Was sind nicht-kognitive Fähigkeiten?

Nicht-kognitive Fähigkeiten werden immer wichtiger: Kreativität, emotionale Intelligenz, Selbsterkenntnis und Kommunikationsfähigkeit sind unerlässlich.
Was sind nicht-kognitive Fähigkeiten?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 12. Oktober 2022

Nicht-kognitive Fähigkeiten spielen im täglichen Leben und in der Arbeitswelt eine bedeutende Rolle. Sie sind sehr breit gefächert und umfassen unter anderem Gewissenhaftigkeit, Ausdauer, Beharrlichkeit, Teamarbeit und Kooperationsbereitschaft.

Diese Kompetenzen werden in Zukunft auf dem Arbeitsmarkt an Bedeutung gewinnen, denn wir befinden uns in der “vierten industriellen Revolution”, die hoch qualifizierte Arbeitskräfte mit spezifischen psycho-emotionalen, ethischen und verhaltensbezogenen Fähigkeiten erfordert.

Die Grenze zwischen kognitiven und nicht-kognitiven Fähigkeiten ist unscharf, trotzdem können wir bei verschiedenen Kompetenzen deutliche Unterschiede beobachten. Das bessere Verständnis dieser Fähigkeiten und die Förderung im Rahmen der Lehrpläne ist grundlegend, um unsere Jugend auf neue Herausforderungen vorzubereiten.

Die frühe Entwicklung nicht-kognitiver Fähigkeiten sollte in unserem Bildungskonzept zu einem Schwerpunkt werden.

Was sind nicht-kognitive Fähigkeiten?

Was sind nicht-kognitive Fähigkeiten?

Wenn wir an eine gebildete Person vor Augen haben, denken wir zunächst an einen Lebenslauf mit herausragenden akademischen Leistungen. Lange Zeit war Bildung gleichbedeutend mit der Festigung von Hard Skills (grundlegendes theoretisches und prozedurales Wissen für die Ausführung einer Reihe von spezifischen Bereichen).

In den letzten Jahren hat sich dieser Ansatz jedoch geändert, denn der Arbeitsmarkt benötigt jetzt neue Profile. In einer zunehmend robotisierten, mechanisierten und digitalen Gesellschaft reichten gute kognitive Fähigkeiten nicht mehr aus. Roboter könnten uns darin sogar übertreffen!

Die vierte industrielle Revolution fordert transversale Ressourcen. Nicht-kognitive Fähigkeiten sind die Zukunft. Sie umfassen Gedanken-, Gefühls- und Verhaltensmuster, die sich nicht nur auf berufliche Verpflichtungen beziehen, sondern Werkzeuge für das Leben darstellen (Borghans et al. 2008).

Im Grunde genommen geht es um sozio-emotionale oder verhaltensbezogene Eigenschaften, die keine festen Persönlichkeitsmerkmale sind, sondern im Laufe der Zeit erlernt und entwickelt werden können.

Eine Forschungsarbeit der Universität Padua sowie andere Studien machen deutlich, dass nicht-kognitive Fähigkeiten relevante Auswirkungen auf die schulischen Leistungen und den Arbeitsmarkt haben. Es ist wichtig, sie zu fördern, denn sie ermöglichen eine gute kognitive, emotionale und soziale Entwicklung.

Anschließend betrachten wir verschiedene nicht-kognitive Fähigkeiten etwas genauer.

Selbstkontrolle

Diese Fähigkeit ist grundlegend, um die eigenen Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen zu steuern. Wir müssen sie aus einer globalen Perspektive betrachten und sollten uns dabei nicht nur auf die Gegenwart konzentrieren.

Kritisches Denken

In einer Welt voller Fake News, Post-Wahrheiten und Halbwahrheiten ist kritisches Denken ein Rettungsanker in einer immer komplexeren Gesellschaft. Wie der Philosoph Francis Bacon bemerkte, geht es dabei um den Wunsch zu suchen, die Geduld zu zweifeln und die Bereitschaft zum Nachdenken.

Kritisches Denken ist eine der wichtigsten nicht-kognitiven Fähigkeiten. Sie definiert die Bereitschaft, zwischen plumpen und brillanten Argumenten zu unterscheiden, zwischen Daten, die einen Wert haben, und solchen, die nichts beitragen. Diese Kompetenz ermöglicht es uns, Vorurteile und Stereotypen zu vermeiden und Unwahrheiten aufzudecken.

Nicht-kognitive Fähigkeiten: Problemlösungsfähigkeit

Gute Problemlösungsstrategien sind grundlegend für privaten und beruflichen Erfolg. Dafür sind Proaktivität, Kreativität und ein offener Geist gefordert.

Beharrlichkeit

Diese Fähigkeit ermöglicht es dir, deine Ziele zu verfolgen und standhaft zu bleiben. Zusammen mit der Fähigkeit, Probleme zu lösen, kannst du damit in allen Lebensbereichen erfolgreich sein.

