Ich habe Mitleid mit mir selbst: Was kann ich tun?

Selbstmitleid ist das Spiegelbild eines geringen Selbstwertgefühls, das in vielen Fällen Depressionen hervorrufen kann. Erfahre heute Interessantes über dieses Thema.
Ich habe Mitleid mit mir selbst: Was kann ich tun?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 12. Februar 2022

“Ich bemitleide mich selbst, ich habe das Gefühl, dass ich an einem Punkt angelangt bin, an dem mein ganzes Leben gescheitert ist und ich kaum noch etwas wert bin.” Es gibt viele Menschen, die diese gefährliche Spirale ernsthafter psychischer Erschöpfung durchlaufen. Mitleid mit sich selbst kann in ernsten Fällen zu einer ständigen Wertminderung, einer dunklen Gemütsstimmung und gefährlicher Selbstbeschränkung führen.

Selbstmitleid kann manchmal nötig sein, doch eine selbstzerstörerische Vision führt mit der Zeit zur Gefangenschaft in einer affektiven Störung. Depression und Angststörungen sind häufig die Folgen der eigenen Wertminderung und der negativen Einstellung sich selbst gegenüber.

Die Wurzel der negativen Selbstwahrnehmung liegt in einem geringen Selbstwertgefühl, zu dem sich Hoffnungslosigkeit oder Hilflosigkeit gesellt.

Ich habe Mitleid mit mir selbst: Was kann ich tun?

Warum habe ich Mitleid mit mir selbst?

Unsicherheit, Hoffnungslosigkeit, das Gefühl, nichts erreicht zu haben… Viele von uns befinden sich in dieser Situation und wissen nicht, wie sie aus diesem mentalen Universum herauskommen. Diese negative Wahrnehmung ist nicht nur schwachen Persönlichkeiten vorbehalten, ganz im Gegenteil: Manchmal ist Starksein so anstrengend, dass wir Mitleid mit uns selbst haben. 

Wie anfangs bereits kurz erwähnt, kann Selbstmitleid sowohl positiv als auch negativ sein. Eine Forschungsarbeit der University of California sowie andere Studien weisen darauf hin, dass dieser psychische Zustand einen “mentalen Knoten” verursachen und in eine Spirale führen kann. Faktoren wie das Gefühl der Einsamkeit, Hilflosigkeit und intensiver Stress kann betroffene Personen am Ende vollständig blockieren.

Wir sehen uns nachfolgend etwas genauer an, wie Mitleid mit sich selbst entsteht und welche Möglichkeiten es gibt, es zu verhindern.

Geringes Selbstwertgefühl und Frustration

Es gibt Zeiten, in denen wir immer versuchen, unser Bestes zu geben und doch nichts funktioniert. Auch wenn diese Zeiten wieder vorübergehen, bleibt oft das Gefühl zurück, ständig nur Pech zu haben. Manche denken immer nur an die schlimmste Möglichkeit und werden dadurch immer frustrierter.

Es ist deshalb nötig, das geringe Selbstwertgefühl zu stärken und Frustration sowie psychische Hilflosigkeit zu überwinden.

Was kannst du tun?

Es ist an der Zeit, den Diskurs der Negativität zu ändern, von „Ich bin nutzlos und ich bemitleide mich selbst“ zu „Ich muss anfangen, die Dinge anders zu sehen“. Dafür ist es am besten, aufzuhören, in der Vergangenheit zu leben, in dem, was bereits verloren ist, in den gemachten Fehlern. Du lebst in der Gegenwart, im Hier und Jetzt.

  • Setze dir neue kurzfristige Ziele und stelle dir dein neues Ich vor. Denke an all die psychologischen Eigenschaften, die du entwickeln möchtest und arbeite daran: Sicherheit, ausgeprägtes Selbstwertgefühl, Dynamik, Eigeninitiative…
  • Erlerne Problemlösungstechniken. Es ist an der Zeit, an Selbstwirksamkeit zu gewinnen und zu spüren, dass du dich den kleinen täglichen Herausforderungen stellen kannst.

