Angst vor dem nächtlichen Alleinsein: Was tun?

Wenn es abends dunkel wird und sich die Nachtruhe nähert, haben viele Angst vor dem nächtlichen Alleinsein - auch Erwachsene!
Angst vor dem nächtlichen Alleinsein: Was tun?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 05. Oktober 2023

Wenn es abends dunkel wird und sich die Nachtruhe nähert, haben viele Angst vor dem nächtlichen Alleinsein. Nicht nur Kindern geht es so, auch Erwachsene können den Augenblick der Dunkelheit fürchten, wenn sie allein wohnen. In den meisten Fällen verbergen sich dahinter irrationale Gedanken oder ein ungelöstes Trauma. Wenn du dieses unangenehme Gefühl kennst, lies weiter, wir haben einige Tipps für dich.

“Die Angst ist so tief, wie der Verstand es zulässt.”

Japanisches Sprichwort

Die Angst vor dem nächtlichen Alleinsein

Ängste können auf einem Spektrum eingeordnet werden: Manche Menschen empfinden ein leichtes Unwohlsein, können jedoch trotzdem einschlafen. Andere hingegen haben extreme Ängste vor dem nächtlichen Alleinsein oder entwickeln eine spezifische Phobie.

Wir sprechen über ein sehr komplexes Thema, denn irrationale Ängste sind schwer kontrollierbar, gleichzeitig allerdings auch sehr einschränkend. Erfahre anschließend mehr über dieses Thema.

Die Symptome

Bei Kindern sind nächtliche Ängste ganz normal, doch auch Erwachsene leiden daran, auch wenn sie selten darüber sprechen. Dies ist vielleicht auch der Grund dafür, dass es über dieses Thema keine Studien gibt. Charakteristische Symptome, die durch die Angst vor dem nächtlichen Alleinsein entstehen, sind folgende:

  • Nervosität und Sorgen, wenn du allein im Haus oder im Zimmer schlafen musst.
  • Schwierigkeiten beim Einschlafen und Durchschlafen.
  • Du versuchst, so spät wie möglich ins Bett zu gehen.
  • Im Bett erlebst du Angstzustände und Herzrasen.
  • Du benötigst Schlafmittel.
  • Der Schlafmangel beeinträchtigt deinen Tagesrhythmus, deine Gesundheit und dein Verhalten.
  • Du stellst dir abends beim Einschlafen schlimme Ereignisse vor, die passieren könnten, da du allein bist.
  • Sobald du die Augen schließt, kommt es zu Schwindel, Herzrasen, Unwohlsein usw.
  • Du leidest an Parasomnien, wie Nachtangst oder Schlaflähmung.
  • Außerdem hast du Angst, im Schlaf zu sterben oder in der Nacht überfallen zu werden.

Viele Menschen leiden nach dem Tod des Ehepartners an Angst vor dem nächtlichen Alleinsein.

Mögliche Ursachen für die Angst vor dem nächtlichen Alleinsein

Das Journal of Psychiatric Research weist darauf hin, dass spezifische Phobien die häufigsten Angststörungen darstellen. Folgende Auslöser sind häufig:

  • Einbildung und Aberglaube: Kulturelle Traditionen oder der Glaube an paranormale Phänomene können die Angst vor dem nächtlichen Alleinsein auslösen.
  • Vergangene Traumata: Eine erhebliche Anzahl der Betroffenen leidet an den Folgen traumatischer Erfahrungen (unglückliche Kindheit, Mobbing, Aggression oder andere schmerzliche Erlebnisse).
  • Veränderungen: Eine Trennung oder der Tod des Partners führt zu einschneidenden Veränderungen. Plötzlich bist du allein zu Hause und fühlst dich insbesondere in der Nacht einsam.
  • Die Last der sozialen Isolation: Das Alleinsein ist für viele eine Belastung, es fehlt ihnen an sozialer Interaktion oder an einem Unterstützungsnetzwerk. Beim Einschlafen entstehen deshalb Ängste, die schwer zu bewältigen sind.
  • Depression: Auch depressive Störungen können sich hinter der Angst vor dem nächtlichen Alleinsein verbergen.
  • Schlafstörungen: Eine in der Fachzeitschrift Frontiers in Neurology veröffentlichte Studie zeigt, dass Schlafstörungen mit neurokognitiven Störungen einhergehen. Es könnte sich unter anderem eine spezifische Phobie entwickeln.
  • Somniphobie (auch Somnophobie): Dieser Zustand beschreibt die irrationale Angst vor dem Schlafengehen.

