Woozle-Effekt: Lügen, die wie die Wahrheit aussehen
Wenn du eine Lüge 1.000 Mal hörst, glaubst du schließlich, dass sie wahr ist. Der Woozle-Effekt verdeutlicht, wie häufig falsche Zitate verwendet werden und wie selten wir diese hinterfragen. Die Auswirkungen machen sich in der Wissenschaft, im Journalismus und in der Kultur bemerkbar. Wir analysieren heute einige Beispiele, um diesen Effekt zu erklären.
Was ist der Woozle-Effekt?
Die Erzählung “Winnie Puuh” enthält eine Geschichte, in der Winnie Puuh und sein Freund Piglet ihre eigenen Fußabdrücke im Schnee verfolgen, da sie glauben, dass sie einem “Woozle” auf der Spur sind. Die beiden sind fest von der Existenz dieses imaginären Tiers überzeugt, bis ihnen Christopher Robin schließlich erklärt, dass es sich um ihre eigenen Spuren handelt.
Von dieser Geschichte leitet sich der Begriff “Woozle-Effekt” ab, um ein Phänomen zu bezeichnen, das es schon lange vor Winnie Puuh gab. Wenn wir falsche Informationen immer wieder hören, gelangen wir zu der Überzeugung, dass sie wahr sind. Dieser Effekt folgt einem Muster der Voreingenommenheit, das sich kontinuierlich wiederholt.
Beverly Houghton machte den Begriff populär, als sie über einen Fall in den Vereinigten Staaten berichtete. Ein Forscher veröffentlichte eine Studie über häusliche Gewalt, an der 80 Familien teilgenommen hatten. Der Autor kam zu dem Schluss, dass 55 % seiner Stichprobe eine Vorgeschichte mit häuslicher Gewalt aufwiesen.
Später schrieb ein anderer Wissenschaftler ein Buch und zitierte die Studie über häusliche Gewalt, ohne jedoch Einzelheiten über die Stichprobe zu nennen. Der Autor vermutete, dass in 55 % aller amerikanischen Familien häusliche Gewalt vorkommt. Dann zitierten andere das Buch und diese falsche Aussage verbreitete sich.
Eine Studie mit einer Stichprobe von 80 Familien ist jedoch nicht groß genug, um eine solche Behauptung aufzustellen. Durch das häufige Zitieren wurde sie jedoch als wissenschaftliche Tatsache betrachtet.
Warum tritt dieses Phänomen auf?
Es gibt verschiedene Faktoren, die bei der Suche nach wissenschaftlichen Informationen zum Woozle-Effekt beitragen können. Eine davon ist der kognitive Bestätigungsfehler, der jenen Daten, die den eigenen Standpunkt unterstützen, mehr Wert beimisst. Wenn jemand zum Beispiel häusliche Gewalt für ein weitverbreitetes Problem hält, könnte er die oben genannte Studie als Beweis dafür ansehen. Diese Verzerrung entsteht, weil das Gehirn dazu neigt, in Informationen nach Mustern zu suchen, die bestehende Schemata unterstützen.
Ein anderes Beispiel ist der Glaube, dass Männer häufiger untreu sind als Frauen. Eine Studie mit 50 Paaren, in der mehr als die Hälfte der Männer untreu waren, könnte diese Überzeugung bestätigen und als Argument dienen. Personen mit derselben Einstellung könnten sich auf diese Studie stützen, sie zitieren und die “wissenschaftliche Tatsache” verbreiten, dass Männer häufiger untreu sind.
Eine weitere Variable, die den Woozle-Effekt begünstigt, ist das Stammes- oder Gruppendenken. Wir richten uns oft nach der mehrheitlichen Meinung. Wenn viele Menschen eine bestimmte Idee unterstützen, ist es wahrscheinlicher, dass wir selbst auch daran glauben.
Beispiele für den Woozle-Effekt
Eines der bekanntesten Beispiele für den Woozle-Effekts ist ein angebliches Zitat des Physikers Albert Einstein, das immer wieder im Internet auftaucht: “Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.” Die Rückverfolgung lässt erkennen, dass dieses Zitat nicht von Albert Einstein stammt.
In jüngerer Zeit führte Kelly (2019) Forschungen über Lithium bei der Behandlung von bipolaren Depressionen und den Woozle-Effekt durch. Der Forscher erwähnt, dass Lithium in verschiedenen Werken als beste Alternative zur Behandlung dieser Krankheit beschrieben wird. Andere Bücher raten von der Einnahme dieses Arzneimittels ab. Bei der Überprüfung kam Kelly zu dem Schluss, dass die Werke, die den Einsatz von Lithium empfehlen, Opfer des Woozle-Effekts sind.
Dieser Effekt ist für Forscher grundlegend, wenn sie andere Studien zitieren, denn sie könnten damit selbst einen Woozle-Effekt auslösen.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Kelly, T. (2019). Lithium and the Woozle effect. Bipolar disorders, 21(4), 302-308.