Besorgt oder wütend ins Bett gehen - eine schlechte Angewohnheit

Wenn du besorgt oder wütend ins Bett gehst, wirst du am nächsten Morgen nicht nur müde aufwachen. Denn diese negativen Emotionen wiegen schwer und hinterlassen auch in deinem Gehirn tiefe Spuren. Du kannst beispielsweise nicht mehr klar denken. Aber was genau passiert in deinem Gehirn?
Besorgt oder wütend ins Bett gehen - eine schlechte Angewohnheit
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 14. Februar 2023

Besorgt oder wütend ins Bett zu gehen ist eine wirklich schlechte Angewohnheit. Dennoch tun es sehr viele Menschen regelmäßig. Und die meisten machen dies sogar, ohne überhaupt darüber nachzudenken. Das liegt daran, dass du häufig einfach deinen Kopf ins Kissen vergräbst und beschließt, erst am nächsten Tag darüber nachzudenken, wenn du deine Emotionen unter Kontrolle hast. Allerdings löst der Schlaf nur sehr selten irgendwelche Probleme. Das bedeutet, dass sie immer noch da sein werden, wenn du am nächsten Morgen aufwachst.

Wer hat das nicht schon einmal erlebt? Du hast einen Streit mit deinem Partner und anstatt die Meinungsverschiedenheit zu lösen, macht ihr euch gegenseitige Vorwürfe und sagt unschöne Dinge. Und jenes unangenehme Schweigen, das dazu führt, dass sich jeder unter seiner Decke verkriecht.

Ihr liegt Rücken an Rücken und zieht euch beide in gekränktem kindlichen Stolz zurück. All das führt dazu, dass wohl keiner einen erholsamen Schlaf finden wird. Vielleicht wirst du auch überhaupt nicht schlafen können.

Wenn du nachts schlecht schläfst, folgt darauf immer ein unangenehmer und anstrengender Morgen. Du bist erschöpft und kannst nicht klar denken. In einem derartigen Zustand ist es sehr schwer, den Mut und das Einfühlungsvermögen aufzubringen, die Differenzen mit deinem Partner zu bereinigen. Das liegt daran, dass es schlecht für deine Gesundheit ist, wenn du wütend ins Bett gehst.

Und selbst wenn du einige Stunden Schlaf gefunden hast, wird dein Gehirn von den negativen Emotionen beeinflusst, die du mit ins Bett genommen hast. Das haben neueste Studien ergeben.

“Ich werde morgen darüber nachdenken.”

-Scarlett O’Hara-

wütend ins Bett - Frau sitzt am Bettrand

Wenn du wütend ins Bett gehst, ist das nicht gut für dich

Wenn du angespannt oder wütend ins Bett gehst, wirst du am nächsten Morgen mit schlechter Laune aufwachen. Das liegt daran, dass du tatsächlich einen beträchtlichen Teil deines kognitiven Potentials verlierst. Mit anderen Worten, Prozesse wie das Gedächtnis, Reflexionsfähigkeit und Kreativität. Tatsächlich fehlt dir die innere Ruhe, die du benötigst, um Probleme konstruktiv zu lösen.

Sherlock Holmes sagte, dass ein gesunder Schlaf die Lösung jedes Problems sei. Allerdings sagen Experten, dass dieser gute Ratschlag nur dann zutrifft, wenn du deine Sorgen beiseite lassen kannst. Wenn du dich mit der klaren Absicht zu schlafen ins Bett legst, dann ist das definitiv gesund.

