Forensisches Gutachten: Was ist das?
Forensische Psychologen haben eine wichtige Aufgabe: Sie helfen Gerichten dabei, angemessene Urteile zu fällen. Um hierfür die erforderliche Genauigkeit sicherzustellen, müssen sie ein forensisches Gutachten vorlegen. Der beantragende Richter oder Staatsanwalt erhält dieses Dokument, damit es zum Verfahrenszeitpunkt berücksichtigt werden kann. Weil das Gutachten so wichtig ist, fertigt die zuständige Person es mit höchster Präzision und Professionalität an.
Ein forensisches Gutachten kann dann erforderlich sein, wenn der Verdacht auf sexuellen Kindesmissbrauch besteht oder bei gerichtlichen Entscheidungen zum Sorgerecht von Minderjährigen. Es ist aber auch notwendig, um zu überprüfen, ob eine Person eine psychische Störung hat, die dazu geführt hat, ein Verbrechen zu begehen. Weil dieses Dokument also sehr wichtig ist, muss es bestimmte Punkte beinhalten.
Forensisches Gutachten: Inhalt
Laut einem Artikel des International Journal of Clinical and Health Psychology muss ein forensisches Gutachten dokumentiert und fachlich begründet sein. Auch sollte es Schlussfolgerungen enthalten. Wichtig ist ebenfalls, dass das Gutachten verständlich formuliert ist, weil es für Menschen ohne psychologische Kenntnisse vorgesehen ist. Falls es Fachbegriffe gibt, gilt es diese zu erklären.
Außerdem muss das Dokument alle relevanten Details für den jeweiligen Gerichtsfall enthalten. Keines sollte übersehen werden. Wenn unklar bleibt, ob ein Detail wichtig ist, sollte es dennoch besser im Gutachten erwähnt werden.
Ein gerichtliches psychologisches Gutachten sollte präzise, konsistent und argumentativ sein. Auch sollte es nicht die persönliche Meinung des Fachmanns enthalten, der es ausstellt. Dies kann ansonsten ein Grund dafür sein, dass das Dokument seine Gültigkeit verliert.
Struktur des Gutachtens
Neben dem Inhalt spielt auch die Struktur des Gutachtens bei der Ausgestaltung durch einen Sachverständiger eine wichtige Rolle. Dieser übersieht jedoch oftmals Teile, die für die Gültigkeit des Gutachtens notwendig sind.
- Angaben des Sachverständigers: Der Sachverständiger muss sich nicht nur mit seinem Namen und seinem Ausweis selbst ausweisen. Auch seine Identifikationsnummer ist nötig. Diese zeigt, dass er mit einem Sachverständigenrat oder -verband verbunden ist, der ihn dazu befähigt, seinen Beruf auszuüben.
- Anlass des Gutachtens: Die Gründe für die Erstellung des Gutachtens sind präzise anzugeben, sollten aber nicht ausschweifen.
- Methodik: Der Sachverständiger muss alle Techniken und Werkzeuge nennen, die er während des Bewertungsprozesses verwendet hat. Beispiele können bestimmte Tests oder eine direkte Beobachtung sein. Auch andere Methoden sind möglich, die den Zweck des Gutachtens erfüllen.
- Vorgeschichte: Das meint alle familiären, sozialen und persönlichen Daten, die psychologische oder andere bedeutsame Informationen für das Gutachten hervorbringen.
- Ergebnisse: Dieser Abschnitt umfasst alle Ergebnisse, die bei der Durchführung der jeweiligen Methoden gefunden wurden und für den Fall relevant sind. Es ist wichtig, auf jedes Details einzugehen und es klar herauszustellen.
- Schlussfolgerungen: Dieser letzte Abschnitt enthält kohärente Antworten, die für den Richter oder den Staatsanwalt bei der Entscheidungsfindung sachdienlich sein können. Der Sachverständiger schließt das Gutachten mit Angaben zum Datum und dem Ort sowie seiner Unterschrift ab.
„Die wichtigsten Konsequenzen des forensischen Gutachtens verpflichten den Sachverständiger dazu, die fachlichen und ethischen Fragen zu seiner Intervention gewissenhaft zu beachten.“
-Michael J. Ackerman-
Ein forensisches Gutachten wird archiviert, damit es für andere Fälle nützlich ist. Deshalb ist es wichtig, nicht nur die richtige Methode zu verwenden, sondern auch alle wesentlichen Aspekte des Falls zu analysieren.
Wenn du selbst ein Sachverständiger oder forensischer Psychologe bist oder ein solcher werden möchtest, hoffen wir, dass diese thematische Einführung ein paar Zweifel beseitigt hat. Wird ein forensisches Gutachten klar und detailliert verfasst, fällt die Lektüre auch fachfremden Lesern nicht schwer. Auf diese Weise kann zu einem fairen Gerichtsurteil beigetragen werden.
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