Anabole Steroide und ihre Auswirkungen auf das Gehirn
Anabole Steroide sind muskelaufbauende Substanzen, die der Struktur des männlichen Sexualhormons Testosteron ähnlich sind. Die Einnahme dieser Steroide verändern jedoch nicht nur den Körper, sondern auch das Gehirn. Stimmungsschwankungen, Depressionen, Angstzustände und auch kognitive Beeinträchtigungen sind häufige Folgen.
Während die Muskelmasse zunimmt, verlieren viele neurologische Bereiche an Konnektivität und altern vorzeitig. Nicht jeder, der diese synthetischen Versionen von Testosteron einnimmt, ist sich dieser Art von langfristigen Veränderungen bewusst. Anabole Steroide sollen Kindern mit genetischen Störungen helfen, ihre Verabreichung außerhalb des medizinischen Bereichs und ohne klinische Gründe ist allerdings gefährlich. Erfahre mehr über dieses Thema.
Menschen, die Steroide in übermäßigen Dosen konsumieren, können an Depressionen, Angstzuständen oder psychotischen Reaktionen leiden.
Was sind anabole Steroide?
Anabole Steroide sind die bekanntesten Anabolika und kommen schon seit Langem zur Behandlung von Krankheiten wie dem Turner-Syndrom und anderen Wachstumsverzögerungen eingesetzt. Sie werden jedoch vor allem mit der Welt des Sports und der Fitness assoziiert. Diese synthetische Version von Testosteron, dem männlichen Sexualhormon, baut nämlich Muskelmasse auf und verbessert die körperliche Leistungsfähigkeit.
Ein in der Fachzeitschrift Healthcare veröffentlichter Artikel weist darauf hin, dass zwischen 1 und 3 % der US-Bevölkerung Anabolika einnimmt, ohne die Nebenwirkungen zu kennen oder zu beachten.
Wir wissen zum Beispiel, dass diese Medikamente kurzfristig die Kraft um 5 % bis 20 % steigern und die fettfreie Körpermasse erhöhen. Ihre langfristigen Auswirkungen sind jedoch nicht eher unbekannt. Diese Substanzen verändern alle Körpergewebe und -organe, einschließlich des Gehirns.
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Die häufigsten gesundheitlichen Auswirkungen
Der Missbrauch dieser Steroide verursacht verschiedene gesundheitliche Probleme:
- Akne
- Bluthochdruck
- Hoher Cholesterinspiegel
- Haarausfall
- Nierenprobleme
- Magenschmerzen
- Flüssigkeitsretention
- Brustvergrößerung
- Risiko von Prostatakrebs
- Erhöhtes Risiko für Herzinfarkt
- Kleinere Hodengröße
- Auftreten von Blutgerinnseln
- Niedrige Spermienzahl
Anabole Steroide und Abhängigkeitssymptome
Die Abhängigkeit von Anabolika ist weiter verbreitet, als wir denken. Das Problem ist, dass viele Personen damit ihre Muskulatur verbessern möchten, jedoch nicht ausreichend über mögliche körperliche und psychologische Auswirkungen informiert sind.
Die Universität Oslo weist in einer Forschungsarbeit darauf hin, dass Betroffene vielfach auf Behandlungen verzichten. Viele werden jedoch abhängig und können an folgenden Symptomen leiden:
- Müdigkeit
- Schwitzen
- Nervosität
- Erhöhte Aggressivität
- Appetitlosigkeit
- Schlafstörung
- Kognitive Probleme
- Mangel an sexuellem Verlangen
- Reizbarkeit und Aggressivität
- Stimmungsschwankungen
- Notwendigkeit einer höheren Dosis aufgrund von Toleranz
Welche Auswirkungen haben anabole Steroide auf das Gehirn?
Wir alle kennen Gewichtheber, Bodybuilder, Boxer, Sprinter und andere Sportler, die ihre Karriere beenden mussten, da sie anabole Steroide einnahmen, die im Sport nicht erlaubt sind. Fälschlicherweise wird diese Substanz oft als “ungiftige Droge” bezeichnet, die schwerwiegenden langfristigen Auswirkungen werden oft heruntergespielt.
