WhatsApp öffnet Tür und Tor für Missbrauch: Das solltest du wissen!

Passwörter verlangen, ständige Kontrolle oder das Verlangen sofortiger Antworten sind eindeutige Formen des Missbrauchs. Gewalt hat viele Gesichter und macht auch vor neuen Medien nicht halt. 
WhatsApp öffnet Tür und Tor für Missbrauch: Das solltest du wissen!
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 15. November 2021

WhatsApp ist zwar in vielen Situationen sehr praktisch, doch dieser Messenger-Dienst öffnet auch Tür und Tor für Missbrauch. Oft sind die Strategien der Täter so subtil, dass anfangs keine bösen Absichten wahrgenommen werden.

Die missbrauchende Person kann damit beginnen, dich kurze Zeit oder mehrere Tage zu blockieren oder nicht mehr zu antworten. Doch allmählich nehmen diese Aktionen ernstere Dimensionen an: Bedrohungen, Beleidigungen oder andere Strategien sind an der Tagesordnung. Gewalt hat viele Gesichter und macht auch vor neuen Medien nicht halt.

In vielen Fällen erfolgt Missbrauch über WhatsApp in toxischen Beziehungen: Aggressionen müssen nicht unbedingt physisch sein, es gibt viele Formen, um das Opfer einzuschüchtern. Psychologischer Missbrauch hinterlässt tiefe Spuren, die vielfach im Verborgenen bleiben. 

Eine Form, die besonders unter Jugendlichen sehr verbreitet ist, ist die Cyber-Kontrolle. Doch viele betrachten sie nicht als Missbrauch, Manipulation oder Einschränkung. Wir laden dich heute ein, mit uns über dieses Thema nachzudenken.

Missbräuchliche Partner nutzen zunehmend Manipulationstechniken über Mobiltelefone. All dies hat schwerwiegende Auswirkungen auf ihre Opfer.

WhatsApp öffnet Tür und Tor für Missbrauch: Das solltest du wissen!

Wie erkennt man Missbrauch durch WhatsApp?

Cybermobbing erfolgt in vielen Fällen über WhatsApp. Es handelt sich also um eine Reihe von Verhaltensweisen, die darauf abzielen, den Partner (oder eine andere Person) durch die sofortige Nachrichtenübermittlung zu kontrollieren, zu verunglimpfen, zu manipulieren und zu verletzen.

Doch nicht alle Menschen betrachten diese Dynamik als eine Form von Missbrauch. Auch heute noch gehen viele Jugendliche davon aus, dass es sich um Zuneigung oder ein schützendes Verhalten handelt, wenn der Partner oder die Partnerin Mobilgeräte kontrolliert und unter anderem wissen möchte, welche Kontakte darauf gespeichert sind. Jugendliche haben oft ein verzerrtes Bild der Liebe und einer gesunden affektiven Beziehung.

Eine Studie der Autonomen Universität Madrid sowie andere Untersuchungen zeigen jedoch, dass im Alter zwischen 18 und 30 Jahren mehr als 50 % an Cybermobbing leiden. Missbrauch über WhatsApp ist inzwischen ein Klassiker. Wir analysieren diese Dynamiken.

Das blaue Häkchen in WhatsApp: Warum hast du mir nicht geantwortet?

Die Status-Anzeige ist ein beliebtes Mittel, um Partner zu kontrollieren. Wenn das blaue Häkchen anzeigt, dass eine Nachricht gelesen wurde, kommt gleich die Frage: “Warum antwortest du mir nicht? Was machst du denn? Dies ist nicht nur innerhalb von Beziehungen der Fall, sondern auch unter Freunden und Familienmitgliedern. Viele erwarten sich, sofort Antwort zu erhalten.

Du bist “online”, warum sprichst du nicht mit mir?

Manche Menschen tolerieren es nicht, dass der Partner “online” ist und trotzdem nicht antwortet. Misstrauen, Wut, Eifersucht… Diese Szene erzeugt Frustration, Unmut und viele Mutmaßungen: “Mit wem hast du gechattet? Welche Videos oder Fotos hast du geschickt?”

Ich blockiere dich in WhatsApp einfach ein paar Tage, wenn ich wütend bin

Eine andere Form der Misshandlung ist, nach Ärger, Wut oder Streit die andere Person in WhatsApp einfach eine Zeit lang zu sperren, nicht mit ihr zu sprechen und Distanz zu zeigen. Diese sehr unreifen Situationen können einige Stunden oder auch Tage anhalten.

Missbrauch über WhatsApp: Absichtliche Widersprüche und Verdächtigungen fördern

Ein weiteres sibyllinisches, jedoch effektives Manöver, das dem britischen Thriller “Gaslicht” würdig ist. Die missbrauchende Person sendet ihrem Partner oder ihrer Partnerin rätselhafte und verdächtige Nachrichten. Beispiele dafür sind: “Wir müssen das von gestern wiederholen, es war super”, “Bis später, ich möchte da weitermachen, wo wir aufgehört haben.” Etwas später kommt dann noch eine Nachricht, in der die Person mitteilt, dass sie sich geirrt hat und diese Mitteilungen für jemand anderen waren. 

Mann liest mobile Nachrichten auf WhatsApp

Intime Fotos über WhatsApp

Der Austausch von intimen Fotos ist legal, wenn beide Parteien zustimmen. Es gibt jedoch Personen, die danach verlangen, auch wenn der Partner oder die Partnerin keine Lust hat, dabei mitzumachen. Wenn sie sich weigert, wird sie mit Spott, Kritik oder Bedrohungen überhäuft.

Sexting zählt zu den häufigsten Form des Missbrauchs durch WhatsApp. Typische Aussagen für diese Praxis sind: “Wenn du mich lieben würdest, würdest du mir das Foto schicken”, “Du hast das mit deinem Ex sicher auch gemacht.”

Missbrauch durch WhatsApp: Den Standort kontrollieren

Viele Paare vereinbaren, ihre Standorte miteinander zu teilen. Es ist rechtmäßig und anständig. In bestimmten Fällen kann dies jedoch als Strategie zur Kontrolle oder Belästigung dienen. Manche Personen kontrollieren ständig, wo sich ihr Partner oder ihre Partnerin gerade befindet und überhäufen sie mit Fragen, warum sie an diesem Ort waren. Dies ist eine klare Form von psychischem Missbrauch.

Stimmungsschwankungen als Druckmittel über WhatsApp

Neue Technologien wie Messenger-Dienste können genutzt werden, um über den Gemütszustand oder Emotionen zu sprechen. Eine Form der Misshandlung besteht darin, in einer Stunde 30 oder sogar 50 Nachrichten zu schicken, um dem Partner oder der Partnerin mitzuteilen, wie sehr er oder sie geliebt oder vermisst wird.

Wenn dann der Partner oder die Partnerin nicht jedes Mal sofort antworten kann, gerät die missbrauchende Person in Wut und schlüpft in die Opferrolle oder wird sogar aggressiv. Typische Antworten sind in diesem Fall: “Ich sehe, dass du wichtigere Dinge zu tun hast. Ich dachte, du wärst anders.”

Emotionale Manipulation durch Sofortnachrichten kann ernsten Schaden anrichten. Besonders Jugendliche leiden an dieser Praxis. Sie müssen die richtige Nutzung der neuen Medien lernen und auch wissen, wie sie sich schützen können, um Missbrauch in der digitalen Welt zu verhindern.


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