Wie beeinflusst die Umwelt unser Verhalten?

Der Einfluss des Umfelds auf eine Person muss bei der Analyse ihrer Persönlichkeit berücksichtigt werden. Erfahre in diesem Artikel, welche Umgebungsfaktoren unser Verhalten prägen.
Wie beeinflusst die Umwelt unser Verhalten?
Sara González Juárez

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Sara González Juárez.

Letzte Aktualisierung: 09. August 2023

Wir sind keine Opfer unseres genetischen Erbes: Obwohl die Genetik einen unbestreitbaren Einfluss auf unser Verhalten hat, ist die Rolle der Umwelt prägend und darf nicht ignoriert werden. Wir zeichnen uns durch eine große Anpassungsfähigkeit aus, was für das Überleben unserer Spezies entscheidend ist. Im Laufe unseres Lebens markieren und verändern uns zahlreiche Einflussfaktoren. Wir sprechen anschließend über die wichtigsten davon.

Welche Umweltfaktoren beeinflussen unser Verhalten?

Der Ort, an dem wir zur Welt kommen und die Personen, die uns umgeben, hinterlassen tiefe Spuren und prägen unsere Gefühle, Gedanken, Entscheidungen und auch unser Verhalten. Die Sozialpsychologie informiert uns darüber, wie situative Kontexte unsere Wahrnehmung, unser Denken und unsere Emotionen steuern. Erfahre anschließend mehr darüber.

1. Kultur und soziale Werte

Die tiefgreifende Wirkung, die die Kultur einer Gesellschaft auf das Verhalten der Individuen hat, aus denen sie sich zusammensetzt, ist nicht zu bestreiten. Die jeweiligen Normen, Werte und Bräuche werden von Kindesbeinen an verinnerlicht und formen eine Persönlichkeit, die das Funktionieren des Systems aufrechterhält.

Einige Kulturen sind eher kollektivistisch und führen zu einer Konstellation von Menschen, die mehr auf das Wohlergehen der anderen und auf Zusammenarbeit bedacht sind. Andere sind eher individualistisch und fördern den Wettbewerb und die Unabhängigkeit der einzelnen Mitglieder. Beide sind gültig, solange die Mitglieder der Gesellschaft produktiv sind und ein friedliches Miteinander möglich ist.

2. Sozialer Druck und Einfluss

In diesem Abschnitt muss unbedingt das Experiment von Solomon Asch erwähnt werden, der gezeigt hat, dass Menschen dazu neigen, ihre Antworten zu ändern, um sich der Meinung anderer anzupassen. Diese Ergebnisse waren selbst in Situationen signifikant, in denen die Versuchsperson wusste, dass andere die falsche Antwort gaben.

Obwohl spätere Wiederholungen die Ergebnisse von Asch nicht mehr in derselben Intensität bestätigten, wurde die Tendenz zur Anpassung bestätigt. Daraus ergibt sich der angeborene Wunsch eines jeden Menschen, sich integriert zu fühlen und Konflikte mit der sozialen Gruppe zu vermeiden.

3. Die physische Umgebung

Die physische Umgebung der Person spielt eine wichtige Rolle. Sinnesreize (Farben, Geräusche, Symbole usw.) und die Gestaltung der Umgebung einer Person wirken sich direkt auf ihre Persönlichkeit aus.

Ein Beispiel dafür sind die Tageslichtstunden. Eine in Nature Reviews Neuroscience veröffentlichte Studie bestätigt, dass die Exposition gegenüber natürlichem Licht die zirkadianen Rhythmen reguliert und die Lernfähigkeit und die Stimmung beeinflusst.

Ebenso zeigt ein Artikel in der Zeitschrift Translational Psychiatry auf, dass die Störung dieser lichtgesteuerten Rhythmen auch die Gehirnregionen verändert, die an der Emotionsregulierung beteiligt sind, was zu einer erhöhten Instabilität führt.

4. Frühe Erfahrungen

In dieser Liste dürfen die eigenen Erfahrungen nicht fehlen. Besonders wichtig sind in diesem Zusammenhang die ersten Lebensjahre. In der Kindheit macht uns die Neuroplastizität des Gehirns besonders lernfähig, deshalb prägen uns die Lebenserfahrungen in dieser Zeit sehr stark.

Die Bindungstheorie von Bowlby macht deutlich, dass frühe kindliche Erfahrungen in der Beziehung zu ihren Eltern die Persönlichkeitsmuster im Erwachsenenalter prägen. Der Beindungstyp, der sich in der Kindheit entwickelt (sicher, unsicher, vermeidend oder desorganisiert), hängt mit dem Erziehungsstil der Eltern zusammen.

Nach dieser Theorie beziehen sich Menschen auf eine bestimmte Art und Weise auf andere und ihre Umwelt, die vom Erziehungsstil ihrer Eltern abhängt.

5. Sozioökonomischer Status

Es ist nicht zu übersehen, dass auch das sozioökonomische Niveau, in das man hineingeboren wird, einen direkten Einfluss auf das Verhalten hat. In vielen Ländern setzt ein niedriger sozioökonomischer Status Familien und Einzelpersonen einer Vielzahl von Risiken aus.

Im Allgemeinen haben diese Kinder weniger Möglichkeiten, sich zu entfalten. Ein Artikel der Fachzeitschrift Journal of Psychological Research macht deutlich, dass unter anderem die Rate an Schulabbrüchen und auch das Suchtrisiko höher ist. Der finanzielle und soziale Status prägt also verschiedene Aspekte des Verhaltens.

Der Einfluss der Umwelt auf unser Verhalten ist unvermeidlich

Die Umwelt hat einen direkten und sehr starken Einfluss auf unser Verhalten und interagiert zusätzlich mit unserer genetischen Ausstattung. Negative Verhaltensweisen zu erkennen und zu ändern, ist in jeder Gesellschaft notwendig, da wir so unsere Lebenszufriedenheit und Gesundheit sicherstellen können.

Andererseits ist das Nachdenken darüber, welche dieser Faktoren uns auf persönlicher Ebene beeinflussen, eine große Hilfe, um Pläne gegen Widrigkeiten zu schmieden. Der Weg der Selbsterkenntnis hat zahlreiche Vorteile und erleichtert die optimale Anpassung an unser Umfeld. Ergreife die Gelegenheit und analysiere die verschiedenen Aspekte deiner Persönlichkeit und deines Verhaltens.


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