Iwan P. Pawlow und die Theorie der klassischen Konditionierung

Iwan P. Pawlow und die Theorie der klassischen Konditionierung
Alejandro Sanfeliciano

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Alejandro Sanfeliciano.

Letzte Aktualisierung: 22. Dezember 2022

Iwan P. Pawlows Experimente mit Hunden sind in der Geschichte von Physiologie und Psychologie sehr bekannt. Pawlow schuf aus seiner kleinen, zunächst zufälligen Entdeckung eine bis heute gültige Lerntheorie. Pawlows Studien haben dabei geholfen, assoziatives Lernen durch klassische Konditionierung zu verstehen.

Die klassische Konditionierung besteht darin, einen zunächst neutralen Reiz mit einem sinnvollen Reiz zu verknüpfen. Wenn der neutrale Reiz dann in Abwesenheit des ursprünglich signifikanten Reizes wahrgenommen wird, erhalten wir eine ähnliche Reaktion wie die, die wir erhalten würden, wenn wir den signifikanten Reiz setzen würden. Diese Fähigkeit, Reize zu verknüpfen, hilft uns in vielen täglichen Situationen. Auch dann, wenn diese Reize ganz unterschiedlicher Natur sind.

Um die klassische Konditionierung zu verstehen, sind zwei Aspekte zu betrachten. Zunächst sehen wir uns das Experiment Pawlows und seine Forschung an. Zweitens befassen wir uns mit den Komponenten, die diese Art der Konditionierung ausmachen.

Pawlows Experiment

Der russische Physiologe Iwan P. Pawlow untersuchte, wie Hunde in Gegenwart von Futter Speichel produzierten. Eines Tages bemerkte er, dass die Hunde zu speicheln begannen, bevor er das Futter überhaupt angefasst hatte. Es reichte bereits, die Hunde den standardisierten Versuchsbedingungen auszusetzen, um diese Reaktion zu provozieren.

Pawlow schlussfolgerte, dass seine Hunde diese Bedingungen irgendwie mit der bevorstehenden Fütterung in Verbindung gebracht hatten. Um die Geheimnisse dieser neuen Erkenntnis zu enträtseln, begann Pawlow, eine Reihe neuer Experimente zu entwerfen. Sein Ziel war es, seine Hypothese zu testen. Diese bestand darin dass eine Assoziation stattfinden kann, wenn zwei Reize kontingent präsentiert werden.

Hund beginnt beim Klingeln einer Glocke zu speicheln

Das Experiment, das die Existenz der klassischen Konditionierung belegte, beruhte auf der Assoziation eines Glockenklangs mit der bevorstehenden Futterverteilung. Pawlow statte mehrere Hunde mit Speichelmessern aus. Während des Experiments läutete Pawlow zunächst eine Glocke und gab den Hunden dann Futter. Nachdem sie mit Futter versorgt waren, zeigten die Messgeräte wie zu erwarten einen erhöhten Speichelfluss an.

Nachdem er diese beiden Reize, die Glocke und das Futter, mehrmals zusammen eingesetzt hatte, gelang es Pawlow, die Hunde dazu zubringen, diese beiden Reize zu verbinden. Der Beweis dafür war, dass allein der Klang der Glocke nun dazu führte, dass die Hunde speichelten. Jedoch sollten wir beachten, dass sie durchaus mehr speichelten, wenn er ihnen das Futter tatsächlich gab. Auch ließ diese Assoziation in ihrer Intensität immer weiter nach – wenn kein Futter mehr serviert wurde, verlor auch der Glockenklang seinen Effekt.

Dieses Experiment zeigte, dass ein anfangs neutraler Reiz (Glocke) durch seine Assoziation mit einem signifikanten Reiz (Futter) eine Reaktion hervorrufen kann, die zuvor nur mit dem signifikanten Reiz auslösbar war.

Die Komponenten der klassischen Konditionierung

Wir können vier Hauptkomponenten der klassischen Konditionierung definieren. Diese Komponenten sind unbedingte und bedingte Reize und unbedingte und bedingte Reaktionen. Wenn wir die Beziehungen zwischen diesen Komponenten begreifen, haben wir die klassische Konditionierung verstanden.

Wir wollen deshalb jede dieser Komponenten und die Beziehung unter ihnen kurz erklären:

  • Unbedingter Reiz: Dies ist der Reiz, der für das Subjekt bereits bedeutsam und aussagekräftig ist. Damit meinen wir, dass es ein Reiz ist, der an und für sich in der Lage ist, eine Reaktion hervorzurufen. In Pawlows Experiment bestand der unbedingte Reiz im Futter.
  • Unbedingte Reaktion: Dies ist die Reaktion des Subjekts in Gegenwart des unbedingten Reizes. Im Falle des vorgenannten Experiments war die unbedingte Reaktion der Speichelfluss, als die Hunde das Futter sahen.
  • Bedingter Reiz: Dies ist der anfänglich neutrale Reiz, der im Subjekt zunächst keine signifikante Reaktion auslöst. Durch die Assoziation mit dem unbedingten Reiz kann er jedoch eine Antwort hervorrufen. Im Falle des Pawlow-Experiments war dieser bedingte Reiz das Geräusch der Glocke.
  • Bedingte Reaktion: Dies ist die Reaktion, die durch den bedingten Reiz ausgelöst wird. Im Falle dieses Experiments war es der Speichelfluss der Hunde, als sie das Geräusch der Glocke hörten.
Hund leckt sich die Schnauze

Menschliches Lernen

Die klassische Konditionierung besteht aus dem Zusammenspiel dieser Komponenten. Tritt ein neutraler Reiz mehrmals in Verbindung mit einem unbedingten Reiz auf, wird der neutrale Reiz in einen bedingten Reiz umgewandelt. Aus diesem Grund triggert er schließlich eine bedingte Reaktion ähnlich der unbedingten Reaktion. Dabei handelt es sich um einen Lernprozess als Reaktion auf die Verbindung zweier unterschiedlicher Reize.

Die Forschung, die aus der klassischen Konditionierung hervorgegangen ist, hat uns geholfen, unzählige Aspekte des menschlichen Lernens zu verstehen. So können wir beispielsweise die Entstehung von Phobien begründen. Pawlow entzündete also den Funken, der es uns ermöglichte, uns all das zu erarbeiten, was wir heute über Lernen und Konditionierung wissen.


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