Andererseits wirst du dein Unwohlsein nur noch weiter intensivieren, wenn du gestresst, angespannt, ängstlich oder wütend ins Bett gehst. Das liegt hauptsächlich daran, dass ein negativer emotionaler Zustand nicht nur zu Schwierigkeiten führt, einen guten Nachtschlaf zu bekommen, sondern außerdem auch dein Gehirn beeinträchtigt.

wütend ins Bett - Mann kann nicht schlafen

Dein Gehirn und negative Emotionen in der Nacht

Dr. Yunzhe Liu von der Normal University in Peking führte in Zusammenarbeit mit dem University College London eine Studie zu diesem Thema durch. “Ich wollte untersuchen, welche Auswirkungen es hat, wenn Menschen besorgt oder wütend ins Bett gehen”, sagte sie. Dabei entdeckte sie, dass der einzige Aspekt, der wirklich den Schlaf beeinflusst, die Art und Weise ist, wie du mit deinen Emotionen und Sorgen umgehst.

Mittels Magnetresonanztomographie beobachteten die Wissenschaftler, dass sich verschiedene Hirnareale verändern, wenn du gestresst, ängstlich oder wütend ins Bett gehst. Offensichtlich entsteht ein kumulativer Effekt. Das bedeutet, dass du dies nicht sofort bemerkst, wenn du nach einem Streit mit deinem Partner wütend ins Bett gehst und jeder von euch alleine einschläft. Die hauptsächlichen Veränderungen treten auf, wenn ein derartiges Verhalten zur gängigen Praxis wird.

Dies gilt ebenso für Stress und andauernde Sorgen. Wenn du jede Woche in einem derart negativen emotionalen Zustand ins Bett gehst, dann wird sich dein Gehirn in verschiedener Hinsicht verändern:

  • Der Hippocampus, ein Hirnareal, das mit deinem Gedächtnis zusammenhängt, wird kleiner.
  • Wenn du wütend bist, reduziert sich die Aktivität deiner Frontallappen. Sie sind für das rationale Denken und exekutive Funktionen verantwortlich. Das liegt daran, dass dein Gehirn den klassischen Tunnelblick einnimmt. Mit anderen Worten, du siehst nur einen Teil der Realität und kannst Dinge nicht mehr relativieren. Daher scheitern auch deine Strategien, Probleme auf reflektivere und kreativere Art und Weise zu lösen.
  • Dein Gedächtnis beginnt zu versagen, denn dein Gehirn kann während der wenig erholsamen Nachtstunden seine Aufgaben nicht richtig erfüllen. Tatsächlich zeigt sich dies in der Schwierigkeit, neue Erinnerungen zu festigen.
wütend ins Bett - Mann im Schlafanzug neben einer Eule

Nimm deine Probleme nicht mit ins Bett

Hat dir jemand schon einmal geraten “Gehe nie besorgt oder wütend ins Bett”? Dennoch gibt es Zeiten im Leben, in denen deine Probleme erdrückend sind und sich in deinem Gehirn Knoten bilden, die du einfach nicht lösen kannst. Was kannst du also tun, um solche Spannungen nicht mit ins Bett zu nehmen?

Zunächst einmal solltest du dich darum bemühen, dass solche Spannungen und Ängste gar nicht erst Überhand nehmen. Alle auftretenden Probleme werden sich schon bald wieder lösen.

Außerdem solltest du Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten mit deinem Partner und anderen Menschen möglichst schnell oder sofort ansprechen und bereinigen. Denn wenn du diese Themen auf den nächsten Tag verschiebst, werden sie sich meistens nicht von selber lösen. Tatsächlich werden sie in den meisten Fällen sogar noch komplizierter.

Idealerweise solltest du deinem Körper und Geist genügend Erholung gönnen, ganz ohne negative Emotionen. Dabei können dir Techniken wie Entspannung, Meditation und verschiedene Atemübungen helfen. Darüber hinaus könntest du auch ein heißes Bad nehmen oder ein gutes Buch lesen, um einen erholsamen Schlaf zu finden.

Ein friedlicher Geist schläft besser. Außerdem hilft er dir, dein Leben auf gesündere Weise in vollen Zügen zu genießen.


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  • Liu, Y., Lin, W., Liu, C., Luo, Y., Wu, J., Bayley, P. J., & Qin, S. (2016). Memory consolidation reconfigures neural pathways involved in the suppression of emotional memories. Nature Communications7. https://doi.org/10.1038/ncomms13375

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