ISRA-Test: Ein psychologischer Test zur Messung von Angst

Das Inventar über Angstsituationen und -reaktionen (aufgrund des spanischen Namens mit ISRA abgekürzt) ist ein psychologisches Instrument, welches bei der Bewertung von Angststörungen umfassende Informationen liefert. Aber der ISRA-Test erleichtert nicht nur die Diagnose, sondern bietet auch spezifische Techniken, um Patienten, die an diesen Störungen leiden, effektiv zu behandeln.
ISRA-Test: Ein psychologischer Test zur Messung von Angst
Elena Sanz

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Elena Sanz.

Letzte Aktualisierung: 12. Januar 2023

Die verschiedenen Formen der Angststörungen gehören zu den wichtigsten psychischen Gesundheitsproblemen. Um diese Störungen korrekt diagnostizieren zu können, sind geeignete Instrumente erforderlich. In unserem heutigen Artikel werden wir dir den ISRA-Test vorstellen. Dieser psychologische Test zur Messung von Angst unterscheidet sich von anderen Testverfahren und bietet verschiedene weitere Vorzüge.

Aufgrund seiner Struktur liefert der ISRA-Test dem Psychologen sehr detaillierte und umfassende Informationen über die Ängste eines Patienten. Diese sind in den verschiedenen Phasen eines psychotherapeutischen Prozesses extrem hilfreich. Zu Beginn der Behandlung erleichtern die ausführlichen Informationen die funktionelle Analyse des Problems und erlauben eine korrekte Diagnose. Darüber hinaus kann der Therapeut im Verlauf der Behandlung die jeweiligen Fortschritte und die Effektivität der Behandlung erfassen und messen.

ISRA-Test - Mann mit Ängsten

ISRA-Test, ein psychologischer Test zur Messung von Angst

Situationen und Reaktionen

Der ISRA-Test ist ein zuverlässiger psychologischer Test, mit dem der behandelnde Arzt oder Psychologe das Ausmaß der Angstörung eines Patienten erfassen und bewerten kann. Dieser Test unterscheidet sich in einem wesentlichen Hauptmerkmal von anderen Testverfahren: er konzentriert sich auf Angstsituationen und die Reaktionen darauf. Der ISRA-Test enthält 22 konkrete Situationen, die Ängste auslösen könnten. Daher gibt es für jede Situation auch verschiedene mögliche Antworten und Reaktionen.

Der Patient muss sich in jede einzelne Situation hineinversetzen und darüber nachdenken, wie er oder sie darauf reagieren würde. Anschließend muss der Patient angeben, wie oft er in dieser Weise in vergleichbaren Situationen reagiert. Wir wollen dies an einem Beispiel verdeutlichen:

  • Situation: Du befindest dich in einer Prüfung, bei der sehr viel auf dem Spiel steht oder hast ein Vorstellungsgespräch für einen sehr wichtigen Job.
  • Mögliche Reaktionen und Antworten: “Ich denke, dass die Menschen bemerken werden, dass ich Probleme habe und mich unbeholfen verhalte” oder “Ich kann keine Entscheidungen treffen, weil ich sehr häufig zu viel und zu lange nachdenke”.

Der Patient muss sich also darüber bewusst werden, wie oft er während einer Prüfung oder bei der Arbeit auf diese Weise reagiert (denkt, dass andere seine Unbeholfenheit bemerken oder dass er grundsätzlich zu viel nachdenkt). Da sowohl die Situationen als auch die Antworten sehr spezifisch und einfach sind, können die Patienten diesen Test meist problemlos durchführen.

Welche Faktoren und Aspekte der Angst werden im ISRA-Test berücksichtigt?

Der ISRA-Test zur Messung von Angstzuständen erlaubt es den Psychologen, die problematischen Angstfaktoren des Patienten zu identifizieren. Er misst vier spezifische Faktoren, denen jeweils eine sehr konkrete mögliche Situation zugeordnet ist.

Nachfolgend werden wir dir diese vier Faktoren nennen und Beispiele für die zugeordneten Situationen geben:

  • Angst vor Bewertung oder Beurteilung. Eine mögliche Situation könnte das Reden in der Öffentlichkeit sein.
  • Sexuelle und soziale InteraktionenDie zugeordnete Situation könnte sein, dass eine Person dem Patienten körperlich sehr nahe ist und ihre Körper sich leicht berühren.
  • Ängste in phobischen Situationen. Der Patient muss sich vorstellen, eine Flugreise oder Schifffahrt zu unternehmen.
  • Gewöhnliche Alltagssituationen. Wenn der Patient sich beispielsweise bei einer Verabredung verspätet.

Die Untersuchung dieser Faktoren erleichtert es dem behandelnden Arzt oder Psychologen zu verstehen, welche Form der Angststörung bei dem Patienten vorliegt und durch welche konkreten Situationen diese Ängste ausgelöst werden. Darüber hinaus kann er erkennen, auf welche Weise der Patient üblicherweise in spezifischen Angstsituationen reagiert. Dies wiederum erleichtert die Festlegung der optimalen Behandlung und der geeigneten Interventionen.

Die drei operativen Ebenen, auf denen sich Angst manifestiert

Darüber hinaus hat dieser Angst-Test noch einen weiteren Vorteil, den andere Tests nicht haben: Mit dem ISRA-Test können die drei Komponenten der Angst getrennt voneinander bewertet werden. Angst manifestiert sich auf der kognitiven Ebene (Gedanken), der physiologischen (körperliche Symptome) und der motorischen Ebene (Verhalten).

Aber die interessanteste und relevanteste Tatsache ist, dass diese drei Ebenen häufig nicht miteinander verbunden sind. Ein Mensch kann starke physiologische Angstsymptome haben und sich gleichzeitig nur wenig ängstlich verhalten. Der ISRA-Test bietet verschiedene Antwortoptionen für jede dieser Ebenen, sodass der Patient angeben kann, wie oft diese Symptome jeweils auftreten:

  • Kognitiv. “Ich habe negative Gedanken über mich” oder “Ich glaube, dass ich ungeschickt bin”.
  • Physiologisch. “Meine Hände sind verschwitzt” oder “Ich habe Magenschmerzen”.
  • Motorisch. “Ich fühle mich wie gelähmt” oder “Ich stottere”.
ISRA-Test - Frau mit Ängsten

Der ISRA-Test zur Messung von Angststörungen: Vorteile

Der ISRA-Test ist ein sehr umfassendes Instrument, mit dem die Reaktionen eines Patienten in bestimmten Situationen sehr gut ermittelt werden können. Darüber hinaus ermöglicht er eine generelle Messung der Angst-Intensität und eine Differentialdiagnose, welche der vier Angstfaktoren der problematischste ist.

Außerdem lässt sich der Grad ermitteln, in welchem sich die Angst in jeder der untersuchten Ebenen manifestiert. Der ISRA-Test liefert grundsätzlich sehr ausführliche Informationen über den Patienten und seine spezifische Angststörung. Wenn Therapeuten und Ärzte diese Daten verwenden, können sie bessere Entscheidungen darüber treffen, welche Techniken und Methoden zur Behandlung der einzelnen Patienten am besten geeignet sind.

 


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  • Miguel Tobal, J., & Cano Vindel, A. (2002). ISRA Inventario de situaciones y respuestas de ansiedad. TEA ediciones.

  • Cano-Vindel, A., & Miguel-Tobal, J. J. (1999). Evaluación de la ansiedad desde un enfoque interactivo y multidimensional: el inventario de Situaciones y Respuestas de Ansiedad (ISRA). Psicología Contemporánea6(1), 14-21.


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