir uns aber auch unserer Stärken bewusst sein. Und diese auch zeigen. 

Dabei geht es nicht darum, egoistisch zu sein; es geht vielmehr darum, realistisch zu sein und unseren Selbstwert zu nähren. Selbstwertgefühl ist ein Zeichen des Respekts, uns selbst und anderen gegenüber. Respektieren wir uns selbst, respektieren wir auch andere. Nur wenn wir uns selbst wertschätzen, können wir auch andere wertschätzen. Und die Grundlagen dafür werden gelegt, bevor wir erwachsen werden.


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  • Erikson, Erik (2005) Indentidad, juventud y crisis. Madrid: Taurus
  • Naranjo, C. R., & González, A. C. (2012). Autoestima en la adolescencia: Análisis y estrategias de intervención. International Journal of Psychology and Psychological Therapy. https://doi.org/10.1016/j.jaac.2013.01.011
  • Chang, M. (2007). Cultural differences in parenting styles and their effects on teens’ self-esteem , perceived parental relationship satisfaction, and self-satisfaction. Dietrich Collage Honors Theses, 1–46. Retrieved from http://repository.cmu.edu/hsshonors/85

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