Imagination Quotient, der neue IQ: Ist die Vorstellungskraft messbar?

Kinder lieben es, in Fantasiewelten zu reisen und ihrer Vorstellungskraft freien Lauf zu lassen. Im Erwachsenenalter tun wir uns damit deutlich schwerer. Erfahre heute, warum du täglich Zeit in Tagträume und Gedankenreisen investieren solltest.
Imagination Quotient, der neue IQ: Ist die Vorstellungskraft messbar?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 20. Februar 2023

Tagträume, Parallelwelten und unendliche Möglichkeiten: Wir spielen im Geist in ungewöhnlichen Szenarien und erleben erstaunliche Erfahrungen. Unsere Vorstellungskraft ermöglicht es uns, Projekte zu entwickeln, eine Geschichte zu erfinden oder ein Musikstück zu komponieren. Wir projizieren uns in zukünftige Situationen, in denen wir uns glücklich sehen und erschaffen neue Welten. Wissenschaftler möchten diese Fähigkeit mit dem neuen IQ testen: Kann der Imagination Quotient unsere Vorstellungskraft messen?

Jules Verne glaubte, dass alles, was sich ein Mensch vorstellen kann, auch Wirklichkeit werden kann. Wir wissen selbst, dass sich viele menschliche Fantasien verwirklicht haben und heute zum Alltag gehören. Jeder Fortschritt ist das Ergebnis einer Idee, einer Vorstellung, der menschlichen Kreativität.

Das erklärt, warum Albert Einstein die Vorstellungskraft für wichtiger hielt als das Wissen selbst. Sie ist ein Weg, unseren Geist zu erweitern, um neue Möglichkeiten zu schaffen, die eines Tages verwirklicht werden können. Dies ist ein Konstrukt, das für den Menschen von großer Bedeutung ist und dem wir mehr Aufmerksamkeit widmen sollten….

Die nützlichste Vorstellungskraft ist die, die einen Zweck verfolgt und nicht nur dazu dient, der Realität zu entfliehen.

Mann denkt über den Imagination Quotient nach
Tagträumen ist ein Mechanismus zur Steigerung der Intelligenz.

Der Imagination Quotient: Definition und Forschung

Wir alle kommen mit einem außergewöhnlichen kreativen Potenzial auf die Welt. Doch im Erwachsenenalter verkümmert unsere Fantasie. Sie ist immer noch da und gelegentlich tauchen wir in imaginäre Welten ein. Doch die meisten von uns sind davon überzeugt, dass nur naive Menschen und Kinder Fantasiereisen unternehmen.

Sir Ken Robinson¹, einer der größten Bildungsexperten, ist davon überzeugt, dass Schulen die Kreativität töten. Es stimmt, dass unsere Gesellschaft und unsere Bildungsmethoden diese Variable nicht immer berücksichtigen oder fördern. Das kann ein Fehler und sogar eine taktische Tragödie sein, wenn man eine unbestreitbare Tatsache bedenkt: Angesichts einer Zukunft voller Herausforderungen brauchen wir innovative Menschen, die Antworten auf die unterschiedlichsten Probleme geben können.

Die Vorstellungskraft ist ein wertvolles Werkzeug für unseren Fortschritt. Deshalb wurde das Institute of the Imagination (Philadelphia) gegründet, das von Scott Barry Kaufman², einem kognitiven Psychologen, geleitet wird. Zu dieser Einrichtung gehören Persönlichkeiten wie Martin Seligman und Robert J. Sternberg. Eines der Ziele ist die Entwicklung eines Instruments zur Messung des Imagination Quotient.

Aber… was ist Vorstellungskraft wirklich?

Die Universität von New Mexico hat 2016 bereits ein Instrument zur Bewertung der menschlichen Kreativität entwickelt. Die Forscher betonen in ihren Ergebnissen, dass Fantasie ein hochkomplexes kognitives Konstrukt ist. Es geht nicht um Tagträumerei. Wir lassen unsere Gedanken nicht einfach nur fliegen, um einen Zustand zu erreichen, in dem wir uns rundum wohlfühlen. Vielmehr setzt das Gehirn ausgeklügelte Mechanismen in Gang.

Die Vorstellungskraft aktiviert das episodische Gedächtnis, mentale Simulationen, Visualisierungen, Zukunftsdenken und sogar die räumliche Navigation. Dieser Prozess wird von Regionen wie dem kaudalen/rostralen medialen Frontallappen, dem Hippocampus, dem Temporallappen und dem Nucleus accumbens reguliert.