Mitleid mit dir selbst, weil die Messlatte zu hoch ist

“Ich bemitleide mich selbst, weil ich schwächer bin, als ich dachte. Weil ich mich überwältigt fühle, weil mir die Einsamkeit und die Gleichgültigkeit anderer wehtun…”. Das ist richtig, eine weitere auffällige Variable, die negatives Selbstmitgefühl orchestriert, ist diejenige, die von hoher Selbstforderung und Intoleranz bis hin zu Verletzlichkeit beginnt.

Du hast Mitleid mit dir selbst, wenn nichts, was du für andere tust, geschätzt wird. Es kommt zu Enttäuschung und manchmal auch zu Einsamkeit. Dieses Gefühl tritt häufig bei Persönlichkeiten auf, die mit ihren Emotionen nicht richtig umzugehen wissen, keine Grenzen setzten und sich auf ihre Schwächen konzentrieren. Wenn sie sich über ihre Situation bewusst werden, haben sie Mitleid mit sich selbst.

Was kannst du tun?

Du musst lernen, mit unangenehmen Emotionen umzugehen: Enttäuschung, Fehlbarkeit, Verletzlichkeit… Niemand kann das Gewicht der Welt auf seinem Rücken tragen und der Schlüssel sein, der alle seine Probleme und die anderer Menschen löst. Das Leben ist manchmal ungerecht, Menschen lassen dich im Stich und auch du selbst hast Grenzen und machst Fehler.

Wenn du all diese Dimensionen akzeptierst und dein verletzliches Selbst annimmst, kannst du diese Erfahrungen mit größerer Gelassenheit erleben.

Selbstmitleid ist eines der zerstörerischsten nicht-pharmazeutischen Betäubungsmittel, es macht süchtig und trennt das Opfer von der Realität.

John W. Gardner

Frau hat Mitleid mit sich selbst

Belastender Stress und Neurotizismus

Eine Studie der  Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Deutschland) hat sehr interessante Schlussfolgerungen erzielt. Menschen, die sagen “Ich bemitleide mich selbst” zeigen eine unausgewogene psychologische Reaktion auf sehr belastende Ereignisse.

Jobverlust, Krisen wie die, die wir gerade alle erleben, sowie familiäre und finanzielle Probleme können die Selbstvision verändern und zu einer inneren Leere führen. Die zitierte Studie weist auf einen weiteren Faktor hin: Neurotizismus. Es gibt Persönlichkeiten mit einer größeren Tendenz, negative Valenzgefühle sowie irrationale Gedanken zu haben.

Was kannst du tun?

Menschen mit Neigung zu Neurotizismus leiden verstärkt unter Angstzuständen, ständigen Sorgen, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, selbstzerstörerischen Vorstellungen… In diesen Situationen ist professionelle Unterstützung unabdingbar.

Dich selbst zu bemitleiden ist der Beginn einer Abwärtsspirale, die dich in extreme Situationen bringen kann. Kognitive Verhaltenstherapie, die darauf abzielt, diese irrationalen Ideen zu verarbeiten, um sie in gesündere Ansätze zu verwandeln, ist der beste Ansatzpunkt.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass wir alle irgendwann im Leben denken können, dass alles schiefläuft und wir ständig nur Pech haben. Es ist gut, in diesen Situationen dein eigenes Selbst zu umarmen, Mitleid ist jedoch keine Lösung. Du brauchst in dieser Zeit besonders viel Mut, unendliche Liebe und großes Vertrauen in dich selbst. 


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Stöber J. Self-pity: exploring the links to personality, control beliefs, and anger. J Pers. 2003 Apr;71(2):183-220. doi: 10.1111/1467-6494.7102004. PMID: 12693515.
  • Petric, Domina. (2019). Self-Pity and The Knot Theory of Mind. 10.13140/RG.2.2.10011.11047.

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.