Chaim Ferster: Ein Mann, der dem Tod entkommen ist

Nur sehr wenige Menschen haben es geschafft, ein Konzentrationslager während des Zweiten Weltkriegs zu überleben, aber Chaim Ferster ist einer dieser Überlebenden. Sein gesunder Menschenverstand half ihm, dem Tod nicht nur einmal, sondern achtmal zu entgehen.
Chaim Ferster: Ein Mann, der dem Tod entkommen ist
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 13. Juni 2023

Chaim Ferster ist weder eine Berühmtheit noch ein bekannter Künstler. Dennoch ist dieser 97-jährige Mann, der das Bild von Gesundheit ist und bis zu seinem 92. Lebensjahr gearbeitet hat, jemand, zu dem wir alle aufschauen können. Denn es gelang ihm, die Nazis zu bezwingen und nicht nur ein Mal aus ihren Fängen zu fliehen; er schaffte dies sogar acht Mal.

Obwohl Chaim Ferster den größten Teil seiner Jugend damit verbracht hatte, die Schrecken des Krieges zu überleben, haben diese Erfahrungen keine seelischen Spuren bei ihm hinterlassen. Und dies ist vielleicht sein größter Triumph. Er überlebte nicht, um von Schmerz und Schande besessen zu sein, die er und seine Familie erdulden mussten, sondern um sein Leben neu zu gestalten und ohne die dunklen Schatten seiner Vergangenheit weiterzuleben.

„Wir müssen die endliche Enttäuschung akzeptieren, aber niemals die unendliche Hoffnung verlieren.“

-Martin Luther King jr.-

Heute ist Chaim Ferster ein herzlicher, dankbarer und weiser Mann; er ist außerdem Urgroßvater, war 65 Jahre lang glücklich verheiratet und gründete auch ein erfolgreiches Unternehmen. Er hat seine Geschichte hunderte Male erzählt, weil er einer der wenigen überlebenden Häftlinge eines Nazi-Konzentrationslagers ist. Daher kann er, als überlebender Zeitzeuge, aus erster Hand darüber sprechen, was mit ihm passiert ist.

1943 schickte die Gestapo Ferster in ein Konzentrationslager.

Eine dunkle Zeit

Chaim Ferster wurde am 18. Juli 1922 in der polnischen Stadt Sosnowiec in einer orthodoxen jüdischen Familie geboren. Zu dieser Zeit machten orthodoxe Juden 21 % der Stadtbevölkerung aus. Er erinnert sich, dass seine gesamte Gemeinde in großer Sorge zusah, wie die Nazis in Deutschland an die Macht kamen.

Und sie hatten Recht, besorgt zu sein. Im Jahre 1939 fielen die Nazis in seine Stadt ein. Der Zweite Weltkrieg begann und der Antisemitismus regierte. Zunächst war es der gelbe Stern auf ihrer Kleidung, die Diskriminierung auf der Straße und die Unsicherheit darüber, was noch kommen würde. Dann wurden die ersten jüdischen Ghettos errichtet. Obwohl Chaim Ferster erst 17 Jahre alt war, erinnert er sich immer noch an die Angst vor diesen schrecklichen Jahren.

Das Jahr 1942 hat Fersters Leben für immer verändert. Sein Vater starb an einer Lungenentzündung, weil im Ghetto keine primären Medikamente verfügbar waren. Aufgrund des extrem eingeschränkten Zugangs zu Nahrungsmitteln, litten er und seine Familie ebenfalls unter Hunger. Im selben Jahr befahl die Gestapo Fersters Mutter und Schwester, sich bei den Behörden zu melden, und er hörte nie wieder von ihnen.

Chaim Ferster: Tragödie und Hoffnung

Chaim Ferster und die anderen Juden lernten schnell, dass wenn die Gestapo jemanden verhaftete, man von diesen Personen nie wieder etwas sehen oder hören würde.

Die Leute wussten zu dieser Zeit noch nicht viel über Konzentrationslager. Die Informationen, die sie hatten, basierten auf Gerüchten und Getuschel. Es war zu dieser Zeit, als einer von Fersters Onkeln ihm einen Rat gab, der ihm das Leben retten würde. Er sagte ihm, dass er lernen solle, wie man etwas macht, das für die Deutschen nützlich wäre.

Chaim Ferster entschloss sich, im Ghetto den Beruf des Nähmaschinenmechanikers zu erlernen – eine hervorragende Entscheidung. Denn im Jahre 1943 kam seine Zeit. Die Gestapo rief ihn herbei und schickte ihn in ein Konzentrationslager.

Das Leben dort war anfangs sehr schwer. Er war in den Lagern Oswiecim, Graditz und Niederorschel. Ferster erinnert sich, dass die Nazis die Gefangenen dazu veranlassten, eine Straße zu reparieren, als die Temperatur 25 Grad unter Null lag.

Die Nazis erfuhren jedoch von seinen technischen Fähigkeiten und teilten ihm erträglichere Arbeiten zu. Dies war zweifellos der Schlüssel zu seinem Überleben. In Graditz brach ein Typhus aus und Ferster wurde krank. Er erinnert sich an eine grauenhafte Szene: die perfekt aufgereihten Körper der Menschen, die an dem Virus gestorben waren.

Ende 1944 wurde Chaim Ferster nach Auschwitz verlegt.

Befreiung

Ende 1944 wurde Chaim Ferster nach Auschwitz verlegt. Er kam dort um Mitternacht an und sagt, dass die Stille schrecklich war. Ihm wurde ein Code auf die Haut tätowiert und er machte dort eine Reihe schrecklicher Erfahrungen durch. Zwei Monate später wurde er jedoch erneut nach Niederorschel versetzt, weil dort Techniker benötigt wurden. Für Ferster war es, als ob er in eine Berufsschule gekommen war.

Als die Alliierten nach Deutschland vordrangen, musste Niederorschel 1945 geschlossen werden. Alle Gefangenen wurden daraufhin nach Buchenwald geschickt. Dies war ein berüchtigtes Konzentrationslager, in dem täglich Massenexekutionen durchführten wurden. Da die Nazis wussten, dass sie den Krieg verlieren würden, wollten sie bis dahin so viele Juden wie möglich töten.

Chaim Ferster war aufgereiht, um hingerichtet zu werden, als die Alliierten das Lager stürmten und alle Gefangenen befreiten. Somit war er dem Tod erneut entkommen, aber die grausame Realität setzte schnell ein: Mehr als 30 seiner Familienmitglieder waren hingerichtet worden. Einer seiner überlebenden Onkel war nach Manchester geflohen, und Ferster suchte ihn. Dort konnte er ein neues Leben beginnen. Und letzten Endes besiegte Ferster die Nazis, da er ein langes, glückliches und erfülltes Leben führte.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Comins-Mingol, I. (2015). De víctimas a sobrevivientes: la fuerza poiética y resiliente del cuidar. Convergencia, 22(67), 35-54.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.