Covid-19: Psychologische Auswirkungen und was man dagegen tun kann

Die psychologischen Auswirkungen der Bewegungseinschränkungen oder Ausgangssperre können jeden Tag schlimmer werden. Deshalb ist es wichtig, Strategien zu kennen und unseren Geist auf Positives zu konzentrieren, um die Corona-Krise besser überwinden und gleichzeitig anderen helfen zu können.
Covid-19: Psychologische Auswirkungen und was man dagegen tun kann
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 15. November 2021

In vielen Ländern wurden aufgrund der zunehmenden Ausbreitung des Coronavirus Ausgangssperren oder Bewegungseinschränkungen eingeführt. In manchen Ländern sind diese sehr strikt, in anderen weniger. Das Ziel dieser Einschränkungen ist, die Infektionsrate zu reduzieren. Doch dabei muss auch ein entscheidender Faktor berücksichtigt werden: Verschiedene psychologische Auswirkungen der Covid-19-Quarantäne können zum Teil ernst sein.

Um den Alltag zu Hause bestmöglich zu organisieren, müssen wir uns darüber bewusst werden und bestimmte mentale Strategien umsetzen. Allerdings gibt es dafür kein Allgemeinrezept, das jedem hilft. Die Umstände und Voraussetzungen sind bei jedem anders, auch das muss berücksichtigt werden.

Die einzigen wissenschaftlichen Referenzen über ähnliche Erfahrungen, die wir derzeit zu diesem Thema haben, wurden in der  Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht. In einer Studie analysierten Wissenschaftler die psychologischen Auswirkungen der Quarantäne, die aufgrund von SARS (2003), Ebola, Grippe A (H1H1) oder MERS (Middle-East Respiratory Syndrome Coronavirus) erforderlich war. In all diesen relativ zeitnahen Erfahrungen zählten Angst und Nervosität zu den psychologischen Folgen.

Deshalb ist es erforderlich, mögliche psychologische Konsequenzen zu kennen, Vorsorgemaßnahmen zu treffen und deren Intensität zu schwächen. Information und die nötigen Werkzeuge können sehr hilfreich sein, die Tage der Isolierung besser zu überwinden und uns gegenseitig zu unterstützen. 

Covid-19: Psychologische Auswirkungen und was man dagegen tun kann

5 psychologische Auswirkungen der Quarantäne

Niemand hat uns auf eine Pandemie vorbereitet. Natürlich gibt es Augenblicke, die irreal erscheinen: Wir sehen die Welt vom Fenster aus und es ist nicht einfach, die Wirklichkeit zu akzeptieren.

Dieses Gefühl ist ganz normal, es handelt sich um eine Phase in dem schwierigen Prozess der Akzeptanz. Wir müssen uns darüber bewusst werden, dass wir uns einer sehr schwierigen Situation stellen müssen, die sich keiner von uns erwartet hat.

Bedeutet dies, dass wir uns nicht auf diese Situation vorbereitet fühlen, weil wir sie noch nie erlebt haben? Die Antwort ist nein. Wir sind auf fast jede Situation vorbereitet, wenn wir die Realität akzeptieren.

Die beste Verteidigung in jeder Situation ist entsprechende Information und eine gute Reaktionsfähigkeit. Wir laden dich ein, mit uns anschließend über mögliche psychologische Auswirkungen der Quarantäne nachzudenken. Außerdem haben wir Empfehlungen, um diese zu verhindern.

1. Die Angst der Unsicherheit: Wie lange wird diese Situation dauern?

Der schlimmste Feind in Krisenzeiten ist die Unsicherheit. Es gibt keine Antwort auf die Frage, wie lange diese Situation dauern wird, ob es Tage oder Wochen geht, bis die Infektionsrate sinkt. Deshalb müssen wir Folgendes berücksichtigen:

  • Die Angst ernährt sich von Fragen und von der Unsicherheit. Wenn wir uns ständig fragen, wie lange es wohl gehen wird, wird damit die Angst nur größer. Du solltest den Abgrund nicht vertiefen und deinen ängstlichen Geist nicht füttern.
  • Erinnere dich daran, warum du zu Hause isoliert bist: Es geht darum, die Ausbreitung des Virus im Rahmen des Möglichen zu verringern, uns selbst und andere, verletzliche Menschen zu schützen.
  • Konzentriere dich auf den gegenwärtigen Augenblick. Das ist jetzt das Einzige, was zählt. Wir müssen uns um uns selbst und um andere kümmern.
  • Beschäftige deinen Geist, um ihn auf die Gegenwart zu fokussieren: Lies ein fesselndes Buch, schau dir eine Fernsehserie oder einen Film an, mach ein Puzzle oder verwende neue Technologien, um mit Freunden und deiner Familie zu sprechen…

2. Psychologische Auswirkungen: Die Angst, uns anzustecken, die Angst, jemanden zu verlieren

Eine der psychologischen Auswirkungen der Quarantäne ist offensichtlich die Angst vor einer AnsteckungSelbst eine nahe stehende oder gefährdete Person anzustecken bereitet uns ebenfalls Angst. Doch wie kann man diese Gedanken managen?

