Das 12-Schritte-Programm zur Suchtentwöhnung

Das 12-Schritte-Programm wird von vielen Selbsthilfegruppen verwendet, um Menschen mit Alkoholsucht oder anderen Abhängigkeiten zu helfen. Erfahre mehr darüber.
Das 12-Schritte-Programm zur Suchtentwöhnung

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 04. Juli 2023

Das 12-Schritte-Programm ist eine Methode der Anonymen Alkoholikern (AA), die in den 1930er-Jahren von William Griffith Wilson und Robert Holbrook Smith festgehalten wurde. Heute wird dieses Programm jedoch nicht nur bei Alkoholabhängigkeit, sondern auch bei anderen Süchten von Selbsthilfeorganisationen in angepasster Form verwendet, um Betroffenen zu helfen.

Die meisten Personen, die sich strikt an das 12-Schritte-Programm halten, können ihr Suchtverhalten erfolgreich überwinden. Sie erhalten dabei Unterstützung von einem Genesungsbegleiter (Sponsor) und können diese auch zusätzlich zu einer professionellen Suchtentwöhnungstherapie in Anspruch nehmen.

Wir beschreiben nachfolgend die einzelnen Schritte, weitere Informationen über das 12-Schritte-Programm mit dem genauen Wortlaut findest du unter anderem auf der Webseite der Anonymen Alkoholiker.

Das 12-Schritte-Programm

1. Die Machtlosigkeit zugeben

Die Person mit dem Suchtproblem muss ihren Kontrollverlust zugeben und akzeptieren. Das Eingeständnis der Machtlosigkeit ist der erste Schritt in Richtung Genesung.

2. Der Glaube an eine höhere Macht

Es geht hier nicht um Religion, sondern um eine Macht, die größer als die Person selbst ist: die Natur, die Gemeinschaft, die Liebe, das Universum oder Gott. Betroffene müssen ihr Sucht als Krankheit von Körper, Geist und Seele verstehen und sich deshalb auch mit diesen drei Dimensionen beschäftigen, um zu heilen.

3. In Gottes Hand sein

Auch hier muss es nicht Gott sein, Betroffene können sich auch einer höheren Macht anvertrauen. Es ist für sie wichtig, loszulassen und die Kontrolle über ihre Existenz aufzugeben. Natürlich müssen sie trotzdem aktiv an Veränderungen arbeiten, es geht nicht darum, die Verantwortung einfach abzugeben.

4. Moralische Bestandsaufnahme

Die betroffene Person muss sich über ihre Verhaltensmuster und Gedanken bewusst werden und die Persönlichkeitsmerkmale analysieren, die ihre Sucht beeinflussen. Sie muss auch zwischenmenschliche Beziehungen und Überzeugungen (sich selbst und anderen gegenüber) überprüfen. Diese Analyse erfordert große Ehrlichkeit und Tiefe. 

5. Fehlverhalten eingestehen

Dieser Schritt ist nicht einfach: Betroffene müssen ihre Fehler sich selbst und anderen gegenüber eingestehen. Sie müssen sich mit ihren Grenzen befassen und erkennen, wie wichtig Hilfe und Unterstützung ist. Sobald sie die eigenen Unzulänglichkeiten akzeptieren, können sie Verantwortung für ihr Leben übernehmen.

6. Die Befreiung durch Gott

Betroffene müssen verstehen, dass sie Hilfe von Gott oder einer höheren Macht benötigen, um genesen zu können. Die höhere Macht ist im 12-Schritte-Programm von zentraler Bedeutung. Sie hilft, schädliche Verhaltensweisen abzulegen.

7. Demütige Bitte um Befreiung

Die betroffene Person muss in der Lage sein, demütig um Befreiung zu bitten. Auch hier ist es wichtig, Hilfe von einer höheren Macht zu akzeptieren. Demut bedeutet jedoch nicht, Verantwortung abzuschieben, sondern die eigenen Schwächen und die Machtlosigkeit anzuerkennen und auf Unterstützung zu vertrauen.

8. Auflistung der Personen, denen Betroffene Leid zugefügt haben

Die betroffene Person muss Verantwortung für ihr Handeln übernehmen und die Bereitschaft zur Wiedergutmachung zeigen. Sie erstellt eine Liste mit den Personen, die sie verletzt hat, um ihr Fehlverhalten anzuerkennen, Schaden wiedergutzumachen und bessere Beziehungen aufbauen zu können. Dieser Schritt ist für die Transformation entscheidend.

9. Entschädigung

In dieser Phase versuchen Betroffene, die verletzten Personen zu entschädigen, sich zu entschuldigen oder andere Wege der Wiedergutmachung zu finden. Nicht immer ist eine sofortige Wiedergutmachung möglich, manchmal ist Geduld nötig.

10. Unrecht zugeben

Betroffene müssen bereit sein, in der Gegenwart Unrecht und Fehler zuzugeben und sofort wiedergutzumachen. Sie müssen ihr Verhalten korrigieren und Verantwortung übernehmen.

11. Gebet und Besinnung

Die tiefe Verbindung zu Gott oder einer höheren Macht hilft Betroffenen, tiefere Erkenntnisse zu erlangen und ihre Willenskraft zu stärken. Gebete oder Meditation sind gute Möglichkeiten, dieses Ziel zu erreichen. Dabei entscheide jeder selbst, woran er glauben möchte.

12. Die Botschaft weitergeben

Am Ende des 12-Schritte-Programms sind Betroffene bereit, diese Botschaft auch an andere weiterzugeben, um ihnen zu helfen. Sie geben so anderen Hoffnung, während sie ihr Selbstwertgefühl steigern.

Das 12-Schritte-Programm und seine Wirksamkeit

Verschiedene Studien und viele Erfahrungsberichte weisen auf die Wirksamkeit dieses Programms hin. So hebt unter anderem eine von der Cochrane Library veröffentlichte Übersichtsstudie darauf hin, dass diese Behandlungsmethode positiv ist. Eine systematische Übersicht von Campbell stellte fest, dass dieses Programm nicht besser oder schlechter als andere Interventionen ist.

Eine in Drug Alcohol Dependency veröffentlichte Übersicht deutet darauf hin, dass das 12-Schritte-Programm positive Wirkungen hat. Außerdem weist Social Work Publish Health darauf hin, dass dieses Programm die Wahrscheinlichkeit der Abstinenz erhöht und die psychosoziale Funktionsfähigkeit sowie die Selbstwirksamkeit verbessert.

Experten sind sich einig, dass die Kontinuität entscheidend ist. Auch die Begleitung durch die Gruppe ist grundlegend. Generell ist die soziale Unterstützung grundlegend, um Personen mit Suchtproblemen helfen zu können.

Das 12-Schritte-Programm wird von zahlreichen Selbsthilfegruppen verwendet, es gibt jedoch auch Kritiker, die auf mangelnde wissenschaftliche Belege hinweisen. Trotzdem gilt dieses Programm als perfekte Ergänzung zu einer professionellen Therapie, da der Kontinuitätsansatz und die Unterstützung, die Betroffene erhalten, für die Genesung entscheidend sein können.


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