Kreative Ideen, Konzepte und Möglichkeiten in unserer Gedankenwelt zu schaffen, ist eine Übung, die wir täglich praktizieren sollten. Wenn wir jedoch das Erwachsenenalter erreichen, lässt unser Lebensstil nur noch wenig Raum für Fantasie. An diesem Punkt verliert dieses psychologische Konstrukt sein Potenzial.

Wozu brauchen wir ein Instrument zur Messung deines Imagination Quotient?

Das Imagination Institute, das von der John Templeton Foundation finanziert wird, will ein Instrument zur Messung der Vorstellungskraft entwickeln. Es würde sich an alle Bevölkerungsschichten richten. Die Kenntnis des Potenzials einer Person in diesem Konstrukt würde es uns ermöglichen, mehrere Dimensionen zu bewerten.

Die Verantwortlichen für dieses Projekt erklären, dass dieser Test folgende Aspekte bewerten soll:

  • Angenehme Tagträumerei
  • Planen
  • Sinnvolles Träumen
  • Inkonsistenz
  • Seltsame oder fantasievolle Tagträume

Um die Bedeutung zu verstehen, genügt ein Beispiel: Menschen mit großer Angst und Stress zeigen eine geringere Vorstellungskraft. Außerdem hat das, was sie sich vorstellen, fast immer eine negative Wertigkeit. Eine geringe Vorstellungskraft verringert die Möglichkeit, komplexe Probleme zu lösen oder neue Ziele zu formulieren, wenn ein Versuch scheitert.

Kreativ zu sein, ist ein Zeichen für einen flexiblen, optimistischen und zielstrebigen Geist. Ein Instrument zur Bewertung der Vorstellungskraft könnte verschiedene Bereiche unserer geistigen Gesundheit beurteilen.

Während ein hohes Maß an Kreativität für unser Wohlbefinden sehr förderlich ist, kann übermäßiges Tagträumen (ständiger Rückzug in die Fantasie) krankhaft sein.

Imagination Quotient: Frau praktiziert ihre Vorstellungskraft
Unsere Vorstellungskraft in den Dienst der Zielerreichung zu stellen, ist eine sehr vorteilhafte Strategie.

Tagträumen zu einer bestimmten Tageszeit steigert deinen Einfallsreichtum

Der Imagination Quotient wird uns in Zukunft helfen, nützliche von unnützen Tagträumen zu unterscheiden. Letztere führen uns ins Nirgendwo, sie ermöglichen es uns nicht, Ziele zu erreichen und können unangenehm sein (wie bei Menschen mit Angstzuständen oder Depressionen).

Nützliche Tagträume hingegen werden als angenehm empfunden. Sie bauen Stress ab und stellen einen Innovationsmechanismus dar, der uns hilft, Ziele zu erreichen. Diese Träume und unsere Vorstellungskraft bilden die Brücke zu unseren höchsten Leistungen und Erfolgen. Das führt uns zu dem anderen Aspekt, den wir im Auge behalten sollten: Tagträumen kann eine tägliche Investition mit sehr interessanten Erträgen sein.

Dabei geht es nicht darum, Zeit zu verschwenden, sondern Ideen, Hoffnung und Motivation zu gewinnen. Es bedeutet, den Verstand spielen zu lassen, wie damals, als du ein Kind warst und glaubtest, dass alles möglich ist. Kehre in deine Kindheit zurück, lasse deine Gedanken in fremde Welten reisen, habe Spaß dabei und schaffe neue Möglichkeiten!

Literaturempfehlung

  1. Dein Kind, die Schule und Du: Ein Navi für den Bildungsweg, Ken Robinson und Lou Aronica, Ecowin 2018
  2. Wired to Create: Unraveling the Mysteries of the Creative Mind, Scott Barry Kaufman, TarcherPerigee 2016

Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Chavarría, M. Á. (2015). La eficacia de la creatividad: Creactívate. ESIC Editorial.
  • García-Ramírez, J.M. Predictibilidad y creatividad narrativa. ULU, 1: 1-6 (2015). [http://hdl.handle.net/10481/39368]
  • Jung RE, Flores RA, Hunter D. A New Measure of Imagination Ability: Anatomical Brain Imaging Correlates. Front Psychol. 2016 Apr 18;7:496. doi: 10.3389/fpsyg.2016.00496. PMID: 27148109; PMCID: PMC4834344.

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