Internalisierende Störungen bei Kindern und Jugendlichen

Traurige, gereizte oder zurückgezogene Kinder benötigen Hilfe. Hinter diesen Symptomen könnten sich Angstzustände und Depressionen verbergen.
Internalisierende Störungen bei Kindern und Jugendlichen
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 17. Februar 2023

Kinder können manchmal Verhaltensweisen aufzeigen, die nichts mit ihrem Charakter zu tun haben. Extreme Schüchternheit, Sorgen, Ängste, Phobien und Stimmungsschwankungen sind einige Beispiele dafür. Wenn du weißt, was internalisierende Störungen sind und wie du sie erkennst, kannst du eventuell eine Depression im Kindesalter verhindern.

Unruhige und rebellische Kinder erregen immer Aufmerksamkeit, ganz egal, ob sie in der Schule oder zu Hause sind. Sie passen in das Profil der Kinder, die an externalisierenden Störungen leiden. Diese Kinder reagieren auf ihre Umgebung, indem sie sich bemerkbar machen. Doch es gibt auch Kinder, die genau das gegenteilige Verhalten zeigen: Sie ziehen sich zurück und nutzen die U-Boot-Strategie, das heißt sie tauchen unter, damit sie nicht bemerkt werden.

Lehrer beachten diese Kinder nur selten und sind sogar froh, ein paar ruhige Kinder im Klassenzimmer zu haben. Doch die Vernachlässigung dieser Kinder und Jugendlichen kann ernste Folgen haben. Obwohl sie sich hinter ihrem schwer fassbaren und ruhigen Erscheinungsbild verstecken, schreien sie in Wirklichkeit nach Hilfe.

Internalisierende Störungen: Definition, Symptome und Behandlung

  • „Ja, er ist immer neben mir, er weicht nie von meiner Seite.“
  • „Er ist schüchtern, er ist eines dieser Kinder, die vor allem Angst haben.“
  • „Wir sind mit ihr ständig beim Arzt. Wenn es keine Bauchschmerzen sind, ist es ein Hautausschlag.“

Diese Kommentare hören wir von Eltern mit Kindern, die unter internalisierenden Störungen leiden, häufig. Im Allgemeinen ist es nicht einfach zu erkennen, dass hinter diesem Verhalten tatsächlich ein psychologisches Problem steckt. Dieses Problem tritt vor allem in der Pubertät bei Kindern an die Oberfläche, die in ihrer Kindheit zu wenig Aufmerksamkeit erhielten.

Wir alle wissen, wie schwierig die Pubertät sein kann. Diese Phase steckt voller Veränderungen, die verwundbar machen. In manchen Fällen entwickelt sich daraus eine internalisierende Störung. Die Konsequenzen können unter anderem Selbstverletzungen oder sogar Selbstmordgedanken sein. Eine Forschungsarbeit, die an der University of Pennsylvania in Philadelphia durchgeführt wurde, unterstreicht die Relevanz der Entwicklung früher Behandlungs- und Präventionsprogramme für internalisierende Störungen.

Darüber hinaus stellten die Autoren dieser Studie fest, dass Kinder mit unerkannten psychischen Störungen häufiger unter akademischen Problemen und sozialer Ausgrenzung leiden. Das schwerwiegendste Problem ist jedoch das Selbstmordrisiko. Nach Angaben der WHO ist Selbstmord die dritthäufigste Todesursache bei Personen zwischen 15 und 19 Jahren.

Was sind internalisierende Störungen?

Nach Achenbach, Edelbrock und Howell (1987) lassen sich die psychischen Störungen in der Kindheit in zwei Typologien einteilen. Erstens haben wir externalisierende Verhaltensweisen (Aggressivität, Verhaltensprobleme, Ungehorsam und Unaufmerksamkeit, um nur einige zu  nennen). Zweitens gibt es internalisierende Verhaltensweisen, die sich auf Manifestationen im Zusammenhang mit Somatisierung aufgrund von Angst, Stress oder Depression beziehen.

Kinder können manchmal Verhaltensweisen aufzeigen, die nichts mit ihrem Charakter zu tun haben

Internalisierende Störungen sind in der Kindheit sehr häufig und äußern sich wie folgt:

Emotionale Symptome

  • Übermäßige Angst (beispielsweise vor der Dunkelheit, Tieren, neuen Situationen)
  • Niedergeschlagenheit, Traurigkeit und eine apathische Haltung
  • Minderwertigkeitsgefühle
  • Konzentrationsprobleme
  • Negativität oder das ständige Gefühl, dass etwas Schlimmes passieren wird

Verhaltenssymptome

  • Übermäßige Anhänglichkeit und Abhängigkeit von Erwachsenen
  • Mangel an Motivation
  • Nichts weckt das Interesse des Kindes oder Jugendlichen. Sie gehen von einem Hobby zum anderen.
  • Zurückgezogenes Verhalten
  • Die Tendenz, den ganzen Tag zu sitzen oder zu liegen
  • Akademische Probleme und schlechte Leistungen

Somatische Manifestationen

  • Magenschmerzen ohne ersichtlichen Grund
  • Ständige Kopfschmerzen und Schwindel ohne klaren Auslöser
  • Das Auftreten von Allergien, insbesondere auf der Haut

Woher kommen diese Störungen?

Was hinter dieser internalisierenden Symptomatik steckt, sind Angststörungen und Depressionen. Diese bleiben in der Kindheit und Jugend aus zwei Gründen oft unbemerkt. Zum einen neigen Erwachsene dazu, sie dem Alter zuzuschreiben. Es ist üblich, Kinder in der Vorpubertät als eher passiv und introvertiert zu betrachten, während man bei Teenagern meist an rebellisch und rücksichtslos denkt.

Andererseits ist es wichtig, den familiären Aspekt zu berücksichtigen. Viele der betroffenen Kinder kommen aus gestörten Verhältnissen. Kurz gesagt, ihre Eltern hatten keine durchsetzungsfähigen Erziehungsstrategien und vernachlässigten schließlich die emotionalen Bedürfnisses des Kindes. Das Kind erlebt eine schwierige Zeit, was oft in der Schule und nicht zu Hause erkannt wird.

Die Auslöser für diese psychischen Zustände sind oft recht komplex. Es kann sich um Vernachlässigung, Missbrauch und Misshandlung handeln. Es gibt jedoch auch Stressfaktoren (Schulwechsel, Scheidung der Eltern) und natürlich auch Persönlichkeitsvariablen und sogar genetische Faktoren, die dabei eine Rolle spielen.

Hinter einer internalisierenden Symptomatik stecken Angststörungen und Depressionen

Internalisierende Störungen und der therapeutische Ansatz

Normalerweise kommt in diesen Fällen die systemische Therapie zum Einsatz. Der Psychiater darf sich jedoch nicht nur auf die Emotionen des Kindes konzentrieren, sondern muss seinen Fokus auch auf das familiäre Umfeld lenken. Ebenso muss der Therapeut dem Kind oder Jugendlichen verschiedene Strategien anbieten, die ihm helfen, seine eigenen Emotionen zu verstehen und zu lernen, wie sein Körper zum Beispiel auf Angst reagiert.

Durch die Verbesserung ihrer sozialen Fähigkeiten und ihres Durchsetzungsvermögens werden betroffene Kinder mehr Selbstwertgefühl erreichen und dadurch sicherer und gelassener wirken. Außerdem fühlen sie sich eher mit ihrer Umgebung im Einklang. Zweifellos sollte die Früherkennung der Symptome dieser klinischen Realität eine Priorität in unserer Gesellschaft sein.


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