Erwachsene mit Peter-Pan-Syndrom: Ursachen, Folgen und Behandlung

Erwachsene mit dem Peter-Pan-Syndrom sind oft unglücklich und haben Probleme in ihren sozialen Beziehungen. Erfahre mehr über dieses Persönlichkeitsprofil. 
Erwachsene mit Peter-Pan-Syndrom: Ursachen, Folgen und Behandlung
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 10. April 2023

Manche Menschen sind mit 30 oder 40 noch sehr kindisch und unreif. Sie verweigern jede Verantwortung, reagieren allergisch auf Verpflichtungen und verhalten sich enorm egoistisch. Diese Verhaltensmuster sind als Peter-Pan-Syndrom bekannt, es handelt sich jedoch nicht um eine klinische Kategorie. Dahinter verbergen sich häufig Bindungsstörungen, narzisstische Züge oder die Folgen einer schlechten Erziehung.

Erwachsene mit dem Peter-Pan-Syndrom sind oft unglücklich und haben Probleme in ihren sozialen Beziehungen. Erfahre mehr über dieses Persönlichkeitsprofil.

Reif zu sein bedeutet, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen, sich über seine Verpflichtungen im Klaren zu sein und ein gesundes Zusammenleben zu fördern.

rothaarige Frau mit mit Peter-Pan-Syndrom
Kindische Erwachsene erleiden oft Wutanfälle, weil sie nicht in der Lage sind, Frustrationen zu ertragen.

Erwachsene mit Peter-Pan-Syndrom: die Ursachen

Vielleicht kennst du jemanden, der nicht in der Lage ist, eine Beziehung aufrechtzuerhalten, oder du hast Arbeitskollegen, die nicht bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Das chronologische Alter von Menschen mit Peter-Pan-Syndrom stimmt nicht mit ihren Verhaltensweisen überein: Sie sind unreif, kindisch, sind nicht bindungsfähig und entziehen sich jeglicher Verantwortung. Es handelt sich nicht um eine psychische Störung, die im Diagnostischen und Statistischen Handbuch Psychischer Störungen (DSM-V) aufgeführt ist, trotzdem lohnt sich ein Blick auf dieses Persönlichkeitsprofil.

1. Permissive oder überfürsorgliche Erziehung

Kinder, denen keine klaren Grenzen gesetzt werden, die nie Verantwortung übernehmen müssen und alles tun dürfen, entwickeln im Erwachsenenalter eher das Peter-Pan-Syndrom. Eine Studie der California State University und auch andere Forschungen zeigen, dass “Helikopter-Eltern”, durch übermäßige Behütung und Kontrolle die Selbstwirksamkeit ihrer Kinter untergraben. Sie tun sich schließlich auch später schwer, ihr Leben in die Hand zu nehmen.

Der unreife Erwachsene ist primär an seinem Vermeidungsverhalten zu erkennen.

2. Vermeidende Bindung

Emotionale Unreife kann auch durch einen vermeidenden Bindungsstil entstehen. Die Wurzeln dieses Merkmals liegen in der Kindheit, doch in diesem Fall ist nicht die Überbehütung dafür verantwortlich, sondern fehlende Zuneigung und emotionale Stabilität. Betroffene haben im Erwachsenenalter oft Angst vor emotionaler Nähe und sind nicht fähig, gesunde, solide und reife Beziehungen aufzubauen. 

3. Narzisstische Persönlichkeit

Der Erwachsene mit dem Peter-Pan-Syndrom weisen häufig narzisstische Züge auf. Sie übernehmen keine Verantwortung, es mangelt ihnen an Einfühlungsvermögen und außerdem haben sie ein übersteigertes Selbstwertgefühl.

4. Mangelnde emotionale Kompetenz und geringe Frustrationstoleranz

Manche Erwachsene haben die emotionale Kompetenz eines dreijährigen Kindes. Sie stecken in ihrer Unfähigkeit fest, haben eine geringe Frustrationstoleranz und sind in der Regel unflexibel und resistent gegen Veränderungen.

Das Peter-Pan-Syndrom tritt zwar häufiger bei Männern auf, aber auch Frauen können daran leiden.

Peter-Pan-Syndrom: die Anzeichen

Erwachsene mit dem Peter-Pan-Syndrom sind häufig anzutreffen. Da elterliche Überbehütung ein immer häufigeres Phänomen ist, wird die Zahl vermutlich weiterhin zunehmen. Wir werden bald eine Skala haben, um dieses Syndrom zumindest beim männlichen Geschlecht bewerten zu können. Die Ondokuz Mayıs Universität in der Türkei hat 2021 ein Verfahren für eine solche Bewertung entwickelt.

