Führungsverhalten in Zeiten des Coronavirus

Wir möchten keine Führungspersönlichkeiten, die improvisieren, keine Narzissten, die nur Probleme sehen, doch keine Lösungen finden. In einer so schwierigen und ungewissen Zeit, wie wir sie gerade erleben, benötigen wir Menschen, die ein effizientes, geschicktes Führungsverhalten an den Tag legen, die fähig sind, Bedürfnisse vorauszusehen und insbesondere einfühlsam und menschlich sind. 
Führungsverhalten in Zeiten des Coronavirus
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 15. November 2021

In schwierigen Zeiten ist effizientes, geschicktes und vor allem menschliches Führungsverhalten besonders wichtig. Doch wir müssen zugeben, dass nur wenige Menschen darauf vorbereitet sind, sich einer derartigen Herausforderung in einer Situation, wie wir sie derzeit erleben, erfolgreich zu stellen.

Abnutzung, Kritik und Zweifel können die Situation sehr kompliziert machen. Doch wie sollte sich eine führende Person während der Corona-Krise verhalten? Gibt es Strategien, die in dieser Lage helfen können?

Die Antwort ist ja. Verschiedene Fähigkeiten sind sowohl für Experten im Gesundheitswesen, politische Leitfiguren, Verantwortliche verschiedener Organisationen, Kommunikationschefs oder andere führende Personen kleiner oder großer Firmen sehr hilfreich.

Zu den maßgeblichen Strategien gehört es, nicht zu improvisieren und auch nicht den Visionen oder Verhaltensweisen eines Narzissten zu verfallen, wie wir das in so manchen Fällen in den letzten Wochen beobachten konnten.

Ein Beispiel: Öffentliche Persönlichkeiten sollten unbedingt auf das ständige Wiederholen von Sätzen wie “niemand konnte dies voraussehen” oder “wir haben uns darauf beschränkt, dem Expertenrat zu folgen” vermeiden. Wenn eine Leitfigur sich in diesem Kommunikationsstil übt, sät sie nur Misstrauen und Ungewissheit. 

Wir konnten auch Zeugen von hyperbolischen Aussagen werden, wie “das Virus wird nicht bis zu uns kommen, wir können unseren Alltag ganz normal weiterführen und die Wirtschaft beleben”.

Alexandr Lukashenko, der Präsident von Weißrussland sagte zu seiner Bevölkerung, dass es “besser ist, stehend zu sterben als auf den Knien”. Und López Obrador, Präsident von Mexiko, forderte alle Landsleute dazu auf, auszugehen und in Restaurants zu essen. Wir könnten viele weitere Beispiele eines unerklärlichen Führungsstil geben, der sich in den letzten Wochen wie eine Plage auf der ganzen Welt verbreitet hat. 

Doch viel wichtiger ist es, Strategien zu kennen, um mit der derzeitigen Situation richtig umgehen zu können. 

Führungsverhalten in Zeiten des Coronavirus

7 Schlüssel für effizientes Führungsverhalten in Zeiten des Coronavirus

Die derzeitige Corona-Pandemie ist ein kontinuierlicher Nährboden für Ungewissheit, Angst und Nervosität. Sorgen sind gerechtfertigt und verständlich. Außerdem müssen wir jede Angst oder Beklemmung respektieren. Doch eine Leitfigur muss auf jeden Fall wissen, dass sie nicht noch mehr Unsicherheit und Verwirrung schaffen sollte. 

Eine Führungsposition erfordert jetzt zu wissen, wie man ein Minenfeld überqueren kann. Man muss dabei beachten, dass ein falscher Schritt, eine falsche Mitteilung oder jeder andere Irrtum den Boden erschüttert und viele aus dem Gleichgewicht bringt. 

Die Auswirkungen, die dadurch entstehen, können sehr ernst sein. Deshalb ist es außerordentlich wichtig, effiziente Strategien für das richtige Führungsverhalten in dieser Krisenzeit zu kennen.

1. Ruhe und Ehrlichkeit

Der Ernst der Lage ist dabei nicht wichtig. Es geht auch nicht um die Frage, ob die kurz- oder langfristigen Prognosen gleich negativ sind oder nicht. Im Zentrum eines jeden Schauplatzes muss eine Leitfigur Ruhe ausstrahlen und absolut ehrlich mit ihren Botschaften sein. Mäßigung gibt den Zuhörern Sicherheit und inmitten einer so schwierigen Lage ist dies äußerst wertvoll.

