Was können wir für die psychische Gesundheit von Jugendlichen tun?

Jeder siebte Jugendliche leidet an einer Form von psychischer Störung - Eine Zahl, die sich seit der Pandemie noch verschlimmert hat. Die Frage ist: Was können wir tun, um ihnen zu helfen?
Was können wir für die psychische Gesundheit von Jugendlichen tun?
Laura Ruiz Mitjana

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Laura Ruiz Mitjana.

Letzte Aktualisierung: 24. September 2022

Die psychische Gesundheit von Jugendlichen steckt in der Krise. Die Zahlen zeigen, dass Suizid die vierthäufigste Todesursache bei 15- bis 19-Jährigen ist und dass jeder siebte 10- bis 19-Jährige an einer psychischen Störung leidet. Mit anderen Worten: 86 Millionen Jugendliche im Alter von 15 bis 19 Jahren und 80 Millionen Jugendliche im Alter von 10 bis 14 Jahren leiden an psychischen Störungen. Das geht aus offiziellen Angaben der WHO hervor.

Welche Risiken birgt ein Mangel an psychischer Gesundheit in diesem Lebensabschnitt? Wie können wir Jugendliche begleiten, um ihre psychische Gesundheit zu verbessern? Wie können wir mit Eltern, Erziehungskräften und Fachleuten zusammenarbeiten?

Die psychische Gesundheit von Jugendlichen in der Krise

Die psychische Gesundheit von Jugendlichen ist in der Krise. Es liegt in unserer Verantwortung, etwas zu tun, um jungen Menschen zu helfen. Wir sprechen von Kindern, die praktisch selbstständig sind, aber dennoch unter unserer Verantwortung stehen.

Die drei wichtigsten psychischen Probleme bei Jugendlichen sind Depressionen, Angstzustände und Verhaltensstörungen. Und obwohl die Zahlen alarmierend sind, bleiben diese Krankheiten weitgehend unerkannt und unbehandelt.

psychische Gesundheit von Jugendlichen

Risiko, an anderen Problemen zu leiden

Außerdem sollten wir nicht vergessen, dass laut der WHO Jugendliche, die an einer bestimmten psychischen Störung leiden, unter anderem anfälliger für folgende Leiden sind:

  • Soziale Ausgrenzung
  • Diskriminierung
  • Stigmatisierungsprobleme (welche die Bereitschaft, Hilfe zu suchen, beeinträchtigen)
  • Erziehungsschwierigkeiten
  • Riskantes Verhalten
  • Physische Gesundheitsprobleme
  • Menschenrechtsverletzungen

Adoleszenz: eine entscheidende Phase

Die Adoleszenz ist eine komplexe und entscheidende Phase für die Entwicklung emotionaler und sozialer Gewohnheiten, die für ein gutes Gleichgewicht und geistige Gesundheit unerlässlich sind. Wir sprechen hier über Gewohnheiten, wie:

  • Einführung eines gesunden Schlafverhaltens
  • Regelmäßig Sport treiben
  • Zwischenmenschliche Beziehungsfähigkeiten entwickeln
  • Bewältigung von schwierigen Situationen und Problemlösung
  • Lernen, mit Emotionen umzugehen usw.

Um dies zu erreichen, ist es wichtig, ein günstiges, schützendes Umfeld in der Familie, der Schule und der Gemeinschaft im Allgemeinen zu haben. Dieses gesunde Umfeld ist wichtig, und zwar unabhängig davon, ob jemand an einer psychischen Störung leidet oder nicht. Wenn Jugendliche jedoch an einer psychischen Störung leiden, wird die Situation komplexer und dann treten die oben genannten Risiken auf. Was können wir also tun?

“Die Adoleszenz ist die Verbindung von Kindheit und Erwachsensein.”

Louise J. Kaplan

Was tun, um die psychische Gesundheit von Jugendlichen zu fördern?

Das Krankenhaus Sant Joan de Déu hat zusammen mit Faros und dem Observatorium für Kinder einen Leitfaden erstellt. Er enthält einen Dekalog mit einigen guten Praktiken zur Förderung der psychischen Gesundheit von Jugendlichen. Wir sehen uns nachfolgend die wichtigsten an.

1. Das Gehirn verändert sich

Während der Pubertät werden die Schaltkreise im Gehirn umstrukturiert: Neue Verbindungen werden gebildet und andere verschwinden. Es ist wichtig, sich dieser Veränderungen bewusst zu sein, um Heranwachsende in ihren verschiedenen Verhaltensweisen, Emotionen usw. besser verstehen und begleiten zu können. Denn Gehirn, Verhalten und Emotionen sind miteinander verbunden.

2. Vernetzung

Teamarbeit ist unerlässlich: Väter, Mütter, Lehrkräfte und Fachleute müssen miteinander kommunizieren und im Dialog zusammenarbeiten, um Jugendlichen mit psychischen Problemen (oder ohne) den Übergang ins Erwachsenenalter zu erleichtern. Deswegen ist es wichtig, sich zu vernetzen und die Kommunikation zu fördern, um die verschiedenen Lebenswelten von Jugendlichen zu koordinieren, Zweifel auszuräumen usw.