Die häufigsten Anzeichen dieses Syndroms sind:

  • Menschen mit dem Peter-Pan-Syndrom sind trotzig,
  • haben Angst vor Einsamkeit,
  • uind zeigen ein hohes Maß an Egoismus.
  • Sie wechseln ihren Job häufig,
  • sind unfähig, mit Stress umzugehen und
  • haben Bindungsangst.
  • Außerdem sind sie nicht in der Lage, ihre Probleme zu lösen und persönliche Ziele zu erreichen.
  • Sie haben nur wenige Freunde und verlieren diese nach kurzer Zeit.
  • Personen mit dem Peter-Pan-Syndrom lassen sich von ihren unmittelbaren Wünschen und Bedürfnissen leiten. Sie sind sehr impulsiv.
  • In Beziehungen sind sie zum Teil stark abhängig (z. B. von ihren Eltern).
  • Sie neigen zu Stimmungsstörungen wie Depressionen.
  • Zudem haben sie Wutanfälle, können ihre Gefühle nicht regulieren und respektieren die Gefühle anderer nicht.
  • Sie übernehmen keine Verantwortung und sind geschickt darin, Ausreden zu finden und sich zu rechtfertigen.
  • Häufig sind diese Menschen passiv-aggressiv.
Mann mit Peter-Pan-Syndrom streitet mit seiner Frau
Personen mit dem Peter-Pan-Syndrom sind in Beziehungen kompliziert.

Wie geht man mit Menschen mit dem Peter-Pan-Syndrom um?

Erwachsene mit dem Peter-Pan-Syndrom sind unglückliche Menschen. Ihr Verhalten irritiert, denn es mangelt ihnen an Verantwortung und sozialen Fähigkeiten. Deshalb scheitern ihre Beziehungen meistens. Der Psychologe Dan Kiley veröffentlichte 1983 sein Buch Das Peter-Pan-Syndrom¹und prägte damit diesen Ausdruck. Er erklärt in seinem Werk, dass viele seiner Patienten dieses Syndrom aufweisen und dass es ihnen schwerfällt, Fortschritte in der Therapie zu erzielen. Inzwischen gibt es jedoch neue Ansätze und Möglichkeiten, damit umzugehen.

1. Erkläre die Folgen fehlender Verantwortung

Das erwachsene Kind muss sich bewusst werden, was passiert, wenn es nicht verantwortungsbewusst handelt. Die Folgen sind soziale Ausgrenzung, Einsamkeit, Unsicherheit und Unglücklichsein. Zögere nicht, der Person mit Peter-Pan-Syndrom diese Auswirkungen ihres Verhaltens zu erklären.

2. Vermeide es, ihre Bezugsperson zu sein

Peter Pan findet manchmal seine Wendy und das ist ein Problem: Wir können immer wieder beobachten, dass infantile Erwachsene eine Beziehung zu einer Person aufbauen, die sich um alles kümmert und die Verantwortung übernimmt. Das kann zeitweilig gut gehen, doch in der Regel scheitern diese Partnerschaften und führen zu schmerzlichen Erfahrungen. Liebst du einen Peter Pan, solltest du ihm nicht alle Bedürfnisse erfüllen, sondern ihn anregen, selbst Verantwortung zu übernehmen.

3. Ermutige die Person, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen

In einer Therapie kann eine Person mit Peter-Pan-Syndrom die zugrundeliegenden Ursachen analysieren und Lösungswege finden. Die kognitive Verhaltenstherapie hat sich in diesen Fällen bewährt. Ist eine versteckte Depression vorhanden, kann eine pharmakologische Behandlung nötig sein.

Fazit

Unreife Erwachsene blicken in vielen Fällen auf eine überbehütende Kindheit zurück, in der es keine Grenzen gab, oder wurden vernachlässigt. Doch wie der Psychiater Boris Cyrulnik sagte: “Eine unglückliche Kindheit bestimmt das Leben nicht.” Es gibt Möglichkeiten, die Vergangenheit zu bewältigen, Veränderungen zu erzielen und zu einer verantwortungsvollen Person zu werden.

▶ Literaturempfehlung

  1. Das Peter-Pan-Syndrom. Männer, die nie erwachsen werden, Dan Kiley, Kabel 1987

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