Geschlechtsspezifische Gewalt bei Jugendlichen erkennen

Geschlechtsspezifische Gewalt bei Jugendlichen ist eine der größten Herausforderungen für Familie, Freunde und das Opfer selbst. Sie hat das Potenzial, eine Zukunft voller Licht zu zerstören.
Geschlechtsspezifische Gewalt bei Jugendlichen erkennen
Gorka Jiménez Pajares

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Gorka Jiménez Pajares.

Letzte Aktualisierung: 04. Mai 2023

Geschlechtsspezifische Gewalt bei Jugendlichen hat viele Gesichter, die häufigste Form ist allerdings die sexuelle Belästigung. Die Adoleszenz ist eine entscheidende Lebensphase, in der die Identitätsfindung und das Verständnis gesellschaftlicher Geschlechternormen eine wichtige Rolle spielen. Die Folgen von geschlechtsspezifischer Gewalt können deshalb tiefe Wunden hinterlassen. Erfahre anschließend mehr über dieses Thema.

“Geschlechtsspezifische Gewalt ist eine der extremsten Formen von Diskriminierung und eine Verletzung der Menschenrechte.”

Ban Ki-Moon

Was ist geschlechtsspezifische Gewalt?

Es handelt sich um eine Art von Gewalt, die sich ungleiche Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen zunutze macht. Sie findet in der Regel im Rahmen einer Beziehung statt, unabhängig davon, ob ein Zusammenleben stattgefunden hat oder nicht. In diesem Sinne schafft die rapide Zunahme der gemeldeten Fälle Tag für Tag die Notwendigkeit, dieses soziale und gesundheitliche Problem in die Öffentlichkeit zu bringen.

Geschlechtsspezifische Gewalt kann mit Verhaltensweisen beginnen, die auf die eiserne Kontrolle von Frauen abzielen, was oft unbemerkt bleibt und verharmlost wird. Sie kann sich jedoch auch durch Schläge, Attacken und andere Übergriffe äußern. Symptome wie mangelnder Schutz, Ängste, Hilflosigkeit und vermindertes Selbstwertgefühl sind die Folgen.

Geschlechtsspezifische Gewalt bei Jugendlichen
Jugendliche Opfer von Gewalt leiden oft langfristig an den Folgen.

Entstehung und Entwicklung von Gewalt

Geschlechtsspezifische Gewalt tritt in der Regel in drei Phasen auf: 

  1. In der ersten Phase der Beziehung kommt es zu Spannungen. Kleine Wutausbrüche und Reizbarkeit, sowie Angstzustände sind die Folgen.
  2. In der Zwischenphase entlädt sich die Spannung durch Gewalt in unterschiedlicher Form und Ausprägung: von verbaler Aggression bis zu tödlichen Verletzungen.
  3. Schließlich entschuldigt sich der Täter und verspricht, sich zu verbessern und seine Taten (übermäßige Kontrolle, körperliche oder verbale Gewalt…) nie wieder zu wiederholen.

Dieses Versprechen weckt Hoffnung, der Täter ist jedoch nicht in der Lage, es einzuhalten. Der Kreislauf beginnt von vorn, wie eine Uhr, die alle 24 Stunden wieder bei null beginnt. 

Geschlechtsspezifische Gewalt bei Jugendlichen erkennen

Für Eltern oder andere nahestehende Personen ist es oft nicht einfach, diese Situation zu erkennen. Folgende Anzeichen können auf geschlechtsspezifische Gewalt hinweisen. Wenn du Verdacht schöpfst, solltest du darauf achten:

  • Isolation
  • Geringes Selbstwertgefühl
  • Veränderungen in der Einstellung
  • Schulabbruch
  • Anzeichen von körperlichen Verletzungen
  • Machistische Ideen
  • Störendes Verhalten wie Aggressivität
  • Unselbstständigkeit bei der Entscheidungsfindung
  • Veränderungen von Kleidung und Pflegeritualen
  • Verzicht auf Aktivitäten (Malen, Fußball, Tennis usw.)
  • Rechtfertigung des eifersüchtigen Partners (“Er ist eifersüchtig, weil er mich liebt”)
  • Abhängigkeit, die sich durch ständigen Kontakt in sozialen Netzwerken oder über das Smartphone zeigt.

