Wie beeinflussen Moden die Gesellschaft?
Die Art und Weise, wie Moden die Gesellschaft beeinflussen, ist tiefgreifend und manchmal sogar beunruhigend. Mode betont die eigene Unverwechselbarkeit und Einzigartigkeit, fördert jedoch gleichzeitig die bewusste Anpassung an die Mehrheit.
Die Psychologie untersucht dieses soziale Phänomen seit Jahrzehnten. In diesem Zusammenhang ist das Selbstkonzept, das sich unter anderem aus der Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe ergibt, entscheidend. Wir fühlen uns integriert, wenn wir bestimmte Tendenzen nachahmen und anderen ähnlich sind.
Moden folgen dem Konformitätsprinzip. Die Mehrheit strebt nach Integration in die Gruppe, was zur Auflösung des Ichs führen kann.
Wie wirken sich Moden auf die Gesellschaft aus?
Soziale Netzwerke zeigen die neuesten Moden und Trends, und dabei geht es nicht nur um Kleidung. Twitter, Instagram und TikTok integrieren Codes der Kommunikation, des Denkens, der Freizeit und natürlich des Konsums in die kollektive Ideologie.
Die Art und Weise, wie Moden die Gesellschaft beeinflussen, ist nicht immer vorteilhaft. Das unrealistische Schönheitsideal, das die Industrie seit Jahren propagiert, macht viele krank. Dazu kommen Moden wie Ritzen (Selbstverletzung) oder virale Challenges, die zum Teil lebensgefährlich sind. Moden hat es schon immer gegeben. Sie prägen unsere Realität und aktivieren interessante psychologische Prozesse.
1. Nachahmung, um zur Gruppe zu gehören
Das Bedürfnis, Teil einer Gruppe zu sein, weckt in uns den Wunsch, andere nachzuahmen. Die Sozialpsychologen Henri Tajfel und John Turner betonten in ihrer Theorie der sozialen Identität den starken Einfluss der Mode, die Individuen in eine Bezugsgruppe integrieren und von einer Fremdgruppe abgrenzen kann.
Die Identität wird durch das Gefühl der Zugehörigkeit genährt. Wir eifern der Ingroup nach und folgen bestimmten Trends und Verhaltensweisen, um soziale Ausgrenzung zu vermeiden.
Das Gefühl der Zugehörigkeit fördert unser psychisches Wohlbefinden.
2. Das Prinzip der Konformität
Wie Serge Moscivici (1999) feststellt, unterschätzen wir “den Einfluss, den das Leben in Gesellschaft auf unsere Einstellungen und unser Verhalten hat. Tatsächlich sind wir unserer Umwelt völlig untergeordnet”. Das Prinzip der Konformität führt dazu, dass wir in dem Bestreben, uns anzupassen und anderen ein positives Bild zu vermitteln, unser “Selbst” verwässern und viele Realitäten unbewusst annehmen.
Außerdem weisen Persönlichkeiten wie der Sozialpsychologe Herbert Kelman darauf hin, dass sich Konformität auf drei ganz bestimmte Arten manifestiert. Sie alle erklären sehr gut, wie Moden die Gesellschaft beeinflussen.
- Identifikation: Wir fühlen uns mit dem Verhalten und dem Erscheinungsbild der Personen unserer sozialen Gruppe identifiziert.
- Verinnerlichung: Wir integrieren die Verhaltens- und Einstellungsmuster, um uns nicht ausgeschlossen zu fühlen.
- Konformität: Wir demonstrieren unsere Zustimmung zu bestimmten Moden und Trends, auch wenn wir im Privaten manchmal nicht zustimmen.
Moden festigen das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe.
3. Bedürfnis nach Anerkennung und Bestätigung
Das Bedürfnis nach Anerkennung und Bestätigung zeigt sich schon sehr früh. Wir stärken damit unsere Identität und unser Selbstwertgefühl, denn wir sind soziale Wesen und entwickeln in der Gesellschaft das Gefühl der Einheit und Sicherheit. Wie bereits erwähnt, helfen uns Moden, uns in eine Gruppe zu integrieren. Die Belohnung für die Anpassung ist Anerkennung.
4. Emotionale Ansteckung
Wenn wir analysieren, wie sich Moden auf die Gesellschaft auswirken, ist es unerlässlich, über Emotionen zu sprechen. Wenn wir ein Objekt, ein Verhalten oder Kleidung sehen, lassen wir uns emotional anstecken. Wir empfinden Faszination, Neugier und Freude. Diese positiven Gefühle, die uns überfluten, regen uns zur Nachahmung an.
5. Moden vereinfachen das Leben (mentale Abkürzungen)
Stell dir vor, du bist am Wochenende zu einer Party eingeladen und weißt nicht, was anziehen. Moden und Trend helfen dir: Du musst nicht so lange nachdenken, denn du wählst einfach die Kleidung, die die meisten Menschen gerade tragen. Trends verkürzen unsere Entscheidungen, wir tun einfach, was alle tun.
Warum sind Moden für manche Menschen besonders wichtig?
Die Art und Weise, wie Moden die Gesellschaft beeinflussen, ist aus psychologischer Sicht sehr unterschiedlich. Besonders junge Menschen interessieren sich dafür, da für sie das Zugehörigkeitsgefühl zur Gruppe besonders wichtig ist. Die Generation Z steht durch soziale Netzwerke besonders unter Druck, mit Moden und Trends Schritt zu halten.
Das Phänomen des sozialen Vergleichs kann jedoch ernste psychologische Folgen haben. Eine Studie der Universität von Ajman in den Arabischen Emiraten und andere Forschungsarbeiten machen deutlich, wie wichtig soziale Netzwerke für den Aufbau der Identität junger Menschen sind. Der Mangel an Reife macht sie anfälliger für Gruppenverhalten, das sie durch bloße Nachahmung übernehmen, um sich nicht abgelehnt zu fühlen.
Faktoren, die uns für Moden anfälliger machen
Eine Mode ist viel mehr als eine Form der sozialen Manipulation. Sie ist eine bedeutungsgeladene Ideologie, die Menschen aus Neugierde, echter Identifikation oder dem Wunsch nach Zugehörigkeit übernehmen. Dies sind die Faktoren, die uns anfälliger für sie machen:
- Größere Suggestibilität
- Konformistisches Denken
- Weniger kritisches Denken
- Der Wunsch, sich in die Gruppe einzufügen
- Angst, ausgegrenzt zu werden
- Weniger ausgeprägte Identität und Persönlichkeit
- Geringes Selbstwertgefühl und Bedürfnis nach sozialer Bestätigung
Wir alle gehen mit bestimmten Moden und Trends mit. Der Schlüssel ist, zu unterscheiden, was zu uns passt, was gesund und bereichernd ist und was nicht. In der Gegenwart tauchen oft Trends auf, die ebenso irrational wie dissonant sind. Wir müssen auch in der Lage sein, Tendenzen zu ignorieren.
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