Co-Parenting: Ein neues Modell der Kindererziehung

Co-Parenting: Ein neues Modell der Kindererziehung
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 14. April 2023

Hinter dem Begriff Co-Parenting oder Co-Elternschaft verbirgt sich ein neuartiges Familienmodell. Dabei erfüllen sich zwei Menschen, die weder eine romantische noch eine sexuelle Beziehung miteinander führen, einen gemeinsamen Traum: den Traum vom eigenen Kind. Sie teilen sich die Verantwortung der Erziehung, der Bildung und der Erfüllung der grundsätzlichen Bedürfnisse des Kindes. Sie sind gewissermaßen gleichberechtigte Teilhaber in einer liebevollen Beziehung zum Kind.

Diese Vorstellung mag für manche Menschen schockierend klingen. Andere wiederum sehen in der Co-Elternschaft nur wenige Unterschiede zu einer traditionellen Elternschaft, abgesehen davon, dass beim traditionellen Modell die Eltern in einer Liebesbeziehung oder einer Ehe zusammenleben. Dabei gibt es durchaus auch Gründe, diese traditionellen Denkmuster zu hinterfragen. Es gibt zudem mehrere Anzeichen dafür, dass sich das traditionelle Familienmodell und die traditionelle Elternschaft verändert haben. Es gibt immer mehr alleinerziehende Eltern und es gibt gleichgeschlechtliche Eltern, die ihre Kinder durch künstliche Befruchtung oder Adoption bekommen. Warum also nicht auch Co-Parenting?

Was ist Co-Parenting?

In gewisser Weise gibt es Co-Parenting schon eine ganze Weile. Nimmt man beispielsweise Paare, die sich trennen und in diesem Zusammenhang ein geteiltes Sorgerecht vereinbaren, hat man ein Beispiel für Co-Parenting. Sie werden quasi zu Co-Eltern, auch wenn das ursprünglich nicht so geplant war. Sie müssen bzw. wollen ihr Kind weiter gemeinsam großziehen, doch außer dem Kind verbindet sie nichts mehr.

Co-Parenting bietet Männern und Frauen die Möglichkeit, Eltern zu werden, ohne langfristige Verbindungen miteinander eingehen zu müssen. Sie verbindet lediglich die Sehnsucht nach einem eigenen Kind, dem sie ihre Liebe schenken können.

Zu dem neuesten Modell der Elternschaft, dem Co-Parenting, finden sich bereits zahlreiche Informationen im Netz. Hier können fremde Menschen miteinander in Kontakt treten und durch künstliche Befruchtung können sie sich den gemeinsamen Traum vom eigenen Kind erfüllen. Man könnte sagen: gemeinsam und doch jeder für sich. Co-Eltern treffen Abmachungen, teilen sich Pflichten, Zeit und Verantwortung und sorgen dafür, dass ihr Kind alles bekommt, was es zu einem glücklichen Leben braucht.

Eine dreiköpfige Familie wird durch Strichmännchen dargestellt.

Co-Parenting und das Bedürfnis, Eltern zu sein

Wir sind uns alle darüber im Klaren, dass sich die Gesellschaft verändert hat. Es gibt mehr Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern. Diese Entwicklung bringt aber auch neue Herausforderungen mit sich, und zu denen gehört auch, dass Frauen sich immer später dazu entscheiden, ein Kind zu bekommen. Zu dem Zeitpunkt, wenn Frauen sich persönlich und finanziell für ein Kind bereit fühlen, fehlt ihnen häufig der passende Partner. Männern geht es oft nicht anders.

Im Rahmen des Co-Parenting können sie mit Menschen in Kontakt treten, die den gleichen Wunsch verspüren. Sie können über eine spezielle Webseite oder Beratungsstelle Kontakt zu einer anderen Person aufnehmen, die sich ebenfalls ein Kind wünscht. Anschließend besteht die Möglichkeit, ein Treffen zu vereinbaren. Die zukünftigen Eltern können dabei Mann und Frau oder gleichgeschlechtlich sein, das spielt keine Rolle.

Nachdem man sich kennengelernt und eine gemeinsame Basis gefunden hat, kann man klären, ob man die gleichen Werte, Ideen und Glauben vertritt. Falls das so ist, kann man sich schließlich dazu entscheiden, eine Familie zu gründen – in einer modernen Form.

Ein Baby umfasst mit seiner rechten Hand den kleinen Finger des Vaters.

Ziele des Co-Parenting

Die Qualität der Beziehung, die zwischen den Eltern besteht, ist ausschlaggebend für das Wohlbefinden des Kindes. Und darum geht es den Co-Eltern. Nicht selten werden Trennungen oder Scheidungen von Streitigkeiten begleitet. Diese Streitereien sind für niemanden gut und schon gar nicht für die mentale und emotionale Gesundheit eines Kindes.

Wenn sich Eltern zusammenfinden, deren einziger Wunsch es ist, ein Kind zu haben, entsteht eine ganz besondere Beziehung. Die Basis dieser Beziehung ist Freundschaft und die gemeinsame Idee, immer das Beste für das Kind zu tun. Das ist oft weniger kompliziert als eine “echte” Beziehung.

Manche denken vielleicht, dass wir in der heutigen Zeit zwar eine Menge neuer Ideen entwickeln, doch dass diese Ideen nicht immer gut sein müssen. Dennoch, die Entscheidung ein Kind in die Welt zu setzen und für es die Verantwortung zu tragen, trifft man nicht aus einer Laune heraus. Für viele Menschen ist es eine lebensprägende Entscheidung. Aus diesem Grund suchen sie nach nützlichen aber auch sicheren Wegen, auf denen sie ihr ultimatives Ziel erreichen: das Wohlbefinden des Kindes.

Grundlagen einer gesunden Co-Elternschaft

Eine ideale Co-Elternschaft zeichnet sich durch die folgenden Punkte aus:

  • Stillschweigende und rechtliche Vereinbarungen zwischen beiden Eltern.
  • Eine gute Beziehung zwischen den Co-Eltern. Hohes Maß an Kooperation und Kommunikation.
  • Klarheit darüber, in welchem Lebensabschnitt des Kindes, wer wofür verantwortlich ist.
  • Eine positive Einstellung, wenn es um Absprachen und Problemlösungen geht. Co-Eltern müssen als verantwortungsvolle und vertrauenswürdige Personen sein.
  • Vereinbarungen darüber, wie das Kind erzogen und ausgebildet wird.
  • Räumliche Nähe.
  • Ein harmonischer Familienkreis. Das Kind fühlt und weiß, dass es immer zu jedem Elternteil gehen kann, wenn es etwas braucht.
  • Das Kind hat höchste Priorität, gegenüber allem anderen.
Ein kleines Mädchen sitzt auf einer Schaukel und die Eltern legen ihm jeweils eine Hand auf jede Schulter.

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.