Nicht nur Traurigkeit, auch Reizbarkeit ist ein Anzeichen für Depression

Reizbarkeit wird oft nicht mit Depressionen in Verbindung gebracht. Es handelt sich jedoch um ein häufiges Anzeichen. Erfahre mehr darüber.
Nicht nur Traurigkeit, auch Reizbarkeit ist ein Anzeichen für Depression
Raquel Aldana

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Raquel Aldana.

Letzte Aktualisierung: 09. November 2021

Nicht nur anhaltende und intensive Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Niedergeschlagenheit weisen auf eine Depression hin. Auch Reizbarkeit ist ein häufiges Anzeichen, das anfangs gerne übersehen wird.

Depressive Menschen sind nicht immer traurig, manche sind reizbar, labil oder frustriert. Somatische Beschwerden, Stimmungsschwankungen, Unwohlsein, körperliche Schmerzen und emotionale Achterbahnfahrten können ebenfalls durch emotionale Probleme wie Depressionen verursacht werden.

Äußerungen wie Wut, Gefühllosigkeit, Reizbarkeit, Aggressivität oder autoritäres Verhalten sind in vielen Fällen gescheiterte Versuche, den tiefen Abgrund einer Depression zu überwinden.

Nicht nur Traurigkeit, auch Reizbarkeit ist ein Anzeichen für Depression

Reizbarkeit als diagnostisches Kriterium für Depressionen

Nach den Kriterien der neuesten Version des Diagnostic Manual of Mental Disorders (DSM-5) und der International Classification of Diseases (ICD-10) kann die klinische Diagnose einer Depression gestellt werden, wenn die betroffene Person Reizbarkeit anstelle von Traurigkeit zeigt.

Das heißt, eine ständig launische Person, die Wut, unangebrachtes Verhalten und übertriebene Frustration zeigt, kann an einer krankhaft depressiven Stimmung leiden.

Bei Kindern und Jugendlichen mit Depression ist eher Reizbarkeit oder Instabilität als Traurigkeit oder Entmutigung zu beobachten. Dieser Zustand sollte jedoch nicht mit einem zu sehr verwöhnten Kind verwechselt werden, das ebenfalls Frustration und Reizbarkeit zeigt.

Weder Traurigkeit noch Reizbarkeit sind ausreichende Kriterien, um eine Depression zu diagnostizieren. 

Um eine Depression nach den oben genannten Klassifizierungssystemen zu diagnostizieren, sind diese beiden Bedingungen getrennt und in ausreichender Intensität notwendig, aber nicht ausreichend. Es ist jedoch nicht ausreichend, traurig oder reizbar zu sein, um als depressiv zu gelten.

Traurigkeit und Gereiztheit: Gefühlszustände, die ungerecht behandelt werden

Eigentlich sind Traurigkeit und Gereiztheit gesunde Gefühlszustände, denn sie informieren normalerweise, dass eine Störung oder ein Problem vorliegt. Sie werden erst dann pathologisch, wenn sie unser Leben verzerren und unseren persönlichen, sozialen und beruflichen Bereich über einen längeren Zeitraum stark beeinträchtigen.

Reizbarkeit muss generell mit Vorsicht behandelt werden, denn sie kann sehr negative Auswirkungen haben, wenn sie chronisch wird. Betroffene verlieren leicht die Beherrschung, machen unangenehme Bemerkungen, sind intolerant, ungeduldig und nervös und reagieren unangemessen. Wenn du diese Anzeichen beobachtest, weißt du, dass du etwas tun musst. 

Traurigkeit und Gereiztheit

Wut oder Reizbarkeit gibt depressiven Personen die Möglichkeit, ihre Gefühle nach außen zu tragen und auszudrücken.  Wenn die betroffene Person das Gefühl hat, erdrückt zu werden, kann sie sich so Luft machen.

Sie fühlt sich jedoch niedergeschlagen, ist labil und energielos, denn der Druck behindert ihr Leben. Betroffene tun sich schwer, ihren alltäglichen Aktivitäten nachzugehen. Sie haben keine Kraft, sich der Realität zu stellen und reagieren mit Reizbarkeit oder Traurigkeit. In diesem Fall ist professionelle Hilfe ein Muss.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.