Die Wutanfälle meines Kindes sind nicht auszuhalten
“Ich ertrage das nicht, wenn mein Kind Wutanfälle bekommt.” Das ist ein Satz von Eltern, der häufig in der familientherapeutischen Beratung fällt. Es ist jedoch entscheidend, dass Eltern bei der Emotionskontrolle als äußere, regulative Kraft agieren und ruhig bleiben, bis ihre Kinder in der Lage sind, diesen weiteren “Meilenstein” auf dem Weg zur Eigenständigkeit zu erreichen.
Der heutige Artikel gibt uns ein paar “Schlüssel” in die Hand, wie man als Elternteil den Prozess der Wut-Regulation unterstützen kann. Außerdem hilft er uns zu verstehen, wie das Gehirn der Kinder in diesen frühen Stadien arbeitet und welche Rolle die Eltern bei dem emotionalen Heranreifen ihrer Kinder spielen.
“Es ist nicht das, was uns passiert, sondern unsere Reaktion darauf, was uns verletzt.”
Stephen R. Covey
Kinder und ihre Wutanfälle
Eine Situation, die Eltern am meisten fürchten, sind Wutausbrüche ihres Kindes in der Öffentlichkeit. Dazu gehören zum Beispiel Situationen, wo sich das Kind an der Kasse des Supermarktes auf dem Boden wälzt oder mitten auf der Straße um sich tritt und schreit. Dabei werden bei den Eltern oft Schuldgefühle wach, gepaart mit Gefühlen von Scham, Wut und vor allen Dingen Hilflosigkeit. Häufig fragen sich Eltern dann, ob sie in diesen Situationen etwas falsch gemacht haben.
Warum haben Kinder Wutanfälle? Wutanfälle sind ein Ausdruck von Frustration und Unbehagen bei Kindern, die sich noch in der vorsprachlichen Phase ihrer Entwicklung befinden. Sie haben noch nicht genug emotionale Reife, um ihre Gefühle auf andere Weise mitzuteilen. Die gute Nachricht dabei ist, dass sich die Lage in der Regel nach vier Jahren bessert. Anders ausgedrückt: Das ist eine normale Phase in der Entwicklung eines Kindes und da ist nichts Peinliches dabei.
Tatsächlich stellt sie einen Ausgangspunkt dar, um die Selbstregulation der Wut in Gang zu bringen. Daher ist die Art und Weise, wie Eltern auf die Wut ihres Kindes reagieren und mit ihrer eigenen Wut oder Frustration umgehen, der wichtigste Schlüsselfaktor für die Lernerfahrung des Kindes. Wir haben als Eltern die Aufgabe, herauszufinden, was wir tun, wenn unser Kind wütend wird.
Warum manche Eltern es nicht ertragen können, wenn ihr Kind einen Wutanfall bekommt
Die Wutanfälle eines Kindes können sehr unangenehm sein, weil sie sehr intensiv ausfallen können und häufig am unpassendsten Ort stattfinden. Während des Wutanfalls können sich Eltern zutiefst hilflos und überfordert fühlen. Das liegt zum Teil an der “ansteckenden” Wirkung, die menschliche Emotionen aufgrund des Vorhandenseins von Spiegelneuronen haben.
Dazu kommt, dass Kinder in ihrem eigenen kleinen Universum leben und eigene Sorgen und Vorstellungen haben. Daher fällt es Erwachsenen häufig schwer zu verstehen, warum ein Kind so heftige Zornausbrüche haben kann, wenn seine Wünsche nicht sofort befriedigt werden. Logischerweise werden die Probleme des Kindes lächerlich erscheinen, wenn wir sie aus unserer “Erwachsenen-Perspektive” betrachten.
Außerdem müssen wir uns fragen, warum wir es als Eltern nicht ertragen, wenn das Kind einen Wutanfall “hinlegt”. Wie steht es mit unserem eigenen Verhältnis zur Wut? Das heißt, wie gehen wir selbst mit dieser Emotion um? Wie gehen wir mit der Intensität um, mit der wir Wut empfinden? Hat es vielleicht auch damit zu tun, wie unsere Eltern reagiert haben, wenn wir als Kinder einen Wutanfall bekamen?
Was kann ich tun, wenn mein Kind Wutanfälle hat?
Hauptsächlich in der Kindheit und Jugend lernen Menschen, wie sie ihre Gefühle und Emotionen regulieren. Der Frontallappen im Gehirn, genauer gesagt, der dorsolaterale präfrontale Kortex, ist einer der Hauptakteure bei der Emotionsregulation, der bei Kindern noch nicht voll ausgereift ist.
