Wenn eine Psychotherapie aufgrund der Familie scheitert
Familien reagieren sehr unterschiedlich, wenn eine Familienmitglied psychologische Unterstützung benötigt. Viele stehen unterstützend zur Seite, doch es gibt auch Familien, die eine Psychotherapie behindern oder sogar zum Scheitern verurteilen. Für die Patientin oder den Patienten ist dieses negative Verhalten, das wir immer wieder beobachten können, oft schwierig zu erkennen. In anderen Fällen ist der Einfluss so groß, dass sie entscheiden, die Therapie abzubrechen, um das Gleichgewicht innerhalb der Familie aufrechtzuerhalten.
Möchtest du mehr über dieses Thema erfahren oder befindest du dich in dieser Situation? Dann lies weiter…
Wenn die Familie die Psychotherapie behindert
Schätzungsweise leidet jeder achte Mensch auf der Welt an einer psychischen Störung. Das bedeutet, dass sich viele Familien in der Situation befinden, den Genesungsprozess eines geliebten Menschen begleiten zu müssen. Die Rolle der Familie ist entscheidend: Die emotionale und instrumentelle Unterstützung hilft den Patienten, ihre Situation besser zu bewältigen und schneller zu genesen.
Es kommt jedoch immer wieder vor, dass die Familie die Therapie zum Scheitern verurteilt. Der Grund dafür ist nicht, dass sie sich nicht das Beste für das betroffene Familienmitglied wünscht oder ihm nicht helfen möchte. Vielmehr ist sie nicht in der Lage, dysfunktionale Dynamiken zu unterbrechen.
Die ablehnende Haltung ist in den meisten Fällen auf unbewusste Motive zurückzuführen. In der Therapie muss diese Situation jedoch berücksichtigt werden, um der betroffenen Person helfen zu können. Wir sehen uns anschließend die häufigsten Gründe an, die eine Psychotherapie zum Scheitern bringen.
Die Familie unterschätzt die Bedeutung der Psychotherapie
Es gibt noch immer Menschen, die glauben, dass eine Psychotherapie nutzloser Unsinn ist. Viele nehmen das Problem der betroffenen Person nicht ernst oder glauben, dass die Fachkräfte ineffektiv sind. Es gibt auch noch immer zahlreiche Menschen, die meinen, dass “die Schmutzwäsche zu Hause gewaschen werden muss”. Andere sind überzeugt davon, dass Betroffene eine psychische Störung allein durch ihre Willenskraft heilen können. Sie halten eine Psychotherapie für Zeit- und Geldverschwendung.
Die Familie fühlt sich zu sehr in den Prozess integriert
Im Laufe der Behandlung kann die Familie oder ein Familienmitglied das Gefühl haben, zu sehr involviert oder sogar mitschuldig zu sein. Der Patient oder die Patienten spürt zwar die Symptome, doch die dysfunktionale Dynamik betrifft die gesamte Familie. Die einzelnen Familienmitglieder können sich deshalb im Rahmen der Psychotherapie bewusst werden, dass sie Teil des Problems sind. Viele reagieren mit Ablehnung, da sie sich angegriffen fühlen und keine Verantwortung für diese Situation übernehmen möchten. Solange es nur ein anderes Familienmitglied betrifft, unterstützen sie es, doch wenn sie selbst ins Spiel kommen, sieht die Sache anders aus.
Die Familie verliert ihre Privilegien
Angehörige können ihre Unterstützung auch dann zurückziehen, wenn sie das Gefühl haben, Privilegien zu verlieren. Der Patient kann ein sehr folgsames, abhängiges und ergebenes Familienmitglied sein, in der Psychotherapie jedoch lernen, dass er Grenzen oder Prioritäten setzen muss. Vielleicht erkennt die betroffene Person auch, dass sie psychologisch manipuliert wird und lernt, dies zu verhindern.
Die betroffene Person verbringt deshalb vielleicht weniger Zeit mit ihrer Familie oder akzeptiert bestimmte Dinge nicht mehr, die zuvor ganz normal waren. Für Familienmitglieder, die vorher von der Situation profitiert haben, fühlen sich jetzt bedroht und möchten zu ihren früheren Dynamiken zurückkehren. Sie lehnen deshalb jeden Fortschritt des Patienten ab und behindern die Psychotherapie.
Wenn eine Psychotherapie das Gleichgewicht der Familie bedroht
Eine Psychotherapie kann das Gleichgewicht und die gewohnte Familiendynamik aus der Ordnung bringen. Nicht alle Familienmitglieder erleben diese Veränderungen als positiv, denn sie können “Rechte” oder die Familienhierarchie stören. Dies führt zu Unbehagen und häufig zur Ablehnung der Therapie, da der Wunsch besteht, zum vorherigen Status zurückzukehren.
Handelt es sich um Kinder oder Jugendliche, können die Eltern die Therapie einfach abbrechen, indem sie sich weigern, sie zu zahlen. Doch auch bei Erwachsenen gibt es viele Möglichkeiten, eine Psychotherapie zu behindern: Die Familienmitglieder können dem Patienten oder der Patientin die emotionale Unterstützung und Zuneigung entziehen, ihren Zorn deutlich machen oder sie ständig Vorwürfen bedrohen. Dadurch behindern sie den Fortschritt der betroffenen Person, die entscheiden kann, die Therapie ganz abzubrechen.
Trotz aller Hindernisse und Vorwürfe ist es für die Patientin oder den Patienten wesentlich, die Therapie fortzuführen. Dies ist allerdings ein sehr schwieriges Unternehmen, wenn sie von ihrer Familie alles andere als Unterstützung erhalten.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Acevedo Sierra, L., & Vidal López, E. H. (2019). La familia, la comunicación humana y el enfoque sistémico en su relación con la esquizofrenia. Medisan, 23(01), 131-145.
- Fernández Peña, R. (2005). Redes sociales, apoyo social y salud. Perifèria: revista de recerca i formació en antropologia, (3).
- Organización Mundial de la Salud. (2022). Trastornos mentales: datos y cifras. https://www.who.int/es/news-room/fact-sheets/detail/mental-disorders#:~:text=En%202019%2C%20una%20de%20cada,personas)%20padec%C3%ADan%20un%20trastorno%20mental.