7 Anzeichen dafür, dass du süchtig nach Stress bist

Die Sucht nach Stress führt zu selbstzerstörerischen und sehr gefährlichen Verhaltensweisen. Erfahre mehr darüber.
7 Anzeichen dafür, dass du süchtig nach Stress bist
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 07. Juni 2023

Stress kann süchtig machen: Manche Menschen sind nicht in der Lage, von ihrer Arbeit abzuschalten und ihre Freizeit zu genießen. Sie sind konstant an hohe Adrenalin- und Cortisolwerte gewöhnt. Die Sucht nach Stress ist keine klinische Entität, die in Diagnosehandbüchern wie dem DSM-V zu finden ist, doch es handelt sich um eine immer häufigere Realität.

Die Sucht nach Stress

Stress ist ein natürlicher Mechanismus des Gehirns, den wir benötigen, um Herausforderungen zu bewältigen, Probleme zu lösen und mit bestimmten Bedrohungen umzugehen. Dank dieser psychophysiologischen Reaktion können wir als Spezies überleben. Wird er jedoch zur Gewohnheit, macht Stress krank. Ein in der Fachzeitschrift Cellular and Molecular Neurobiology veröffentlichter Artikel sowie andere Forschungen zeigen auf, dass chronische Stressreaktionen das Risiko für eine Vielzahl klinischer Störungen erhöht.

Seit einigen Jahren sind in der psychologischen Beratung immer mehr Personen zu beobachten, die nach Stress süchtig sind. Sie haben sich an die Überaktivierung des sympathischen Nervensystems gewöhnt. Adrenalin, Epinephrin und Cortisol verstärken die neuronalen Belohnungssysteme. Ein in der Fachzeitschrift Advances in Psychosomatic Medicine veröffentlichter Artikel weist darauf hin, dass sich Süchte auf diese Weise verfestigen: Sie erzeugen durch externe Substanzen oder durch Verhaltenshormone und Neurotransmitter ein High als Belohnung.

Anzeichen dafür, dass du süchtig nach Stress bist

Die Sucht nach Stress ist ungesund und führt zu selbstzerstörerischen und sehr gefährlichen Verhaltensweisen. Betroffene haben das Bedürfnis, ihren Körper und ihren Geist bis an die Grenzen zu treiben. Solange ihr Cortisonspiegel das Maximum nicht erreicht, fühlen sie sich nicht gut. Folgende Anzeichen weisen auf diesen Zustand hin.

1. Geringe Toleranz für Inaktivität

Personen, die nach Stress süchtig sind, sehen sich nicht in der Lage, sich auszuruhen. Sie halten Nichtstun und Freizeit für Zeitverschwendung und Inkompetenz. Ihr Geist ist so sehr an Multitasking, Sorgen und ständige Aktivität gewöhnt, dass sie etwas so Notwendiges wie Untätigkeit nicht ertragen können.

2. Extremer Perfektionismus

Betroffene haben das Bedürfnis, Spitzenleistungen zu erbringen. Sie setzen sich oft unrealistische Ziele, die sie nie erreichen. Ihre Besessenheit nach hohen Produktions- und Effizienzstandards führt zu Frustration und einem ständigen Gefühl des Versagens. Dieses Verhalten ist selbstzerstörerisch.

3. Hohe Wettbewerbsorientierung

Personen, die nach Stress süchtig sind, bezeichnen sich als sehr wettbewerbsorientiert. Diese Eigenschaft ist für Erfolg wichtig, doch sie kann auch Angst auslösen. Sie haben das ständige Bedürfnis, ihre Kompetenz und ihren Wert zu beweisen. Dadurch ist jedoch der Adrenalin- und Cortisolspiegel kontinuierlich aktiviert, was sie dazu drängt, neue Höhen zu erklimmen und anderen ihre enorme Leistungsfähigkeit zu zeigen.

4. Workaholismus

Workaholics sind arbeitssüchtig: Sie leben für die Arbeit, die ihr ganzer Lebensinhalt darstellt. Diese Personen sind auch süchtig nach Stress und vernachlässigen andere Lebensbereiche.

5. Riskante Verhaltensweisen

Riskante Verhaltensweisen führen zu einer kurzfristigen Dosis Adrenalin. Dazu gehören schnelles Fahren, Drogenkonsum oder Alkohol – weitere Anzeichen für die Sucht nach Stress. Das kurze High vermittelt ein flüchtiges Gefühl von Wohlbefinden.

6. Panikattacken

Chronischer Stress kann Panikattacken verursachen. Gehirn und Körper sind in einem Zustand hoher emotionaler Spannung und Zurückhaltung gefangen.
Dies sind Zustände großer psychophysischer Erschöpfung.

