Fallstricke der Konfluenz: Warum die Symbiose einer Beziehung schadet
Der Begriff Konfluenz bezeichnet in der Psychologie das Zusammenfließen, die Symbiose oder Verschmelzung mit einer anderen Person. Es handelt sich um einen unbewussten Mechanismus, der jemanden dazu bringt, sich an den Erwartungen anderer auszurichten, um Konflikte zu vermeiden und Harmonie zu erreichen. Konfluente Menschen “schwimmen mit dem Strom”, sie passen sich an und sind nicht in der Lage, ihre eigenen Prinzipien oder Werte durchzusetzen.
Ein paar Beispiele: Ein ruhiges, gehorsames Kind, das seine Eltern nie infrage stellt – auch nicht im Erwachsenenalter; eine Person, die sich immer an die Gruppe anpasst, ohne Ziele oder Aktivitäten zu hinterfragen; eine Person, die sich in ihrer Beziehung völlig aufgibt, um ihrem Partner alles recht zu machen. Wir betrachten anschließend diese Dynamiken etwas genauer.
Die neurotischen Mechanismen
Die Konfluenz wird in der Gestalttherapie als neurotischer Mechanismus beschrieben. Es handelt sich um einen unbewussten Abwehrmechanismus, der in einer feindlich oder mangelhaft wahrgenommenen Umgebung Schutz bieten und das psychologische Gleichgewicht bewahren soll. In einer sicheren Umgebung haben wir keine Probleme, unsere Bedürfnisse zu definieren und sie im Austausch mit anderen zu befriedigen. Wir wissen auch, wann wir uns jemandem nähern können und wann Distanz besser ist.
In einem konfliktreichen oder erfolglosen Umfeld erleben wir jedoch negative Emotionen und reagieren mit unbewussten Schutzmechanismen. Diese Tendenz entwickelt sich bereits in der Kindheit, wenn die Umwelt nicht die geeigneten Bedingungen für Wachstum und Entwicklung bietet. Ein Kind, das in einer bedrohlichen oder bedürftigen Umgebung aufwächst, in der seine Bedürfnisse nicht befriedigt werden können, entwickelt Mechanismen, um physisch und psychisch zu überleben.
Diese Schutzmechanismen erfüllen bis zu einem gewissen Grad ihre Aufgabe. Sie können jedoch auch das Wohlbefinden und die Beziehungen zu anderen beeinträchtigen, wenn sie zu starr werden oder in unpassenden Situationen zum Einsatz kommen.
Die Strickfallen der Konfluenz
Wir sprechen von Konfluenz, wenn sich eine Person an den Bedürfnissen, Prinzipien und Wünschen anderer orientiert und sich selbst zurückstellt. Die Grenzen zwischen dem Selbst und der anderen Person verschwinden, die eigene Identität geht dadurch verloren. Es handelt sich um eine Art Symbiose, die wir in vielen Situationen immer wieder beobachten können, wenn:
- eine Person die Meinungen und Wünsche ihres Partners immer akzeptiert, ohne ihre eigenen Bedürfnisse zu analysieren oder die Prinzipien des Partners zu hinterfragen;
- jemand in einer Gruppe nicht in der Lage ist, den eigenen Standpunkt zu vertreten und immer akzeptiert und macht, was die Gruppe verlangt;
- eine Person keinen Alkohol konsumieren möchte, sich jedoch überreden lässt, weil es alle machen;
- jemand die Zustimmung anderer benötigt, um tägliche Entscheidungen zu treffen: Kleidung, Frisur, Freizeitaktivitäten – alles richtet sich nach der Mode und der Meinung anderer, ohne die eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen;
- eine Person die Emotionen anderer so sehr integriert, dass sie zu ihren eigenen werden und sie sich überwältigt fühlt.
Die Fallstricke der Konfluenz: Befreie dich!
Obwohl wir alle diese Dynamik irgendwann nutzen, bringt uns die pathologische Konfluenz in eine sehr verletzliche Position. Wenn wir unsere eigene Identität verlieren, ist die Gefahr für abhängige, missbräuchliche und schädliche Beziehungen groß. Um den Fallstricken der Konfluenz zu entkommen, müssen wir ihre Mechanismen verstehen.
Viele lernen bereits in der Kindheit, dass das Anderssein zu Ablehnung oder Einsamkeit führt. Manche Kinder werden auch dazu angehalten, Wut, Ärger, Traurigkeit oder Frustration zurückzustecken – Ungehorsam wird von manchen Eltern noch immer mit dem Entzug von Zuneigung oder Schlägen bestraft. Andere erfahren in der Schule Ablehnung durch Gleichaltrige, destruktive Kritik oder Mobbing. Diese Erfahrungen bringen Kinder dazu, sich von ihrem Selbst abzukoppeln und sich an die Wünsche anderer anzupassen, um Ablehnung, Einsamkeit oder Aggression zu vermeiden.
Der Preis für diesen unbewussten Schutzmechanismus ist allerdings hoch: Die innere Leere treibt sie zu konfluenten Beziehungen, in die sie sich oft hineinsteigern und sich selbst vergessen.
Gesunde Selbstliebe und Selbstfürsorge
Konfluentes Verhalten kann sehr schädlich und schmerzhaft sein. Du musst Innenschau halten, deine eigenen Bedürfnisse erkennen und lernen, Grenzen zu setzen. Wenn du gesunde Selbstliebe entwickelst, kannst du deine Angst vor Ablehnung überwinden. Natürlich ist das keine einfache Aufgabe, du benötigst dafür Zeit und Geduld mit dir selbst und du musst bereit dafür sein, vergangene Lebenserfahrungen aufzuarbeiten. Professionelle Unterstützung ist grundlegend, um dieses Ziel zu erreichen.
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