Nur wenige Dinge sind so wichtig wie Ehrlichkeit. Daten zu verdrehen oder auf Lügen zurückzugreifen ist nur eine weitere Zeitbombe, die in jeden Augenblick explodieren kann.

2. Effizientes Führungsverhalten muss durch ein kompetentes Team gestützt werden

Wenn eine Leitfigur Verantwortungen auf ein effizientes Team verteilt, ist sie vertrauenswürdiger und überzeugender. Wenn jedoch die gesamte Entscheidungs- und Kommunikationsfähigkeit nur auf eine einzige Person fällt, handelt es sich um autoritäres Verhalten, das Misstrauen oder sogar Hass zur Folge haben kann und fehl am Platz ist.

Eine effiziente Leitfigur ist Teil eines Teams. Dieses muss aus fähigen Menschen bestehen, welche Probleme, wie sie im derzeitigen Kontext auftreten, mit wirksamen Strategien lösen können.

3. Gute Kommunikation: ein Schlüsselfaktor

In Krisenzeiten ist eine gute Kommunikation für eine Führungsperson ein ganz besonders wichtiges Instrument. Wir müssen uns darüber bewusst sein, dass dies derzeit nicht einfach ist. Wenn die Leitfigur zu charismatisch ist, reagieren viele mit Misstrauen. Wenn sie jedoch zu distant und kalt ist, weckt sie Angst und Argwohn.

Eine führende Person muss deshalb für Ausgleich sorgen, um sich so Respekt zu verschaffen. Die Kommunikation verlangt keine Dekoration, sondern nur wahre und eindeutige Worte, die keinen Zweifel oder Zwiespältigkeiten zulassen. 

Man muss wissen, wie man schlechte Nachrichten oder Warnungen übermitteln und trotzdem Hoffnung verbreiten kann. Dies erfordert zweifellos eine ausgezeichnete emotionale Intelligenz und Durchsetzungskraft. 

4. Einfühlsamkeit und Menschlichkeit

Eine narzisstische, hyperbolische und autoritäre Führungsperson hat inmitten einer Pandemie keinen Platz. Auch kritische Leitfiguren, die gerne andere beschuldigen und nur auf Probleme oder Fehler anderer hinweisen, führen alle in den Chaos. Wir brauchen kein Führungsverhalten dieser Klasse.

Jetzt sind einfühlsame Personen gefragt, die den menschlichen Schmerz verstehen und ihre Sorgen ausdrücken, die sich darauf konzentrieren, Antworten auf Probleme zu finden, bevor sie Schuldige suchen.

5. Effizientes Führungsverhalten erfordert Gemeinsinn, Offenheit und Kooperation

Um zu verstehen, wie eine Führungsperson während der Corona-Krise handeln sollte, müssen wir uns eines klar machen: Durchsetzungsvermögen erfordert Taten! Deshalb ist eine der Schlüsselstrategien, Ressourcen und Menschen zu aktivieren, Brücken zu anderen Gemeinschaften, Regionen und Ländern zu schlagen.

Eine gute Leitfigur muss wissen, wie man um Hilfe bittet und wie man anderen hilft. Sie muss offen sein und kooperative Netzwerke schaffen, um Ressourcen, Ideen, Informationen usw. auszutauschen.

6. Richtiges Führungsverhalten erfordert Effizienz, Richtigstellung und Entscheidungen

In jeder Krise sind tägliche Fortschritte nötig. Wenn diese nicht erzielt werden, läuft etwas falsch. Deshalb sollte die Führungspersönlichkeit zusammen mit ihrem Team die Fortschritte überwachen, Fehler entdecken und lösen, Risiken vorwegnehmen, jeden Tag und jede Sekunde hilfreiche Innovationen und effiziente Strategien finden.

Führungsverhalten im Team

7. Voraussehen, um die nächste Krise zu verhindern

Wer nicht voraussieht, improvisiert. Jene, die nicht auf das Schlimmste vorbereitet sind, können auch bei kleineren Problemen nicht richtig reagieren. Vorhersehen, Ideen finden und Strategien zur Antwort auf ähnliche Situationen entwickeln, die zukünftig auf uns zukommen könnten, ist eine weitere moralische und strategische Verpflichtung eines jeden Führers.

Es muss uns klar sein, dass es viele Möglichkeiten gibt, auf schwierige Situationen wie die aktuelle Corona-Pandemie zu reagieren. Doch eine gute Führungspersönlichkeit muss entschieden handeln und darf nichts dem Zufall überlassen. Sie darf gerade in diesen schwierigen Augenblicken nicht einfach nur improvisieren.

Menschlichkeit ist jetzt ganz besonders gefragt, viel mehr als Politik.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.