  • Wir müssen die Angst akzeptieren und ihr Gültigkeit verleihen, ohne jedoch in Panik zu geraten. Die Krankheit ist ansteckend und es kann zu Verlusten kommen. Nachdem wir diese Evidenz akzeptieren, stehen uns Mechanismen zur Verfügung, um dieser Tatsache in die Augen zu sehen.
  • Um die Angst einer Ansteckung zu reduzieren, wenden wir Schutzmaßnahmen an, um dies zu verhindern. Doch dabei sollten wir nicht obsessiv werden und keine Zwangsstörung entwickeln. Um die Angst, dass sich nahe stehende Menschen infizieren, im Rahmen des Möglichen zu lindern, wenden wir dieselbe Strategie an: Wir versuchen, sie zu schützen und erinnern sie daran, dass sie auf sich aufpassen müssen.
  • Wenn du selbst an Covid-19 erkrankt bist, musst du daran denken, dass in den meisten Fällen eine Quarantäne zu Hause ausreichend ist. Du musst jedoch die Symptome bewusst beobachten.
Covid-19: Psychologische Auswirkungen und was man dagegen tun kann

3. Stress durch fehlende Gesellschaft

Wir sind soziale Wesen und an verschiedene Gepflogenheiten und Routinen gewöhnt. Wenn sich diese plötzlich verändern, reagiert das Gehirn mit einem Alarmzustand und experimentiert Stress.

Diese unerwarteten Veränderungen können wir fünf bis zehn Tage lang ertragen. Doch ab ungefähr zwölf Tagen fühlen wir zunehmende Nervosität und Unruhe. 

Wir vermissen Personen, Familienangehörige und Freunde. Außerdem entbehren wir unseren normalen Alltag. Doch was können wir in dieser Situation tun?

  • Die Technologie ist in diesem Fall auf unserer Seite. Anrufe, Textnachrichten oder Videochats helfen uns, die Kommunikation aufrechtzuerhalten.
  • Um die Angst und Nervosität zu stillen, mit der unser Gehirn auf die unterbrochene Routine reagiert, braucht es klare Gewohnheiten: Arbeit und Freizeit zu Hause, Ruhezeiten, Sport…

4. Psychologische Auswirkungen der Quarantäne: Was passiert mit mir, wenn alles zu Ende ist?

Am Ende dieser Pandemie beginnt die Post-Coronavirus-Periode. Während der Quarantäne stellen wir uns die Frage, wie es danach weitergehen wird. Werden wir unseren Job verlieren? Was wird aus der Weltwirtschaft? Was werde ich tun, wenn ich einen geliebten Menschen verliere?

Die psychologische Angst vor der Zukunft kann immens sein. Wir müssen deshalb rational bleiben, wir müssen verhindern, uns von negativen Gedanken tragen zu lassen, von Ereignissen, die noch gar nicht stattgefunden haben.

In der Zeit der Isolierung müssen wir unseren Geist kontrollieren und uns am Hier und Jetzt festhalten. Jetzt geht es einzig und allein darum, uns zu pflegen, um uns auch um andere kümmern zu können.

Psychologische Auswirkungen der Quarantäne: Was passiert mit mir, wenn alles zu Ende ist?

5. Das Gewicht des Zusammenlebens zu Hause oder die Einsamkeit in der Isolierung

Wir wissen, dass das Zusammenleben während der Quarantäne ein Segen oder auch ein Fluch sein kann. Es ist nicht immer einfach, so viele Stunden auf kleinem Raum zusammen zu sein. Familien mit Kindern müssen ihren Nachwuchs unterhalten und an schwierigen Tagen gleichfalls lächeln und für sie da sein.

Der Schlüssel in dieser Situation ist die Einstellung. Wir müssen konstruktiv und positiv bleiben, um unsere Familienbande in dieser schwierigen Zeit noch mehr zu stärken. 

Auch die Kreativität ist wichtig, damit jeder Tag einzigartig ist. Zusammen zu sein und uns gegenseitig zu pflegen, ist das Beste, was wir in dieser Zeit tun können. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass viele Menschen in diesen Tagen auch sehr einsam sind.

In diesem Fall ist es grundlegend, den Kontakt mit ihnen über moderne Technologien zu erhalten. Konversationen, Benachrichtigungen und Videochats sollten einen Teil ihres Tages in Anspruch nehmen, damit sich alleine lebende Menschen nicht so einsam fühlen. Sie brauchen Unterstützung und sollen sich in der Distanz geliebt fühlen. 

Wir wissen, dass diese Situation das Beste von uns fordert. Darauf müssen wir vorbereitet sein. Wir müssen die psychologischen Auswirkungen der Quarantäne kennen und lernen, besser damit umzugehen.


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