Eine Beziehung sollte auf Vertrauen, gegenseitige Bewunderung und Respekt aufbauen. Wenn die Eifersucht überwiegt und die Person sich entfremdet fühlt, ist das ein Zeichen dafür, dass die Beziehung ungesund oder toxisch ist. Dies könnte die Vorstufe von Missbrauch sein.

Fäuschte gegen geschlechtsspezifische Gewalt
Wir müssen die Gesellschaft aktiv mitgestalten, um geschlechtsspezifische Gewalt zu verhindern.

Folgende Anzeichen weisen das Opfer auf geschlechtsspezifische Gewalt hin

Wenn du dich gedemütigt, kontrolliert und unterbewertet fühlst, solltest du aufmerksam sein. Wenn du folgende Situationen aus eigener Erfahrung kennst oder Zweifel hast, wendest du dich am besten an deine Eltern, Lehrkräfte, an die Polizei oder eine andere Bezugsperson, die dir helfen kann.

  • Dein Partner kontrolliert dein Handy.
  • Er lässt dich nicht arbeiten.
  • Vielleicht zwingt er dich dazu, Sex mit ihm zu haben.
  • Er demütigt dich, schreit dich an oder beleidigt dich.
  • Er macht dich lächerlich über dich, beleidigt oder verharmlost dich.
  • Dein Partner isoliert dich von Familie und Freunden.
  • Er kontrolliert, wie du dich kleidest.
  • Er droht damit, dich oder deine Lieben zu verletzen.
  • Du hast ständig das Gefühl, minderwertig zu sein.
  • Du hast deine Freunde hinter dir gelassen, weil er sie nicht leiden kann.
  • Er ignoriert dich oft und wertet deine Gefühle ab.

“Geschlechtsspezifische Gewalt kann langfristige Folgen für künftige Beziehungen und die Fähigkeit junger Menschen haben, gesunde und respektvolle Beziehungen aufzubauen.”

Emma Watson

Geschlechtsspezifische Gewalt kann in der Jugend beginnen und ein Leben lang andauern. In diesem Sinne hilft die Früherkennung, den Kreislauf zu durchbrechen. Reden, berichten und erzählen sind die ersten Schritte in Richtung Selbstfürsorge und Selbstachtung. Dazu gehört auch, dass man seine eigene körperliche und geistige Gesundheit in den Vordergrund stellt.

Geschlechtsspezifische Gewalt wird immer öffentlicher. Sie beunruhigt die Gesellschaft, denn ihre negativen Auswirkungen sind stark belastend. Deshalb: Wenn du jemanden in einer solchen Situation siehst oder das Gefühl hast, mitten im Chaos der geschlechtsspezifischen Gewalt zu stehen, melde es.

Prävention und Intervention

Geschlechtsspezifische Gewalt ist eines der schlimmsten Szenarien, mit denen Jugendliche konfrontiert werden können. Sie führt zur Isolation, löst Ängste aus und hinterlässt tiefgehende emotionale Wunden. Deshalb ist es wichtig, in die Prävention zu investieren und einzugreifen, wenn wir eine Risikosituation erkennen.

Die Herausforderung ist groß, vielschichtig und multikausal. Der Ansatz, den sie erfordert, muss ebenfalls multidisziplinär sein. Kleine Einzelaktionen können großes bewirken. Wir müssen uns jedoch auch im Kollektiv dafür einsetzen, um Jugendlichen diesen schwierigen Weg zu ersparen.

▶ Hotline für Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind: 116 016 (kostenlose Hilfe und Beratung). 


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