Die Notwendigkeit, unseren emotionalen Wortschatz auszubauen

Die emotionale Kompetenz sowie die Beziehung zur Sprache zu stärken, sind in der Tat zwei Bereiche von größtem Interesse, die höchst interessante Ergebnisse liefern können.
Die Notwendigkeit, unseren emotionalen Wortschatz auszubauen
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 15. November 2021

Die Notwendigkeit, unseren emotionalen Wortschatz auszubauen ist der Schlüssel zur Verbesserung der Qualität unserer Beziehungen. Dies beinhaltet zu wissen, wie wir uns ausdrücken und uns verteidigen können; dies in Einklang mit unseren eigenen und den Bedürfnissen des Anderen zu tun, Gefühle in Worte fassen zu können, Empathie zu erzeugen und Verbindungen zu Anderen auf Basis von Respekt und Durchsetzungsvermögen zu bilden. Ganz wenige Herausforderungen sind in unserem Alltag so wichtig wie diese.

Wenn wir über diese Dimension sprechen, ist es oft üblich, das Interesse auf die Kinder zu lenken. Sowohl Familien, als auch Lehrer wissen inzwischen, wie wichtig der frühe Erwerb dieser Fähigkeiten ist. Die emotionale Kompetenz sowie die Beziehung zur Sprache zu stärken, sind in der Tat zwei Bereiche von größtem Interesse, die höchst interessante Ergebnisse liefern können.

So haben Studien, wie jene, die von den Psychologen Irina Kumschick und Luna Beck an der Universität von Minessotta in den Vereinigten Staaten durchgeführt wurde, gezeigt, wie die Verbesserung der Sprachkenntnisse bei Kindern dazu führen kann, ihnen beizubringen, wie sie in den ersten Jahren ihrer Schulzeit, Gefühle besser ausdrücken und auch erkennen können.

Somit kann man sagen, dass es viele Vorteile mit sich bringt, diese Art der Herausforderung bei den kleinsten Kindern zu stärken. Doch was ist mit den Erwachsenen? Was geschieht zum Beispiel mit jenen Menschen, die nicht in der Lage sind, ihrem Partner ihre Ängste, Bedürfnisse oder Frustrationen mitzuteilen?

Nicht jeder Erwachsene hatte als Kind die Möglichkeit, eine erfolgreiche sozio-emotionale Entwicklung zu durchlaufen. Es verfügen auch nicht alle von uns über Mechanismen zur Regulierung von Emotionen oder Kommunikationsfähigkeiten, die es uns ermöglichen, unsere emotionalen Knoten in Worte zu fassen und jene Labyrinthe, in denen unsere Gefühle häufig gefangen sind, zu lösen.

“Wir sind nicht verantwortlich für unsere Emotionen, doch wir sind dafür verantwortlich, was wir daraus machen.”

Jorge Bucay

Ein Paar, das miteinander spricht

Wie können wir unseren emotionalen Wortschatz ausbauen?

Durch die Stärkung unseres emotionalen Wortschatzes verringert sich auch unsere allgemeine Verwundbarkeit. Denn ein Gefühl in Worte fassen zu können, bedeutet, uns selbst sichtbar zu machen.

Es gibt uns selbst und auch Anderen Bedeutung. Hauptsächlich handelt es sich darum, unsere Empfindungen formen und teilen zu können. Dies kann uns dabei helfen, innere Verwirrungen aufzulösen und das Chaos in uns mit einfachen Worten zu harmonisieren, um Andere besser zu verstehen und auch verstanden zu werden.

In diesem Prozess steckt auch ein gewisses Maß an Magie. Zum Beispeil erleben wir alle tagtäglich Realitäten, die wie nicht sehr gut auf andere Menschen übertragen können. Und das liegt einzig daran, dass es unsere Sprache oft nicht zulässt.

In der Tagàlog-Sprache, ein Dialekt, der auf den Philippinen gesprochen wird, gibt es ein wunderschönes Wort namens “Kilig”. Es drückt das Gefühl der Freude aus, die wir erleben, wenn wir mit jemandem sprechen, den wir gerne mögen.

Auf Niederländisch gibt es wiederum den Begriff “uitwaaien”, der die Erfahrung beschreibt, den Wind zu genießen und auch jene Empfindunen einschließt, die dadurch entstehen.

Geeignete Wörter zu haben, die es uns ermöglichen, diese Realitäten in unseren Sprachgebrauch zu integrieren, ist außergewöhnlich, ja man kann sogar sagen, kathartisch. Doch was sehr häufig geschieht, ist genau das Gegenteil davon.

Einem Großteil der Menschen ist es nicht nur unmöglich, die richtigen Worte zu finden, um zu katalogisieren, was genau sie fühlen. Sie wissen auch nicht genau, was eigentlich mit ihnen geschieht. 