Wenn ein Jugendlicher nach der regelmäßigen Einnahme von Anabolika über einen Zeitraum von zehn Jahren ein MRT seines Gehirns sehen könnte, wäre er vermutlich schockiert. Eine Analyse in der wissenschaftlichen Zeitschrift Biologische Psychiatrie veröffentlichte Studie liefert aussagekräftige Daten über dieses Thema.
Die Einnahme von Steroiden dieser Art hat langfristig schwerwiegende Auswirkungen auf die körperliche und neurologische Gesundheit.
Gehirnalterung
Astrid Bjørnebekk, Hauptautorin der Studie und Leiterin der Forschungsgruppe für anabole androgene Steroide an der Universitätsklinik Oslo, betont, dass die Auswirkungen dieser Substanzen immens sind. Unter anderem können folgende Veränderungen beobachtet werden:
- Gedächtnisprobleme
- Schwierigkeit, Muster zu erkennen
- Verminderte Problemlösungsfähigkeiten
- Schneller alterndes Gehirn
- Langsamere Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit
- Vermehrtes Absterben von Neuronen und verringerte neuronale Konnektivität
- Veränderungen des Volumens und der Dichte der verschiedenen Gehirnregionen
- Veränderungen in der Produktion und Funktionalität von Neurotransmittern
Ebenso zeigten diejenigen, die mehr als 10 Jahre lang Anabolika konsumiert hatten, eine deutliche Abhängigkeit von diesen Substanzen.
Psychiatrische Probleme
Die Einnahme solcher Steroide in Form von Pillen, Injektionen oder Cremes wirkt sich mit der Zeit auch auf die psychische Gesundheit aus. Die Schädigung des Gehirns korreliert immer mit psychiatrischen Problemen.
Die Zeitschrift Scientific Reports hebt beispielsweise hervor, dass die Einnahme dieser synthetischen Substanzen mit Risikoverhalten und Problemen bei der Wutregulierung verbunden ist. Am auffälligsten ist allerdings psychopathisches Verhalten. Das muss zwar noch durch weitere Studien bestätigt werden, ist aber dennoch ein besorgniserregendes Ergebnis. Außerdem fallen bei Betroffenen langfristig vorwiegend Stimmungsstörungen wie Depressionen und Angstzustände auf.
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Therapien zur Behandlung einer Anabolika-Sucht
Anabole Steroide verändern das Gehirn und führen die Person in einen Zustand großer psychosozialer Erschöpfung. Diese Sucht ist lebensbedrohlich und benötigt eine ärztliche Behandlung. Das Aggressionsniveau schlägt auf die Umwelt zurück und nimmt Betroffene in psychischen Zuständen gefangen, die von Leid und Hilflosigkeit geprägt sind.
Möglichkeiten, diese selbstzerstörerische Dynamik zu überwinden, sind die kognitive Verhaltenstherapie und die Gruppentherapie. Auch die Unterstützung durch andere medizinische Fachkräfte wie Ernährungsberater wird empfohlen. Betroffene nehmen viele Vitaminpräparate ein und stellen ihre Ernährung komplett um.
Weitere Strategien zur Förderung der Gehirngesundheit
Das Gehirn ist hochgradig plastisch. Eine Psychotherapie und kognitives Training können Personen mit einer Anabolika-Sucht helfen. Wichtig sind außerdem folgende Aspekte:
- Der erste Schritt besteht darin, das Suchtproblem zu erkennen.
- Betroffene benötigen Unterstützung durch nahestehende Personen.
- Sie müssen wissen, dass sie Höhen und Tiefen erleben werden.
- Sie müssen neue Interessen und Anreize finden.
- Ein kognitives Stimulationsprogramm kann sehr vorteilhaft sein.
- Eine psychologische Einzel- und Gruppentherapie ist unbedingt ratsam.
- In einer Ernährungsberatung lernen Betroffene, ihr Essverhalten umzustellen.
- Wichtig ist außerdem, Anreize zu stoppen, die den Konsum von anabolen Steroiden fördern.
Betroffene müssen jeden Tag daran arbeiten, um ihre geistige und körperliche Gesundheit zu verbessern. Veränderung ist immer möglich.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
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