3. Begleiten, ohne zu urteilen

Wir müssen unsere Kinder, unsere Schülerinnen und Schüler, unsere jugendlichen Patientinnen und Patienten begleiten. Diese Begleitung sollte bei ihren Erfolgen als auch bei ihren Fehlern, bei der Bewältigung von Schwierigkeiten und beim Treffen von Entscheidungen aufrechterhalten bleiben. Vor allem, wenn eine Störung auftritt, ist diese Unterstützung wichtig. Sie sollten das Gefühl haben, dass jemand an ihrer Seite ist, der sie nicht verurteilt, sondern ihnen einfach zuhört. Denn in diesen Gesprächen können junge Menschen erklären, was ihnen widerfährt und erfahren, wo sie Hilfe erhalten können.

4. Qualitativ hochwertige Kommunikation

Die Kommunikation mit Jugendlichen ist von entscheidender Bedeutung und muss qualitativ hochwertig sein. Es ist notwendig, einen Stil zu verfolgen, der auf aktivem Zuhören basiert. Gesprächspersonen müssen verfügbar und flexibel sein und mit Einfühlungsvermögen und bedingungsloser Akzeptanz zuzuhören. Verurteile den Jugendlichen nicht, denn er durchläuft eine schwierige Zeit. Im Gegenteil, bestärke ihn darin, über das Geschehene zu sprechen oder Hilfe zu suchen.

6. Umgang mit neuen Technologien

Neue Technologien haben einen unbestreitbaren Einfluss auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen. In einem in der Zeitschrift Computers in Human Behavior veröffentlichten Artikel (Rial und Mitarbeiter, Universität Santiago de Compostela 2018), der von Unicef zitiert wird und sich ausschließlich auf Jugendliche bezieht, wird geschätzt, dass 18,2 % der Nutzer neuer Technologien im Alter zwischen 12 und 17 Jahren das Internet auf problematische Weise nutzen. Diese Rate liegt in der Altersgruppe der 14- bis 15-Jährigen bei 20,1 % und in der Altersgruppe der 16- bis 17-Jährigen bei 23,4 %.

Deshalb ist es wichtig, neue Technologien mit Bedacht einzusetzen und mit gutem Beispiel voranzugehen. Wir sollten sie nicht verbieten, aber wir sollten sie begrenzen. Lasst uns unsere Kinder trainieren und ihnen helfen, die richtigen sozialen Fähigkeiten zu erwerben.

psychische Gesundheit von Jugendlichen und Smartphones

7. Bitte um Hilfe

Psychologische (und manchmal auch psychiatrische) Unterstützung ist für einen angemessenen Umgang mit psychischen Störungen im Jugendalter unerlässlich. Es ist wichtig, um Hilfe zu bitten, aber wann?

Diese Situationen sollten beispielsweise als Anlass genommen werden:

  • Wenn die Symptome von erheblicher Intensität und Dauer sind,
  • sich die Leistung oder das Verhalten ändert
  • oder es Beschwerden gibt, die das Leben beeinträchtigen.

8. Förderung eines gesunden Lebensstils

Um für die psychische Gesundheit von Jugendlichen zu sorgen, ist es wichtig, dass sie einen gesunden Lebensstil pflegen (gesunde Ernährung, Sport, ausreichend Schlaf…). All diese Maßnahmen werden ihre normale Entwicklung von kognitiven und Verhaltensprozessen begünstigen.

Die psychische Gesundheit von Jugendlichen, die auf dem Spiel steht

Die Zahlen zur psychischen Gesundheit haben sich seit der Pandemie in allen Gruppen verschlechtert. Wir müssen jedoch bedenken, dass sich Jugendliche in einer äußerst wichtigen Phase ihrer Entwicklung befinden und müssen das enorme Leid verstehen, das sich hinter den Statistiken versteckt.

Wir müssen auf gesellschaftlicher Ebene das Bewusstsein dafür schärfen, dass die psychische Gesundheit wichtig ist und eine entsprechende Sozialpolitik erfordert. Jugendliche benötigen den Zugang zu guten Fachkräften, die sie beim Übergang ins Erwachsenenalter begleiten. Wir müssen etwas tun, um Suizide und Leid zu verhindern, um Tabus zu brechen und unserer Jugend zu helfen.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • OMS: CIE-10. (1992). Trastornos Mentales y del Comportamiento. Décima Revisión de la Clasificación Internacional de las Enfermedades. Descripciones Clínicas y pautas para el diagnóstico. Organización Mundial de la Salud, Ginebra.
  • Redorta, J., Alzina, R. B., & Galdós, M. O. (2006). Emoción y conflicto: aprenda a manejar las emociones.

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.