Es gibt keine unangemessenen Emotionen

Emotionen haben eine Funktion und eine Botschaft, aber wir entscheiden, was mit ihnen geschehen soll. Unangemessene Emotionen gibt es nicht.
Es gibt keine unangemessenen Emotionen
Fátima Servián Franco

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Fátima Servián Franco.

Letzte Aktualisierung: 25. April 2023

Emotionen haben einen adaptiven und evolutionären Wert, wie die Wissenschaft gezeigt hat. Studien von Barbara L. Fredrickson, Psychologieprofessorin an der Universität von North Carolina in Chapel Hill, zeigen, dass grundlegende Emotionen eine inhärente Anpassungsfunktion haben. Diese Erkenntnisse führen uns zu dem Schluss, dass es keine unangemessenen Emotionen gibt. Vielmehr sind Emotionen in vielen Fällen topografisch schlecht anpassbar, sehr intensiv oder manifestieren sich sehr häufig in verschiedenen Situationen.

Alle Emotionen haben eine Funktion, die sie jeweils nützlich macht, unabhängig davon ob sie gerade angenehm sind oder nicht. In der Tat haben selbst die unangenehmsten Emotionen wichtige Funktionen bei der sozialen und persönlichen Anpassung an die jeweilige Situation.

Deine Emotionen sind das Produkt einer Evolution, die sich von den Einflüssen der Außenwelt beeinflusst wird. Dennoch ist in der genetischen Gleichung, die wir Emotionen nennen, nicht alles außer Kontrolle. Du kannst deine Emotionen interpretieren und an eine bestimmte Situation anpassen. Insbesondere hast du die Möglichkeit, ihre Intensität und Botschaft zu steuern.

“Emotionen haben ihren Platz, aber sie dürfen nicht verhindern, dass angemessene Maßnahmen ergriffen werden.”
Susan Oakey-Baker

Eine traurige Frau, die sich mit ihren Armen auf ihrem Kopf hinsetzt.

Definition von unangemessenen Emotionen

Jorge Bucay sagt, dass sich viele Emotionen außerhalb deiner Entscheidungsfreiheit manifestieren. Daher bist du nicht für sie verantwortlich. Du bist jedoch dafür verantwortlich, wie du dich verhältst. Du erlebst (oder wirst noch) alle möglichen Emotionen innerhalb des emotionalen Spektrums, welches du von deinen Vorfahren geerbt hast. Insbesondere dein Gehirn erfasst diese Emotionen phylogenetisch.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu beachten, dass jeder irgendwann in seinem Leben peinliche und unangenehme Gefühle verspüren wird. Zum Beispiel Eifersucht, Wut, Zorn und Traurigkeit. Je eher du aufhörst zu glauben, dass du diese Emotionen verbergen oder minimieren musst, desto mehr kannst du von ihnen profitieren.

Warum gibt es keine unangemessenen Emotionen?

Manchmal kann es gut sein, eifersüchtig zu sein, und in anderen Fällen kann es schlecht sein, Freude zu empfinden. Dies hängt natürlich von der entsprechenden Situation ab, in der du diese Emotionen erlebst. Genauer gesagt ist es wichtig zu verstehen, dass es für sich genommen weder gut noch schlecht ist, diese Emotionen zu spüren. Vielmehr ist es evolutionär und erst was du mit diesen Emotionen anstellst, ist verwerflich oder lobenswert.

Wir wissen bereits, dass es keine unangemessenen Emotionen gibt. Stattdessen gibt es unangemessene Verhaltensweisen. Als Beispiel betrachten wir die Wut. Niemand ist oder wird jemals davon befreit sein, Ärger zu empfinden. Weil es eine Emotion ist, die den Menschen geholfen hat, als Spezies zu überleben und sich weiterzuentwickeln. Wut hilft uns insbesondere in Situationen, in denen es notwendig ist, die neuronale Aktivität sowie die Muskel- und Herzfrequenz zu steigern.

Daher ist die Wut als Emotion sogar notwendig. Was du jedoch mit dieser Emotion anfängst, ist möglicherweise nicht angemessen.

Du kannst aus vielen verschiedenen Gründen wütend sein. Aber wie du dich verhältst, liegt ganz bei dir. Aus diesem Grund ist es wichtig zu wissen, warum du diese Emotionen erlebst. Dann kannst du alle möglichen Reaktionen aus deinem Verhaltensrepertoire prüfen und die angemessene auswählen. Du bist nicht schuld daran, wütend zu sein. Du trägst nur die Verantwortung dafür, wie du mit dieser Energie und ihrer Botschaft umgehst.

Die emotionale Bildung kann dir helfen, unnötiges Leiden zu vermeiden, das du selbst verursachen kannst.

Der adaptive Wert von Emotionen

Wie wir bereits gesehen haben, sind Emotionen weder gut noch schlecht. Stattdessen geben der Kontext und die Person im Allgemeinen ihnen eine bestimmte Bedeutung. In den vorherigen Abschnitten haben wir über die Möglichkeit des Umgangs mit ihnen gesprochen. Aber so wie sie eine große Hilfe sein können, können sie auch Konflikte und Störungen verursachen, wenn wir sie falsch handhaben.

Unangenehme Gefühle haben einen adaptiven Wert. Zum Beispiel können sie dich vorsichtiger oder sorgsamer machen. Ebenso können sie der Impuls sein, den du brauchst, um deine Rechte zu verteidigen. Gleichzeitig können sie aber auch die Quelle vieler schlechter Umwandlungen von Emotionen in Handlungen sein. Aus diesem Grund sprechen wir fälschlicherweise über unangemessene Emotionen.

Zum Beispiel ist Angst ein emotionaler Zustand, der sich aus Einflüssen während der Evolution ergeben hat. Insbesondere die Angst sicherte das Überleben des Einzelnen, indem sie ihn in die Lage versetzte, mit bedrohlichen und potenziell schädlichen Situationen besser umzugehen.

Dieser emotionale Zustand kann zu einem einfachen Alarmzustand oder zu potenziell bedrohlichen Stimulanzien führen, beispielsweise zu heftigen Reaktionen, die mit Angstzuständen und Panik einhergehen.

Ein Mann denkt nach und hält seine Hände.

Manchmal haben Menschen auch dann Angst, wenn es gar nicht nötig ist. Wenn diese Angst dann nicht verschwindet, kann es zu anderen Erscheinungen kommen, wie beispielsweise generalisierten Angststörungen, Phobien, Panikattacken und vielen anderen Störungen, die du in der fünften Version des Handbuchs zur Diagnose und Statistik von psychischen Störungen finden kannst.


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  • Bisquerra, R. (2006). Educación emocional y bienestar. Madrid : Wolters Kluwer.
  • Panksepp, J. A. (1992). A critical role for “Affective Neuroscience” in resolving what is basic about emotions. Psychological Review, 99(3), 554-560.

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