Emotionsfokussierte Familientherapie (EFFT): Was ist das?

Ist deine Familie belastbar und kommunikativ oder kommt es immer wieder zu Konflikten und Unverständnis?
Emotionsfokussierte Familientherapie (EFFT): Was ist das?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 22. September 2022

Bist du an einem Punkt angelangt, an dem du nicht mehr weißt, wie du mit deinen Kindern reden sollst? Hast du eine komplizierte Beziehung zu deinen Eltern? Familiensysteme sind oft komplex und chaotisch, was sie zu einer der häufigsten Quellen von Stress macht. In vielen Fällen führen Konflikte und Spannungen zu Distanz und Unnahbarkeit. Es gibt jedoch therapeutische Ansätze, die genau das verhindern sollen: Ärger, Streit und sich wiederholende negative Interaktionen, die die familiäre Nähe und Zuneigung zerstören. Die emotionsfokussierte Familientherapie (EFFT) will Probleme lösen und Bindungen stärken.

Um die Beziehungen eines Familiensystems während einer Krise zu verändern, müssen emotionale Blockaden gelöst werden, die durch Ressentiments, unerfüllte Bedürfnisse, angestaute Wut, Einsamkeit und Meinungsverschiedenheiten entstehen. Die Aufgabe der Therapeutin oder des Therapeuten besteht darin, bis zu diesen schmerzhaften Knoten vorzudringen. Anschließend werden Strategien vermittelt, mit denen Betroffene ihre Sicherheit, Harmonie und Zugehörigkeit wiederlangen können.

Therapeuten, die auf die emotionsfokussierte Familientherapie spezialisiert sind, nutzen die Bindungstheorie als Landkarte, um problematische, dysregulierten Muster zu erkennen.
Figuren einer Familie repräsentieren die emotionsfokussierte Familientherapie
Die emotionsfokussierte Familientherapie analysiert Eltern-Kind-Probleme anhand von bestimmten Bindungsmustern.

Emotionsfokussierte Familientherapie: Was ist das?

Die emotionsfokussierte Familientherapie integriert zwei therapeutische Ansätze: den humanistischen und den systemischen. Dieser theoretische Rahmen vereinfacht das Verständnis und die Analyse der familiären Erfahrungen und Interaktionsmuster. Denn es sind immer mehrere Faktoren vorhanden, die zu Dysfunktionalitäten innerhalb der Familie führen.

Das bedeutet zum Beispiel, dass der Psychologe – wenn Eltern Hilfe aufgrund des trotzigen Verhaltens ihres Kindes suchen – sich nicht ausschließlich auf den problematischen Jugendlichen konzentriert. Um einen Familienkonflikt zu verstehen, muss der Blick global und umfassend sein. Nur so kann das familiäre Mikrosystem analysiert werden, um die Ursachen der Probleme zu ermitteln.

Ziel dieses therapeutischen Ansatzes ist es, Kindern eine gesunde Beziehung zu ihren Eltern zu ermöglichen. Dafür müssen negative Interaktionszyklen abgebaut und die Bindung durch Sicherheit, Schutz, Wertschätzung und gegenseitige Anerkennung gefestigt werden. Wir erklären nachfolgend die Grundpfeiler, auf die diese Therapie aufbaut.

Wenn Kinder nicht auf die emotionale Verfügbarkeit ihrer Eltern vertrauen, entstehen viele Probleme.

Erkennen, Verstehen und Aufarbeiten der zugrunde liegenden Emotionen

Die einzelnen Familienmitglieder müssen Innenschau halten, um ihre Gefühle, Empfindungen und Bedürfnisse zu hinterfragen. Viele stauen Ängste, Ärger, Befürchtungen, Sehnsüchte oder Traurigkeit in sich an. Doch Eltern und Kinder müssen lernen, ihre Gefühle zu verbalisieren. Nur wenn es der Fachkraft gelingt, ihnen Zugang zu diesen primären Zuständen zu verschaffen, sie zu verstehen und zu verarbeiten, können sie ihre Ängste abbauen und Empathie entwickeln. So wird das Familiensystem gestärkt.

Verständnis und Einfühlungsvermögen sind die ersten Schritte zu einem gesunden Dialog und emotionaler Nähe.

