Das britische Amt für Vorahnungen: Der Psychiater, der Prophezeiungen erforschte

Das British Premonitions Bureau unter der Leitung des Londoner Arztes und Psychiaters John Barker untersuchte Vorahnungen und Prophezeiungen und berichtete über einige äußerst merkwürdige "Zufälle".
Das britische Amt für Vorahnungen: Der Psychiater, der Prophezeiungen erforschte
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 18. März 2023

Der Londoner Arzt und Psychiater John Barker setzte sich zum Ziel, Vorahnungen und Träume zu untersuchen, welche die Zukunft vorwegnehmen. Er gründete zu diesem Zweck das British Premonitions Bureau. Barker war ein Wissenschaftler, der 1948 sein Arztstudium in Cambridge absolviert und sich auf die Aversionstherapie spezialisiert hatte. Ein berühmter Artikel dieses Psychiaters, der in der renommierten Zeitschrift The Lancet veröffentlicht wurde, trug wesentlich zur Verbesserung britischer Patienten in psychiatrischen Einrichtungen bei.

Lange Zeit arbeitete Barker mit David Enoch zusammen, um ungewöhnliche Fälle im Bereich der Psychiatrie zu analysieren, die sie “psychiatrische Orchideen” nannten. Sie untersuchten unter anderem das Othello-Syndrom (Eifersuchtswahn) und das Couvade-Syndrom (Männer erleben während der Schwangerschaft ihrer Frau ähnliche Symptome). Schließlich beschäftigten sie sich mit einem außergewöhnlichen Todesfall durch einen “Voodoo-Tod” – jemand, der wortwörtlich zu Tode erschreckt wurde. Barker schrieb seine Doktorarbeit über das Münchausen-Syndrom (Betroffene täuschen Symptome vor oder lösen sie selbst aus und präsentieren sie dramatisch).

“Der Wunsch, etwas zu machen, ist eine Vorahnung der Fähigkeiten, die man hat.”

Johann Wolfgang von Goethe

Die Katastrophe in Aberfan

Aberfan ist ein kleines britisches Dorf, das bis zum 21. Oktober 1966 kaum jemand kannte. Am Morgen dieses schicksalhaften Tages kam es zu einem Erdrutsch in einem Kohlebergwerk. 50.000 Tonnen Schlamm bedeckten mehrere Häuser und eine Schule. Bei dieser Tragödie kamen insgesamt 144 Menschen, darunter 116 Kinder ums Leben. John Barker beschäftigte sich mit dem Fall eines Kindes, das bei der Tragödie unverletzt geblieben war, jedoch kurz danach ohne Erklärung, anscheinend durch Todesschrecken starb. Der Psychiater besuchte das Dorf und hörte sich viele seltsame Geschichten der überlebenden Bewohner an.

Der achtjährige Junge Paul Davis hatte bereits vor der Katastrophe ein Bild von einem Erdrutsch mit dem Titel “The End” gemalt. Danach verlor er bei diesem Unglück sein Leben. Das Mädchen Eryl Mai Jones erzählte seiner Mutter eine Woche vor dem Erdrutsch, dass sie keine Angst vor dem Tod habe. In der Nacht vor der Tragödie hatte sie einen Traum: “Ich habe geträumt, dass ich zur Schule ging und dort war keine Schule. Etwas Schwarzes hatte sich über sie ergossen!”

Die Tragödie von Aberfan und das britische Amt für Vorahnungen
116 Schülerinnen und Schüler starben bei der Tragödie von Aberfan.

Das britische Amt für Vorahnungen

Barker hatte ein ausgeprägtes Interesse an seltsamen Phänomenen. Er war sogar Mitglied der British Society for Psychical Research, die paranormale Ereignisse untersuchte. Die Ereignisse in Aberfan weckten seine Neugierde für Vorahnungen und Prophezeiungen. Er begann damit, Zeugenaussagen über Vorahnungen zu sammeln. 

Zu diesem Zweck bat er Peter Fairley, den Wissenschaftskorrespondenten des Evening Standard in London, eine Anzeige zu veröffentlichen, in der er um Berichte bat. Er erhielt insgesamt 76 Antworten. Einige davon enthielten Details, die von der Presse nicht veröffentlicht wurden. Darunter waren auch Nachrichten von Kathleen Lorna Middleton und Alan Hencher, zwei der Personen, die zu den Säulen seiner Studien werden sollten.

Dies war der Beginn des British Premonitions Bureau, des britischen Amts für Vorahnungen. Barker glaubte, dass viele Menschen in der Lage sind, Prophezeiungen zu machen und Katastrophen vorherzusagen. 

Mann hat Vorahnungen
Zwei der Mitglieder des kuriosen britischen Amts sollen John Barkers Tod vorausgesehen haben.

Ein seltsames Ende

In den folgenden Monaten erhielt Barker bemerkenswerte Berichte über Vorahnungen und Prophezeiungen, von denen sich 18 bewahrheiteten. Zwölf dieser Vorhersagen stammten von Middleton und Hencher, für die sich Barker ganz besonders interessierte. Zu den bemerkenswertesten Fällen gehörten die Vorhersage eines Flugzeugabsturzes und eines Zugunglücks.

Middleton sagte den Tod von Robert Kennedy vorher. Ihre erste Warnung erfolgte am 11. März, Anfang Juni wurde sie schließlich sehr nervös und rief am 4. Juni dreimal im British Premonitions Bureau an. Kurz nach Mitternacht wurde Kennedy schließlich ermordet.

Zwei Jahre nach der Gründung des British Premonitions Bureau erhielt John Barker eine unheilvolle Mitteilung von Alan Hencher: Er müsse vorsichtig sein, denn sein Leben sei in Gefahr. Ohne davon zu wissen, rief Middleton mit einer ähnlichen Warnung im Amt für Vorahnungen an. Am 18. August 1968 erlitt Barker einen Schlaganfall und starb. Durch die Prophezeiungen stand er schon Tage zuvor unter Stress. Erlebte er Todesschrecken? Wir werden es nie erfahren.

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