Die bipolare Störung und ihre Verlaufsformen

Die bipolare Störung ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen und auch eine der schwerwiegendsten. Es gibt verschiedene Typologien, die sowohl für die Betroffenen als auch für ihr nahes Umfeld eine Herausforderung darstellen.
Die bipolare Störung und ihre Verlaufsformen
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 14. September 2023

Je nach Art und Schwere unterscheiden Experten verschiedene Verlaufsformen der bipolaren affektiven Störung (BAS). Diese psychische Krankheit hat erhebliche Auswirkungen auf die Betroffenen und ihr Umfeld. Sie äußert sich durch entgegengesetzte Stimmungsschwankungen zwischen Depression und Manie. An manchen Tagen sind die Betroffenen euphorisch und übermütig, an anderen ängstlich, negativ und niedergeschlagen.

Auch wenn sich die Verlaufsformen bei jedem Menschen unterschiedlich entwickeln, können bestimmte Muster beobachtet werden, die eine Klassifizierung möglich machen.

Für Personen mit einer bipolaren Störung ist der Alltag eine Herausforderung. Mit der richtigen Behandlung können sie in der Regel jedoch ein normales Leben führen. Es gibt jedoch auch viele, die sich nicht an ärztliche Anweisungen halten, Risikoverhalten aufzeigen und nicht in der Lage sind, ihr soziales, persönliches und berufliches Leben zu kontrollieren.

Die bipolare Störung und ihre Verlaufsformen

Bipolare Störung: die Verlaufsformen

Wir sprechen über eine der häufigsten psychischen Krankheiten und eine der schwersten. Rund 3 bis 5 % der Weltbevölkerung sind davon betroffen, insbesondere Erwachsene. Die einzelnen Phasen sind unregelmäßig: Zwischen den akuten Episoden sind die Abstände, in denen die Betroffenen keine Symptome aufzeigen, je nach Verlaufsform unterschiedlich.

Auch der Schweregrad der depressiven und manischen Phasen ist individuell verschieden. Betroffene erleben zum Teil sehr schwere Depressionen und milde euphorische Episoden, doch wie bereits erwähnt, ist die Intensität und Tragweite dieser Krankheit bei den Patienten höchst unterschiedlich.

Besonders wichtig ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung, um die Symptome zu kontrollieren. Wir erklären anschließend, wie sich die unterschiedlichen Verlaufsformen der bipolaren Störung entwickeln.

Zyklothymie

Die zyklothymische Störung ist die mildeste Verlaufsform. Sie tritt in der Regel zum ersten Mal in der Pubertät auf und ist aufgrund der alterstypischen Verhaltensänderungen schwer zu diagnostizieren. Die Familien sind jedoch häufig mit schwer zu bewältigenden Situationen konfrontiert. Charakteristische Symptome sind:

  • Minimal depressive Phasen (Melancholie, Traurigkeit, Reizbarkeit, veränderte Schlaf- und Essgewohnheiten)
  • Leichte hypomane Phasen (Euphorie, Hyperaktivität, Erregung)
  • Die symptomatische Episode dauert in der Regel etwas mehr oder weniger als zwei Jahre.
  • Emotionale Instabilität, die zu Risikobereitschaft und Trotzverhalten führt. Der Charakter der Betroffenen gilt als schwierig und auffällig.

Die Behandlung erfolgt vorwiegend durch Psychoedukation, doch es kann auch eine medikamentöse Therapie notwendig sein.

Bipolare Störung Typ I

Diese Verlaufsform wird diagnostiziert, wenn die betroffene Person eine manische Phase erlebt, die länger als eine Woche andauert. Zusätzlich kommt es in der Regel zu psychotischen Ausbrüchen. Es handelt sich um eine ernste Situation, die oft einen Krankenhausaufenthalt erfordert.

  • Früher bezeichneten Experten diese Verlaufsform als “manisch-depressive Psychose”. In der manischen Phase können Betroffene gewalttätiges Verhalten zeigen und Suizidversuche unternehmen.
  • Diese Art der bipolaren Störung kennt leichte bis schwerwiegende Verlaufsformen. In ernsten Fällen ist ein selbstbestimmtes Leben äußerst schwierig.

Bipolare Störung Typ II

Bei dieser Verlaufsform erleben Betroffene nur sehr milde Formen der Manie (Hypomanie). Im Gegensatz dazu sind wiederkehrende Episoden einer schweren Depression häufiger. Bei Frauen ist die Inzidenz geringfügig höher. Für die Diagnose gelten daher folgende Richtlinien:

  • Mindestens eine hypomanische Episode und mehr als eine schwere depressive Episode
  • Schlafstörungen: Schlaflosigkeit oder übermäßiger Schlaf (Hypersomnie)
  • Starke Erschöpfung und unbegründetes Weinen
  • Suizidgedanken
  • Geringes Selbstwertgefühl und mangelnde Motivation

In Deutschland sind etwa 2,5 Millionen Menschen von einer bipolaren Störung betroffen.

Rapid Cycling

“Rapid Cycling” bedeutet, dass Betroffene innerhalb von einem Jahr mindestens vier manische, hypomanische oder depressive Episoden erleben. Das bedeutet, dass Personen mit einer bipolaren Störung des Typs 1 oder des Typs 2 diese Verlaufsform erleben können. Allerdings ist es eine relativ seltene Form: Nur etwa 10 bis 20 % der Personen mit BAS zeigen diese Symptome.

Zu erwähnen ist außerdem, dass manche Betroffene auch in den episodenfreien Abschnitten an Anpassungsproblemen und Stimmungsschwankungen leiden. Auch diese Verlaufsform kommt bei Frauen häufiger vor.

Mann mit bipolarer Störung kennt die unterschiedlichen Verlaufsformen

Andere Verlaufsformen

Zusätzlich zu den beschriebenen Verlaufsformen gibt es auch nicht näher bezeichnete Arten der bipolaren Störung, die sich nicht durch spezifische Muster kennzeichnen. Diese sind häufig auf andere Krankheiten (z. B. Schizophrenie) oder Drogenkonsum zurückzuführen.

Fazit

Wir möchten abschließend betonen, wie wichtig eine frühzeitige Diagnose ist, denn mit einer wirksamen Behandlung können Patienten ihre Stimmungsschwankungen kontrollieren und ihre Lebensqualität verbessern.

Auch psychologische Unterstützung ist entscheidend, damit Betroffene gesunde Beziehungen aufbauen und auch im beruflichen Umfeld funktionieren können. Mit der adäquaten medizinischen und psychologischen Hilfe schaffen es viele, unabhängig zu sein und ein bereicherndes Leben zu führen.

▶ Lese-Tipp

  1. Der bipolare Spagat: Manisch-depressive Menschen verstehen, Donna Reynolds, Trias 2021

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