Bipolare Störung: Was ist Euthymie?

Der griechische Philosoph Demokrit prägte den Ausdruck Euthymie, der einen Zustand des inneren Gleichgewichts beschreibt.
Bipolare Störung: Was ist Euthymie?
María Vélez

Geschrieben und geprüft von der Psychologin María Vélez.

Letzte Aktualisierung: 10. April 2023

Euthymie bezeichnet eine normale, ruhige und ausgeglichene Stimmung. In diesem Zustand dominieren positive Emotionen und eine harmonische und anpassungsfähige Wahrnehmung der Umwelt. Dieser Begriff wird vor allem in der Psychiatrie verwendet, um die Phase der Normalität zu beschreiben, die ein Patient mit einer bipolaren Störung zwischen manischen oder depressiven Episoden durchläuft.

In diesen Phasen zeigen die Patienten ein anpassungsfähigeres, ruhigeres und vorsichtigeres Verhalten, ohne radikale Stimmungsschwankungen. Ein Mittelweg zwischen der euphorischen Freude und übermäßiger Traurigkeit. Wenn diese Stimmung stabil ist, gilt die Krankheit als remittiert.

Frau mit bipolarer Störung in der Phase der Euthymie

Stimmungsschwankungen

Zum besseren Verständnis der Euthymie ist es hilfreich, normale und pathologische Stimmungsschwankungen zu kennen. Zwar handelt es sich um ein Kontinuum, doch in der Regel orientieren sich Experten an folgenden fünf Stufen:

  • Manie (2). Manische Episoden sind unter anderem an einer überhöhten Selbsteinschätzung, Größenwahn, Euphorie, Erregbarkeit, Reizbarkeit, dem Verlust sozialer Hemmungen, rücksichtslosem Verhalten und dem fehlenden Sinn für Risiken zu erkennen.
  • Hypomanie (1). Hypomanische Episoden sind etwas weniger intensiv. In dieser Phase kommt es zu Konzentrationsproblemen, Gedankenrasen, Euphorie. Betroffene benötigen in diesem Zustand weniger Schlaf, da sie ein extremes Hochgefühl erleben. Sie sind auch produktiver als in anderen Phasen.
  • Euthymie (0). Diese Episode zeichnet sich durch Ausgeglichenheit aus, der Geist ist zentriert und funktional.
  • Hypothymie oder leichte Depression (-1). Diese Episode führt zu Freudlosigkeit und Traurigkeit. Betroffene fühlen sich niedergeschlagen und antriebslos, sie verlieren das Interesse an Aktivitäten, die sie davor gerne ausführten.
  • Depression (-2). In diesem Fall sind die depressiven Symptome intensiv: Gefühle von Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit oder Frustration sind so tiefgreifend, dass sie das Leben der Person ernsthaft beeinträchtigen und manchmal zu Suizidgedanken führen.

Bipolare Störung

Es gibt zwei verschiedene Arten von bipolaren Störungen, bei denen die Muster der verschiedenen Episoden unterschiedlich verlaufen:

  • Bipolar-I-Störung: Es handelt sich um eine ernste Störung, bei der Betroffene mindestens eine manische und eine oder mehrere depressive Episoden erleben. Die Diagnose erfordert nach DSM-V jedoch nur eine manische Episode, auch wenn in den meisten Fällen Depressionen auftreten.
  • Bipolar-II-Störung: Bei dieser Störung kommt es zu mindestens einer hypomanische Episode, die jedoch oft schwer zu diagnostizieren ist. Sie kann mit einer depressiven Störung verwechselt werden. Während der depressiven Episode können allerdings psychotische Symptome auftreten, was bei manischen Episoden nicht der Fall ist.

Von einer Zyklothymia sprechen Experten, wenn sich hypomanische, manische und depressive Episoden abwechseln.

In manchen Fällen werden Stimmungsschwankungen fälschlicherweise als Charakterzug einer Person betrachtet. Sie wirken sich auf die Funktionalität der Betroffenen aus, wobei die Symptome mehrmals in der Woche auftreten oder auch monatelang unauffällig bleiben können.

Frau in der Phase der Euthymie

Was tun, um Euthymie oder die normale Stimmung zu erreichen?

Personen mit einer bipolaren Störung erhalten in der Regel eine medikamentöse Behandlung, um die Symptome zu reduzieren. Außerdem ist eine Psychotherapie grundlegend, damit sie lernen, mit ihren Emotionen umzugehen und das Auftreten der verschiedenen Episoden im Voraus zu erkennen. Die Psychoedukation ist ebenfalls wichtig, damit die betroffenen Personen und ihre Familien bestens über die Krankheit und die verschiedenen Zustände informiert sind.

In diesem Zusammenhang ist Euthymie nicht mit einer Genesung gleichzusetzen. Die Person befindet sich jedoch in einem ausgeglichenen Zustand der Normalität. Professionelle Hilfe ist essenziell, um diesen Zustand zu erreichen und die Lebensqualität der betroffenen Personen zu garantieren.


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