Die Beharrlichkeit steht in direktem Zusammenhang mit der Selbstwirksamkeit, der Überzeugung, eine Aufgabe erfolgreich bewältigen zu können.

Empathie

Sich in die Lage einer anderen Person einfühlen zu können, ist eine der wichtigsten nicht-kognitiven Fähigkeiten. Sie fördert die Entwicklung einer gesunden, auf das Gemeinwohl ausgerichteten Geselligkeit. Doch nicht alle Menschen entwickeln diese Fähigkeit. Mangelnde Empathie führt zu egoistischen Entscheidungen und emotionalem Schmerz.

Emotionale Gesundheit und emotionale Intelligenz

Auch die emotionale Gesundheit und Intelligenz sind nicht-kognitive Fähigkeiten. Es geht darum zu wissen, wie wir unsere Emotionen und die anderer verstehen können, um entsprechend zu handeln.

Die Fähigkeit, unsere Gefühle zu regulieren und psychophysische Zustände zu unseren Gunsten zu nutzen, ist der Schlüssel zu Erfolg und Wohlbefinden.

Nicht-kognitive Fähigkeiten: Sozialkompetenzen

Was nützen uns fünf Doktortitel und ein glänzender Lebenslauf, wenn wir nicht wissen, wie wir mit anderen kommunizieren können? Soziale Kompetenzen sind Verhaltensweisen, die auf soziale Integration, das Erreichen von Zielen, die Verteidigung unserer Rechte usw. ausgerichtet sind.

Einige Beispiele für die wichtigsten sozialen Fähigkeiten:

  • Durchsetzungsvermögen
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Aktives Zuhören
  • Der richtige Umgang mit Feindseligkeit
  • Selbstbehauptung, Eintreten für die eigenen Rechte
  • Kritik äußern und annehmen
  • Fähigkeit, sich zu entschuldigen
  • Wissen, wie man positive und negative Gefühle ausdrücken kann

Motivation zum Lernen und Entdecken

Nicht-kognitive Fähigkeiten wären ohne Motivation bedeutungslos. Sie gibt uns den Impuls und den Antrieb und umfasst Bereiche wie Neugier, Leidenschaft, Gewohnheiten, den Wunsch zu lernen und zu entdecken, sich selbst zu verbessern usw.

Resilienz

Die Zukunft hält große Herausforderungen bereit, die auch Misserfolge, Frustrationen und Enttäuschungen mit sich bringen. Inmitten dieser Komplexität ist die Widerstandsfähigkeit grundlegend. Wir müssen in der Lage sein, aus Fehlern und Erfahrungen zu lernen und wieder aufzustehen, um unsere Ziele zu erreichen.

Als Resilienz bezeichnen wir die Fähigkeit, inmitten von Schwierigkeiten Chancen zu sehen. Wir alle benötigen diese nicht-kognitive Fähigkeit.

Paar spricht über nicht-kognitive Fähigkeiten

Nicht-kognitive Fähigkeiten: Selbstwertgefühl

Das Selbstwertgefühl bezieht sich auf die subjektive Bewertung des Selbstbildes. Dieser Prozess variiert im Laufe des Lebens, wobei sowohl externe Faktoren (Erfolgs- oder Misserfolgserlebnisse) als auch interne Faktoren (z.B. die Selbstwahrnehmung) Einfluss nehmen.

Arbeitsethik und gesellschaftliche Verantwortung

Wir verstehen Arbeitsethik als einen wesentlichen Wert, der das Zusammenleben in Arbeitssituationen verbessert. Du bist fähig, deine Kollegen zu respektieren, verantwortungsbewusst, engagiert und ehrlich zu sein. Diese nicht-kognitiven Fähigkeiten ermöglichen es uns, uns für die Gesellschaft zu engagieren.

Dieses Engagement beinhaltet den echten Wunsch, sie zu verbessern, zu ihrem Fortschritt beizutragen, für Harmonie in der Gemeinschaft und für Gerechtigkeit zu sorgen.

Wie kannst du nicht-kognitive Fähigkeiten entwickeln?

Wir wissen noch viel zu wenig über die Entwicklung nicht-kognitiver Fähigkeiten in der Kindheit und Jugend. Doch wir alle trainieren diese im Laufe des Lebens meist unbewusst: Es handelt sich um einen Langstreckenlauf, der uns kontinuierlich hilft, uns zu verbessern. Du kannst jedoch auch bewusste Strategien anwenden, um diese Kompetenzen zu fördern: Emotionsmanagement, Achtsamkeit, Rollenspiele… Am besten ist es, mit dem Training dieser Fähigkeiten bereits in der Kindheit zu beginnen.


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  • García, Emma. 2013. What We Learn in School: Cognitive and Non-Cognitive Skills in the Educational Production Function. Columbia University.
  • Gintis, Herbert. 1971. “Education, Technology, and the Characteristics of Worker Productivity.” The American Economic Review, vol. 61, no. 2, 266–279.

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