Warum Reisen nicht jeden glücklich macht
Früher war Reisen Luxus, heute warten viele das ganze Jahr über sehnsüchtig auf die Reisezeit. Für manche ist es Erholung, für andere ein Lebensstil. Es gibt aber auch Menschen, die keine Reiselust haben und an fremden Orten nicht glücklich sind. Wir sehen uns heute mögliche Gründe dafür an, warum Reisen nicht jedem Spaß macht.
Manche Menschen nutzen jede Gelegenheit, um neue Kulturen zu entdecken, dem Alltag zu entkommen und aufregende Abenteuer zu erleben. Andere hingegen haben nicht das Bedürfnis, zu verreisen, was oft auf Unverständnis stoßt. Nachdem du diesen Artikel gelesen hast, wirst du diesen Personen gegenüber einfühlsamer sein und sie besser verstehen.
Warum Reisen nicht jedem Spaß macht
Statistiken verraten, dass Deutsche im Jahr 2022 rund 67,1 Millionen Urlaubsreisen mit einer Dauer von fünf oder mehr Tagen unternahmen. Die Reiselust ist groß, viele nutzen nicht nur den Jahresurlaub, sondern auch verlängerte Wochenenden, um etwas Abwechslung zu erleben. Wenn jemand offen zugibt, dass er nicht sehr reisefreudig ist, staunen viele, doch dafür gibt es verschiedene Gründe:
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Nativistische Tendenzen
Einerseits lieben wir das Vertraute, die Regelmäßigkeit und die Standardisierung (Nativist), andererseits jedoch auch das Abenteuer, das Neue und den Bruch mit der Routine (Tourist). Beide Tendenzen existieren in jedem von uns und wechseln sich ab, aber eine dominiert in der Regel und bestimmt, ob wir gerne reisen oder uns zu Hause wohler fühlen.
Tradition, Routine und Sicherheit
Diejenigen, die das Reisen nicht glücklich macht, sind eher traditionell, legen Wert auf Routine und versuchen, ein gewisses Maß an Kontrolle über ihre Umgebung zu haben, da ihnen das Sicherheit gibt. Aber woher kommt dieses Bedürfnis? Ein in der Zeitschrift E-Review of Tourism Research veröffentlichter Artikel weist darauf hin, dass die Antwort auf diese Frage häufig in der Kindheit zu finden ist.
In Anlehnung an die berühmte Bindungstheorie von Ainsworth und Bowlby entwickeln Kinder in der Beziehung zu ihren primären Bezugspersonen ein bestimmtes Bild von sich selbst und ihrer Umgebung. Wenn es ihnen an Sicherheit mangelt und sie zu unsicheren Bindungen tendieren, sind sie Fremden gegenüber ängstlicher und fühlen sich unwohl in unbekannten Umgebungen.
Dies macht sich oft auch im Erwachsenenleben bemerkbar: Wenn eine Person nicht gerne verreist, könnte dies ein Hinweis auf einen unsicheren Bindungstyp sein.
Intoleranz gegenüber Ungewissheit
Überdies dürfen wir nicht vergessen, dass eine Reise immer einen Bruch mit dem Vertrauten und Bekannten bedeutet. Viele Variablen spielen dabei eine Rolle: Sprache, Gewohnheiten, Essen, Lebensstil… es gibt beim Reisen auf jeden Fall immer Ungewissheit und fremde Situationen. Für viele ist das aufregend und interessant, für andere eine wahre Herausforderung, da sich alles ihrer Kontrolle entzieht.
Offenheit für Erfahrungen
Schließlich gibt es noch einen Persönlichkeitsaspekt, der ausschlaggebend dafür ist, warum manche Menschen nicht gerne reisen: die Offenheit für Erfahrungen. Sie gehört zu den Big-Five-Persönlichkeitsmerkmalen, die von Costa & McCrae beschrieben wurden. Personen mit diesem Persönlichkeitsprofil sind unter anderem einfallsreich, intellektuell neugierig und haben eine Vorliebe für Abwechslung.
Am anderen Ende der Skala befinden sich konservative Menschen, die in der Routine und einer vertrauten Umgebung Sicherheit und Wohlbefinden erleben. Ihr Interesse an Reisen ist deshalb gering.
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Eine persönliche Entscheidung
Jeder Mensch entscheidet für sich selbst, wie und wo er sich am wohlsten fühlt. Wenn du selbst reiselustig bist, wirst du fremde Orte und neue Erfahrungen lieben. Du solltest jedoch auch verstehen, dass andere Stabilität, Vertrautheit und ihr Zuhause bevorzugen.
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