Frostige Stimmung: Wie sich Kälte und Psyche gegenseitig beeinflussen
Erkältungen gehören im Winter schon fast zum Alltag. Doch es gibt auch Menschen, die trotz eisiger Kälte nie Erkältungskrankheiten aufweisen, auch wenn sie keine dicke Winterjacke tragen oder sogar nur ein dünnes T-Shirt. Schützt sie ihre psychische Stärke vor der Kälte? Wie beeinflussen sich Kälte und Psyche gegenseitig?
Können wir die Thermorezeptoren (Kalt- und Warmrezeptoren), die temperaturabhängige Impulse über die Nervenfasern zum Gehirn weiterleiten, durch unser Mindset beeinflussen? Tatsächlich wirkt sich unsere Einstellung auf die Wahrnehmung sensorischer Reize aus, aber natürlich gibt es viele weitere Faktoren, die dabei eine Rolle spielen.
Ein Forscherteam zeigt jedoch in einer in der Zeitschrift PLoS One veröffentlichten Studie, dass wir unsere Körpertemperatur bewusst steuern können. Es stellte unter anderem fest, dass sich die Körpertemperatur von tibetanischen Nonnen bei der G-Tummo-Meditation erhöht. Lies weiter, um mehr über dieses höchst interessante Thema zu erfahren.
Beeinflusst unser Mindset unsere Kälteempfindung?
Bei niedrigen Temperaturen informieren unsere Thermorezeptoren das Gehirn, das reagiert, um unsere Körpertemperatur aufrechtzuerhalten und uns vor Kälte zu schützen. Die Blutgefäße ziehen sich zusammen, ein erhöhter Blutdruck, Zittern und Frösteln sind weitere Folgen. Der Körper verbessert durch Bewegung die Wärmeproduktion, wobei es vorwiegend darum geht, die Temperatur der Körpermitte zu bewahren, denn hier befinden sich die wichtigsten Organe.
Allerdings spielen auch psychologische Faktoren bei der Kälteempfindung eine Rolle. In emotional schwierigen oder stressigen Situationen können wir die Umgebungstemperatur intensiver (kälter oder wärmer) wahrnehmen, als dies normalerweise der Fall ist. Angst und Aufregung verändern unsere Kältewahrnehmung. Ein charakteristisches Phänomen in diesen Situationen ist auch Gänsehaut (Piloerektion): Der Körper reagiert damit auf Angst, Ekel, Erregung oder Kälte.
Eine in der Zeitschrift Psychological Science veröffentlichte Studie weist außerdem darauf hin, dass auch Einsamkeit und soziale Ausgrenzung Kältegefühle auslösen können.
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Beeinflusst Kälte unsere Psyche?
Umgekehrt wirkt sich Kälte ebenfalls auf unsere Psyche und unser Wohlbefinden aus: Wenn wir längere Zeit niedrige Temperaturen ertragen müssen, verändert sich unsere Stimmung. Diese Situation zwingt unseren Körper dazu, härter zu arbeiten, um die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Die Folgen sind Energiemangel, Müdigkeit, fehlende Motivation und eine schlechtere Konzentrationsfähigkeit.
Des Weiteren beeinträchtigt Kälte unsere Schlafqualität: Es fällt uns schwer, bei zu niedrigen Temperaturen ein- oder durchzuschlafen. Manche Menschen sind außerdem an kalten Tagen trauriger, reizbarer oder lustlos.
Können wir Kälteempfindungen bewusst steuern?
Die Antwort lautet ja: Das Gehirn hat die Fähigkeit, bewusst auf körperliche und emotionale Empfindungen einzuwirken. Körper und Geist sind untrennbar miteinander verbunden und beeinflussen sich in hohem Maße. Wenn wir uns auf Kälte konzentrieren, können wir körperliche und emotionale Reaktionen auslösen, die dieser Empfindung entsprechen. Visualisierungs- und Meditationstechniken machen sich diese Fähigkeit zunutze, unter anderem, um Stress und Ängste abzubauen.
In einer Studie untersuchten Wissenschaftler, wie tibetische Nonnen bei der G-Tummo-Meditationen die Körpertemperatur mental regulieren. Die Ergebnisse waren erstaunlich, dies bedeutet jedoch nicht, dass wir alle dazu fähig sind, eine solche Kontrolle auszuüben. Diese Fähigkeit erfordert einerseits langes Training, andererseits ist sie unzureichend erforscht.
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Fazit
Kälte führt zu einer körperlichen Reaktion, diese Empfindung kann aber auch durch psychologische Faktoren wie Angst oder Stress beeinflusst werden. Gleichzeitig wirken sich niedrige Temperaturen auf unser Wohlbefinden und unseren psychischen Zustand aus. Wir können jedoch auch lernen, Kälte besser zu ertragen: Der Gewöhnungseffekt kann das Kälteempfinden beeinflussen – alles eine Frage von Mindset und Training.
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