Den Bindungsstil in der Familienstruktur erkennen

Die emotionsfokussierte Familientherapie analysiert die Bindungen zwischen Eltern und Kindern. Wenn ein Kind eine verzerrte Reaktion auf seine Bedürfnisse nach Zuneigung und Bestätigung wahrnimmt, entstehen verschiedene Probleme. Eine ungesunde Bindung führt zu schlechter Kommunikation, Wutgefühlen der Kinder, mangelndem Einfühlungsvermögen der Eltern usw.

In einer Familie gibt es viele Realitäten, die sich hinter der fehlenden Kommunikation verbergen.

Wie hilft die emotionsfokussierte Familientherapie?

Untersuchungen der City University of New York zeigen, dass diese Art der Therapie ideal für Familien mit heranwachsenden Kindern ist. Es gibt auch starke empirische Belege für ihre Wirksamkeit bei der Behandlung von Störungen in der Kindheit bis zu Zeiten hohen Stresses und familiärer Turbulenzen.

Diese Therapie kann unter anderem folgende Fähigkeiten verbessern:

  • Die Familie lernt, besser zu kommunizieren. Viele Eltern sind im Dialog mit Freunden oder Mitarbeitenden geübt, doch innerhalb der Familie fehlt es an Kommunikation. Verwirrende Gefühle und negative Reaktionsmuster, die sich im Laufe der Zeit festsetzen, verstärken dieses Problem.
  • Die Familienmitglieder lernen, Lösungen zu suchen, anstatt sich gegenseitig die Schuld für Probleme zuzuweisen.
  • Auch der Umgang mit Gefühlen und Konfliktmanagement sind in dieser Therapie essenziell, um Brücken des Verständnisses zu bauen.
  • Die Familie lernt, positive Interaktionsmuster zu schaffen.
  • Diese Therapie fördert Dimensionen wie Verständnis, Verbundenheit und Sicherheit. Die Familie lernt, Bedürfnisse zu definieren und auszudrücken und mehr Empathie und Zuneigung zu zeigen.
Wie hilft die emotionsfokussierte Familientherapie?
Die emotionsfokussierte Familientherapie fördert eine gesunde emotionale Kommunikation innerhalb der Familie.

Emotionsfokussierte Familientherapie: die drei Phasen

Die emotionsfokussierte Familientherapie liefert eine sehr effektive psychologische Strategie. In der Regel erzielt sie nach 4 bis 12 ein- bis zweistündigen Sitzungen pro Woche gute Erfolge. Zwar hat jede Familie ihre eigenen Besonderheiten, doch normalerweise sind drei Phasen nötig, um dieses Ziel zu erreichen:

1. Bewertung und Deeskalation

  • Die psychologische Fachkraft identifiziert negative Interaktionsmuster.
  • Sie definiert die Art der Bindung zwischen den Familienmitgliedern und die Emotionen, die zu den problematischen Verhaltensweisen führen.
  • Die Familie erhält Strategien, um unkontrollierte Emotionen besser zu managen und positive Interaktionen zu fördern.

2. Restrukturierung der Bindung

  • Die Familienmitglieder lernen, ihre Bedürfnisse zu erkennen und sie innerhalb der Familie auszusprechen.
  • Mit verschiedenen Instrumenten wird ein gesunder Bindungsstil zwischen den Familienmitgliedern gefördert.
  • Die Umstrukturierung der Beziehungen erfolgt durch Strategien zur Förderung von Unterstützung, Verständnis und Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse jeder Person usw.

3. Integration und Konsolidierung

Sobald sich die Familienbeziehungen verbessern, können neue Probleme oder Herausforderungen entstehen. Die Familie erlebt diese kleinen Krisen allerdings aus einer sichereren Position heraus. Denn Eltern und Kinder haben gelernt, ihre Emotionen und Bedürfnisse offenzulegen und darüber zu sprechen. Es geht also nur noch darum, die positiven Muster zu festigen.

Abschließend sei gesagt, dass viele Familien Gefahr laufen, auseinanderzudriften. Es gibt Eltern, die ihre Kinder aufgeben und Kinder, die sich von ihren Eltern lösen. Wir sprechen von alltäglichen Tatsachen, die schmerzhaft und traurig sind. Doch es gibt sehr effiziente und bereichernde Strategien, damit das verhindert werden kann. Die emotionsfokussierte Familientherapie befähigt Familien, Herausforderungen zu meisertn, gegenseitiges Verständnis zu entwickeln und die Familienbande zu festigen.


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