7. Somatische Symptome

Anhaltender Stress kann somatische Symptome auslösen. Dazu gehören unter anderem folgende:

  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Schlaflosigkeit
  • Erschöpfung
  • Muskelschmerzen
  • Tachykardie
  • Verdauungsbeschwerden
  • geschwächtes Immunsystem

Die Sucht nach Stress hat mentale und körperliche Folgen.

Die Sucht nach Stress und ihre Folgen

Gelegentlicher, zeitlich begrenzter Stress ist nützlich und hilfreich. Wenn diese Reaktion jedoch zu einer Sucht wird, sind die Folgen besorgniserregend. Obwohl die Wissenschaft die Auffassung vertritt, dass es problematisch ist, Stress als Suchtmittel zu betrachten, verhält er sich ähnlich. Untersuchungen – wie eine in der Fachzeitschrift EXCLI Journal veröffentlichte Studie – zeigen, dass diese Situationen von einfachen Veränderungen der Homöostase bis zu lebensbedrohlichen Auswirkungen haben können.

Gesundheitsprobleme

Eine über Monate und Jahre aufrechterhaltene Stresssucht hinterlässt Nachwirkungen, schädigt die Gesundheit und verursacht unter anderem folgende Veränderungen:

  • Kopfschmerzen
  • Schlaflosigkeit
  • Bluthochdruck
  • Muskelschmerzen
  • Gedächtnisprobleme
  • Herzprobleme
  • Vorzeitige Alterung
  • Veränderungen in der Ernährung
  • Verdauungs- und Darmbeschwerden
  • Risiko eines Hirninfarkts
  • Schwächung des Immunsystems

Psychische Probleme

Stressabhängigkeit führt häufig zu psychischen Problemen. Wie aus einem in der Zeitschrift The Journal of Neuropsychiatry and Clinical Neurosciences veröffentlichten Artikel hervorgeht, begünstigt chronischer Stress Depressionen. Die anhaltende Ausschüttung von ACTH und Cortisol hat schwerwiegende Auswirkungen auf das Gehirn. Dadurch entstehen häufig auch folgende Krankheitsbilder:

  • Soziale Isolation
  • Erhöhte Impulsivität
  • Panikstörung
  • Angstzustände
  • Risiko eines Suchtverhaltens
  • Zwanghaftes Verhalten
  • unglückliche zwischenmenschliche Beziehungen

Arbeitssüchtige Menschen entwickeln häufig das Impostor-Syndrom und sind gefährdet, nach Stress süchtig zu werden.

Sucht nach Stress: Was tun?

Menschen, die nach Stress süchtig sind, haben ein erhöhtes Bedürfnis, sich an Aktivitäten zu beteiligen, um sich selbst kompetent zu fühlen und ihr Selbstbild zu verbessern. Es handelt sich um Workaholics, stark wettbewerbsorientierte Menschen und Menschen mit Imposter-Syndrom. Bei näherer Betrachtung können sich viele damit identifizieren.

Nichtstun scheint eine Sünde zu sein, es zeugt von Schwäche und Inkompetenz. Soziale Unterstützung ist in dieser Situation sehr wichtig. Zusätzlich können folgende Tipps helfen:

  • Verbessere dein Selbstkonzept und dein Selbstwertgefühl.
  • Lerne Techniken zur Stressregulierung.
  • Betreibe Sport oder Aktivitäten, die dich zur Bewegung zwingen.
  • Finde neue Hobbys außerhalb der Arbeit.
  • Lerne Atem-  und Meditationstechniken.
  • Gestalte deinen Zeitplan neu und berücksichtige dabei Zeit für Erholung und Freizeitaktivitäten.
  • Praktiziere Selbstfürsorge. Du musst wieder Freude daran finden, dich um dich selbst zu kümmern und dir Zeit für dich zu nehmen.
  • Suche dir eine Selbsthilfegruppe. Du findest Menschen, die Ähnliches erlebt haben und kannst dich mit diesen austauschen.
  • Achte auf gesunde Lebensgewohnheiten. Eine ausgeglichene Ernährung, kein Tabak…
  • Halte dich von Umgebungen und Menschen fern, die deine Sucht nach Stress verstärken. Falls nötig, überlege dir einen Jobwechsel.
  • Lerne, dich auszuruhen. Dazu musst du deine Gedanken und Überzeugungen neu ordnen, um zu verstehen, dass “Ruhe keine Zeitverschwendung ist, Ruhe ist Gesundheit”.

Hilfreiche Therapien

Zu guter Letzt solltest du nicht zögern, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine kognitive Verhaltenstherapie kann dir helfen, deine Sucht nach Stress zu überwinden. Du wirst gesündere Denkmuster entwickeln und befriedigende Verhaltensweisen an den Tag legen. Zögere nicht, die Veränderung zu fördern, die du brauchst. Nimm dir Zeit, um dich auszuruhen und auf dich aufzupassen, dein Körper und dein Geist werden es dir danken.


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Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.