Die beste Rache ist keine Rache: blick nach vorn und sei glücklich

Die beste Rache ist keine Rache: blick nach vorn und sei glücklich
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 12. Februar 2022

Die beste Rache ist die, die nicht ausgeführt wird. Die beste Revanche ist, den Hass zu belächeln, die Wut zu unterdrücken und dem Gegenüber zu zeigen, dass wir glücklich sein können. Denn es gibt keine bessere Strategie, als mit Ruhe und Weisheit nach vorn zu blicken, mit einem festen Blick und einem ausgeruhten Herzen, und zu wissen, dass es Lasten gibt, die man nicht zu lange mit sich herumtragen sollte.

Die Philosophie hat uns immer Referenzen geliefert, um über den Akt der Rache und die moralischen Konsequenzen nachzudenken, die mit dieser sehr populären und zugleich attraktiven Praxis verbunden sind. So sagte Konfuzius, dass wir, bevor wir uns auf die Reise der Rache begeben, zwei Gräber ausheben müssten. Unser eigenes und das unseres Gegners. NeurobiologenHeute beschäftigen sich nicht nur Philosophen, sondern auch mit den Grundlagen der Rache.

“Sich zu rächen ist menschlich, aber zu vergeben ist göttlich.”

Walter Scott

Aber kommen wir zurück zum Begriff der Attraktivität, der Anziehung. Wir haben es mit einer Art menschlichen Verhaltens zu tun, das immer wieder in unser Blickfeld gerät, das können wir nicht leugnen. Tatsächlich wissen Autoren und Filmproduzenten, dass Rache uns Menschen sehr fasziniert. Man sagt, dass sie fast wie eine Medizin wirke: Verschrieben in kleinen Dosen kann sie uns entlasten, aber in großen Mengen verbraucht, kann sie uns töten.

Hierzu können wir auf große literarische Werke wie den Grafen von Monte Cristo und Edmon Dantes verweisen. Dieser unvergessliche, von Alexandre Dumas geschaffene Charakter hat uns gelehrt, dass die beste Rache kalt, ohne Hast und perfekt berechnet serviert wird. Agatha Christie ließ uns ihrerseits an einer komplexen und ebenso gewalttätigen Handlung teilhaben und lehrte uns in die Und dann gab’s keines mehr,  dass böse Taten angemessen gerächt werden sollten.

Rache zieht uns an und manchmal rechtfertigen wir sie sogar. Doch welche psychologischen Prozesse stecken hinter diesem Akt?

Gemälde einer Frau und eines Salamanders

Rache, ein menschliches Verlangen

Die meisten von uns haben sich irgendwann in ihrem Leben so gekränkt, verletzt und beleidigt gefühlt, dass auf sie der Schatten dieser verbitterten und aschefarbenen, aber dennoch verlockenden Figur, gefallen ist: der Schatten der Rache. Unser moralischer Kompass weicht ein paar Grad von seinem Norden ab und wir stellen uns Wege, Verhaltensweisen und Situationen vor, in denen der Schmerz, der uns erfasst, an die Person zurückgegeben wird, die uns provoziert hat.

Daher sollte uns auch von Anfang an klar sein, dass Rache wenig mit Moral zu tun hat, wir uns der Psychologe Gordon E. Finley erinnert, Experte für genetische und erlernte Komponenten im Verhalten des Menschen. Rache ist ein Impuls, und der ist die Katharsis von Wut und Hass. Aber sie ist noch viel mehr und um nur ein Beispiel zu nennen, hat eine Arbeit von Professor Ernst Fehr von der Universität Zürich (Schweiz) gezeigt, dass mehr als 40 % der Entscheidungen, die in der Geschäftswelt getroffen werden, das einzige Ziel haben, sich an einem Konkurrenten zu rächen. Das Gleiche geschieht bei kriminellen Handlungen: Mehr als die Hälfte der Taten davon wird aufgrund von Groll gegenüber jemandem und dem ausdrücklichen Wunsch, sich zu rächen, begangen.

All dies bringt uns zu der Annahme, dass es keine gute Rache gibt, denn jenseits der Ergebnisse, die wir mit ihr erreichen, geschieht etwas Beunruhigenderes, etwas Aufschlussreicheres: Wir werden zu Aggressoren und erlangen die gleiche moralische Qualität desjenigen, der den ursprünglichen Schaden verursacht hat.

Negativ und Positiv des Bildes einer Frau

Wir könnten hier begründen, dass die beste Rache keine Rache ist, weil die allgemeine Moral und der gesunde Menschenverstand dies so vorsieht, weil uns die religiösen, spirituellen und sogar philosophischen Texte, mit denen wir uns identifizieren, dies vermitteln. Wir werden diese Empfehlung jedoch von einem rein psychologischen Standpunkt aus aussprechen. Und dazu wollen wir betrachten, was dahinter steckt, wenn jemand Rache an anderen Personen übt?

Merkmale von rachsüchtigen Menschen

  • Hinter einer Person – die auf eine große oder kleine Beleidigung auf rachsüchtige Weise reagiert – steckt eine schlechte emotionale Führung und eine geringe Selbsterkenntnis: “Wenn jemand mich beleidigt, lasse ich meinen Ärger und meinen Hass gegen diese Person los.”
  • Sie sind Menschen, die glauben, die absoluten und universellen Wahrheiten zu besitzen: Sie sind das Gesetz und die Gerechtigkeit, sie sind das klare Beispiel dafür, wie der Mensch sein sollte.
  • Außerdem präsentieren sie eine dichotome Denkweise: Du bist bei mir oder du bist es nicht. Die Dinge sind gut oder sie sind schlecht.
  • Rachsüchtige Menschen haben normalerweise eine sehr geringe Empathie.
  • Weder vergeben noch vergessen sie, sie leben ihrer Vergangenheit und ihrem Groll untergeordnet.
Schmetterling, der auf einer Hand sitzt

Wie wir sehen, bietet Rache oder das Verlangen nach ihr aus psychologischer und emotionaler Sicht keinen Nutzen. Dieser Impuls, dieses Bedürfnis oder wie wir es nennen wollen, untergräbt unsere Integrität und löst nicht nur jedes gute Urteil auf, sondern schränkt auch die Möglichkeit ein, als eine Person voranzukommen, um eine bessere und natürlich glücklichere Realität zu erschaffen.

Wir mögen von dieser komischen oder neuartigen Gerechtigkeit im Stil von Edmon Dantes angezogen werden. Doch hinter dieser steht nichts als Leiden und Einsamkeit. Deshalb ist die beste Rache immer keine Rache. Und eine noch bessere Rache wäre es, ein gutes Leben zu führen und anderen zu zeigen, dass wir trotz allem glücklich sind.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.