Angst vor dem nächtlichen Alleinsein: Was tun?

Kaum jemand spricht darüber, doch es handelt sich um eine Realität, die sich sehr negativ auf die Lebensqualität auswirkt. Betroffene benötigen professionelle Hilfe, um mit dieser Situation umzugehen. Ein Schlafmittel allein ist keine Lösung, es gibt effektive Therapien, um dieses Problem zu überwinden.

Psychologische Therapie

Zwei Ansätze sind in dieser Situation besonders wirksam: die Expositionstherapie und die kognitive Verhaltenstherapie. Ein in der Zeitschrift F1000 Research publizierter Artikel beschreibt diese Methoden und ihre folgende Vorteile:

  • Expositionstherapie: In der ersten Phase wird der Patient oder die Patienten mit den angstauslösenden Gedanken und Bildern konfrontiert. Danach muss sie sich diesen Situationen aussetzen, was zuerst in der virtuellen Realität geübt werden kann, bevor die Person lernt, ohne Angst einzuschlafen.
  • Kognitive Verhaltenstherapie: Dieses psychologische Modell verfügt über ein spezifisches Programm, mit dem Schlafstörungen behandelt werden. Es geht darum, die Ursachen zu verstehen und Techniken zu entwickeln, um Ängste zu lösen.

Die Auslöser erkennen

Die Angst vor dem nächtlichen Alleinsein ist, wie bereits erwähnt, vielfach auf bestimmte Lebensumstände zurückzuführen. Nach einer jahrelangen Partnerschaft ist es schwierig, plötzlich allein zu sein. Sobald die Auslöser feststehen, kannst du Bewältigungsmechanismen entwickeln, um besser mit dieser Situation umzugehen.

Es ist hilfreich, einige Tage ein Familienmitglied oder eine andere nahestehende Person im Haus zu haben, um sich an die neuen Umstände gewöhnen zu können. Auch ein Haustier kann das Alleinsein lindern.

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Positive Visualisierung

Versuche, vor dem Schlafengehen entspannende und positive Bilder zu visualisieren. Du kannst dir einen ruhigen, sicheren Ort vorstellen oder dich an Zeiten erinnern, in denen du dich wohl und geschützt fühltest. Visualisiere auch deine Ziele, Wünsche und Projekte, um neue Motivation zu finden und deine Einsamkeit zu überwinden.

Videoanrufe vor dem Schlafengehen

Eine angenehme Gewohnheit ist, vor der Nachtruhe mit einem Familienmitglied oder einer nahestehenden Person zu telefonieren oder zu chatten. Du fühlst dich so begleitet und kannst dich besser entspannen. Du erhältst Sicherheit und kannst mit einem Lächeln im Gesicht einschlafen.

Entspannungstechniken

Tiefe Atmung , Meditation oder Yoga helfen, Ängste abzubauen. Wähle die Methode, die für dich am zuverlässigsten funktioniert. Es geht darum, deinen Geist und deinen Körper zu beruhigen, um ein beruhigendes Gefühl zu erreichen. Du kannst dir auch eine geführte Meditation anhören, um schneller in den Schlaf zu sinken.

Angst vor dem nächtlichen Alleinsein im Erwachsenenalter

Es handelt sich um eine häufige Realität, die keine Altersgrenzen kennt. Da diese Angst sehr einschränken ist und sich auch auf die physische und psychische Gesundheit auswirkt, solltest du unbedingt Maßnahmen ergreifen, um sie zu überwinden. Zögere nicht daran, mit einer Vertrauensperson darüber zu sprechen und nach Lösungen zu suchen. Psychologische Unterstützung ist dabei auf jeden Fall von großem Vorteil.


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