Der Mangel an emotionaler Kompetenz führt uns dazu, unsere Gefühle zu unterdrücken, weil wir nicht wissen, was wir sonst mit ihnen tun sollen.

Lasst uns also verschiedene Möglichkeiten betrachten, die zur Stärkung unseres emotionalen Wortschatzes beitragen können.

emotionalen Wortschatz ausbauen

Das Bewusstsein der Emotionen und die Gesichtserkennung

Charles Darwin sprach bereits zu seiner Zeit von einem “emotionalen Ausdruck” und definierte diesen als einen inneren Zustand, den man selbst fühlt und anhand dessen man sich ausdrücken kann.

Daher ist der erste Schritt das Bewusstsein: Sich mit diesem körperlichen Zustand zu verbinden, in dem die Emotionen ihren ersten Eindruck hinterlassen, der in vielen Fällen weder angenehm noch belohnend erscheint. Dies ist bei Emotionen wie Angst, Traurigkeit, Wut, Enttäuschung usw. der Fall.

Jede Emotion hat ein phsyiologisches Gegenstück, das wir zuerst akzeptieren müssen, damit wir ihre Botschaft verstehen und schließlich auch benennen können (was empfinde ich als Ärger, was empfinde ich als Neid,…). Es führt zu nichts, zu versuchen, dies zu unterdrücken oder zu verbergen.

Um auf der anderen Seite jedoch auch unsere emotionale Sprache zu stärken, ist es notwendig zu wissen, wie man die Bedürfnisse der Anderen in deren Sprache erkennen kann. Dafür müssen wir empfänglich und einfühlsam sein; sensibel für die Emotionen Anderer, um sich an deren Realität anpassen zu können und auf diese Art und Weise eine bessere Kommunikation zu erreichen.

Der emotionale Wortschatz und die verbale Ausdruckskraft

Viele Experten auf diesem Gebiet empfehlen den emotioanalen Wortschatz zu alphabetisieren. Wir müssen uns der sogenannten “emotionalen Verben” bedienen. Dies ist ein sehr wirksamer Mechanismus, um Gefühle zu übermitteln und ebenso um Ehrlichkeit und Offenheit zu demonstrieren.

Ein Beispiel für diese Ressource sind Verben wie: ich fühle, ich möchte, ich freue mich über, ich habe Angst vor, ich habe Lust auf, ich fühle mich unwohl weil, ich beneide,…

Auf der anderen Seite ist es zusätzlich zur Anwendung dieser Strategie notwendig, unsere verbale Sprachgewandtheit zu trainieren.

Es gibt Menschen mit großartigen Fähigkeiten in der Redekunst, einem ausgeprägten Kommunikationsvermögen und der Fähigkeit große Reden zu halten, denen es jedoch an der verbalen Geläufigkeit in emotionalen Angelegenheiten mangelt. Was hat das zu bedeuten?

Es bedeutet, dass diese Menschen grundsätzlich betrachtet nicht wissen, wie sie zum Ausdruck bringen können, wie sie sich fühlen und was sie brauchen. Sie sind auch nicht in der Lage, mit anderen Menschen über sentimentale oder persönliche Aspekte ihres Lebens zu sprechen. Diese Art der Wortgewandtheit müssen wir beachten, um unseren emotionalen Wortschatz auszubauen.

Traurige Frau muss emotionalen Wortschatz ausbauen

Die emotionale Erzählung

Jeder von uns generiert unterschiedliche Arten von Erzählungen. Wir erzählen uns selbst jeden Tag eine Menge, während wir unsere Erfahrungen und Erlebnisse verarbeiten.

Wir alle sind eine Geschichte, unsere eigene Geschichte. Dies auf die beste Art und Weise zu tun, kann uns dazu bringen, uns selbst mehr zu respektieren, uns mehr um uns selbst zu kümmern und uns so zu schätzen, wie wir es verdient haben.

Ein Weg, um dies erreichen zu können, ist mit Hilfe der emotionalen Intelligenz. Uns selbst besser kennenzulernen, uns das anzubieten, was wir wirklich brauchen, Selbstmitleid, Durchsetzungsvermögen und Empathie zu üben, erlaubt es uns, eine Geschichte zu erzählen, die respektvoller ist.

All das wird sich in unserem Selbstbild niederschlagen, und so wird es uns möglich sein, mit anderen Menschen besser zu kommunizieren.

Wir sind alle emotionale Wesen, die in einem bestimmten Moment gelernt haben, diese Emotionen zu verbalisieren. Ein besseres Management dieses inneren Universums erleichtert uns so ziemlich alle Angelegenheiten unseres Lebens. Daher ist es besonders wichtig, unseen emotionalen Wortschatz auszubauen.


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  • Beck, L., Kumschick, IR, Eid, M., y Klann-Delius, G. (2012). Relación entre competencia lingüística y competencia emocional en la infancia media. Emoción , 12 (3), 503–514. https://doi.org/10.1037/a0026320

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