Daher haben die Eltern die Rolle inne, die Emotionsregulation der Kinder von außen zu unterstützen, bis die Gehirne der Kleinen voll ausgereift sind und diese lernen, ihre Wut selbst zu regulieren. Anders gesagt: Eltern fungieren als “Referenzpersonen” für die Impulskontrolle der Kinder, die diese noch nicht selbst ausführen können. Daher können wir uns auch vorstellen, dass diese “Referenzpersonen” eine adäquate Regulierung zeigen müssen, damit Kinder in die Lage kommen, dies selbst erfolgreich zu tun.
Wie kann ich als Elternteil mit Wutanfällen umgehen?
- Als Eltern können wir als Spiegel für unsere Sprösslinge dienen. Das ist ganz sicher die effektivste und wichtigste Art, ihnen etwas beizubringen. Jeder Mensch spiegelt den Einfluss seiner Hauptbezugspersonen wider. Darum wird auch die Art und Weise, wie wir selbst mit Frustration oder Wut umgehen, einen direkten Einfluss darauf haben, wie unser Kind reagiert. Wenn wir die Stimme erheben und laut werden, wenn das Kind wütend wird, wird es das Verhalten der “Vorbilder” nachahmen. Um dieses Prinzip also zu unserem eigenen Vorteil zu nutzen, benennen wir vor dem Kind, wie wir selbst als Eltern mit diesen Emotionen umgehen.
- Die Gründe, die Kinder haben, sind wichtig. Oft reagieren Eltern ärgerlich, wenn ihre Kinder einen Wutanfall bekommen. Die Gründe dafür könnten zum Beispiel ein kaputtgegangenes Spielzeug oder eine Unterbrechung ihrer Lieblingssendung im Fernsehen sein. Viele Erwachsene können nicht verstehen, warum die Welt ihres Kindes wegen derartig trivialen Gründen zusammenbricht. Daher sollten sich Eltern mit ihrem eigenen inneren Kind verbinden. Sicherlich wäre uns im Alter von vier oder fünf Jahren etwas Ähnliches auch sehr wichtig gewesen. Wir können also versuchen, so wie das Kind zu denken, das wir einmal waren.
- Wir können das Kind wissen lassen, welche Ausdrücke der Wut angemessen sind und welche nicht. Manche Eltern erlauben ihren Kindern auf keinerlei Weise, ihre Wut auszudrücken. Sie tadeln ihre Kinder sogar, wenn diese nur schmollen oder den Raum verlassen. Schreien und Schlagen sind keine angemessenen Ausdrucksformen für die eigene Wut, weil andere dadurch verletzt werden könnten. Ein Kind verhält sich jedoch angemessen, wenn es schmollt, weint und nicht mehr mit den Erwachsenen reden will. Tun wir das nicht auch, wenn wir wütend sind? Wie wir sehen, geht es hier darum, die Kinder wissen zu lassen, was angemessene Ausdrucksformen für Wut sind. Dann können sie ihren Emotionen Raum geben. Denken wir auch daran, dass es für alle Emotionen und Gefühle einen bestimmten Raum und eine bestimmte Zeit gibt. Hauptsächlich geht es darum, bei manchen Ausdrucksformen der Wut Grenzen zu ziehen.
Wenn Kinder wütend sind, hilft es, sie zu halten
In der Kindheit lernen Menschen, Emotionen zu regulieren – so wie zum Beispiel die Wut. Es gibt bestimmte kritische Phasen, in denen Kinder zur Reizbarkeit neigen. Das ist zum Teil auf das noch nicht ausgereifte Gehirn zurückzuführen. Eltern müssen ruhig bleiben und als äußere “Regulatoren” agieren, da kleine Kinder ihre Emotionen noch nicht effektiv selbst steuern können.
Daher äußern Eltern, wenn sie mit diesen stressigen Situationen konfrontiert sind, häufig den Satz: “Ich ertrage das nicht, wenn mein Kind einen Wutanfall bekommt.” Für Eltern ist auch die Tatsache schwer zu verstehen, dass sich ihre Sprösslinge über solch “kindische Dinge” aufregen. In den Trotz-Phasen der Kinder verunsichert das besonders.
Treten Wutanfälle bei den Kindern auf, können Eltern diese Augenblicke als Gelegenheit nutzen, ihren Kindern etwas beizubringen. Sie müssen Vorbilder im Umgang mit Wut oder Ohnmacht sein, indem sie die Emotionen ihrer Kinder validieren. Außerdem ist es wichtig, Kindern zu erlauben, ihre Wut auszudrücken. Denken wir als Eltern daran, dass es für Kinder essenziell ist, die Kontrolle über die Art und Weise zu erlangen, wie sie ihre Wut ausdrücken. Kinder sollten Wut nicht in sich hineinfressen und sie dann unterdrücken.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
Pearce, J (1995). Berrinches, enfados y pataletas. Soluciones comprobadas para ayudar a tu hijo a enfrentarse a emociones fuerte. Barcelona: Paidos.